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Objekt des Monats
Objekt des Monats April 2024
Bei der Schleswig-Holsteinischen Erhebung ging es nicht allein um Patriotismus. Auch Geld, Machtstreben und Prestigedenken spielten eine große Rolle. Am 26. März 1848, drei Tage nach Verkündigung der Erhebung, wurde den Schleswig-Holsteinischen Kassen die Annahme von dänischem Papiergeld (Seddel Penge) verboten.
Aus Mangel an Kleingeld, aber auch als Ausdruck der neuen Souveränität wurden in der Altonaer Münze auf Beschluss vom 24. Sept. 1850 insgesamt 365.414 Sechslinge und 202.892 Dreilinge geprägt. Zur Ausprägung der geplanten 1-Schilling-Stücke kam es nicht mehr. Die fertigen Prägestempel und die wenigen Probeprägungen wurden sofort nach Übergabe der Münze 1851 als Kriegsbeute nach Kopenhagen gebracht.
Die 1,0827 g schweren 1-Schilling-Stücke mit einem Feingehalt von 0,406 g Silber sind äußerst selten. Die aus Kupfer geprägten Sechslinge und Dreilinge haben ein Gewicht von 4,872 bzw. 2,436 g. Alle Münzen tragen den Reichsapfel für die Prägestätte Altona, das Schleswig-Holstein-Wappen sowie die Buchstaben H.L. für den Stempelschneider Carl Heinrich Lorenz und T.A. für den Münzmeister Theodor C. W. Andersen.
Der Umlauf dieser Kleinmünzen wurde mit der erneuten dänischen Regierungsmacht über Schleswig-Holstein eingestellt. Sogar für Münzen, die sich in den Klingelbeuteln der Kirchen fanden, gab es eine Regelung: Dieses Geld durfte nicht verteilt werden. Bei Erstattung von 3 Schillingen mussten 4 Dreilinge oder 2 Sechslinge an der Altonaer Münze abgeliefert werden.
Viele Schleswig-Holsteiner hingen jedoch weiterhin an ihren Münzen. Sie ließen sich die nun ungültigen Stücke der von Dänemark „Oprørsregeringen“ genannten Schleswig-Holsteinischen Statthalterschaft versilbern und vergolden.
Objekt des Monats November 2023
Das Objekt des Monats November 2023 ist das Rendsburg-Spiel. Das Rendsburg-Spiel ist ein Brettspiel, das zu Werbezwecken im Jahr 1990 unter Lizenz von Triangel Norddeutsche CVJM Werbe- und Vertriebsgesellschaft mbH herausgebracht wurde. Das Konzept des Spiels ähnelt einem klassischen Monopoly Spiel, wobei auf den Feldern Unternehmen abgebildet sind, die 1990 in Rendsburg und der näheren Umgebung ansässig waren. Einige Beispiele sind Firmen, die auch heute noch in Rendsburg zu finden sind, wie Optik Rönnau, die Sparkasse oder die Stadtwerke Rendsburg. Des Weiteren können Unternehmen wie das Taxi Unternehmen E.Doerck oder die Shell-Station Westerrönfeld erworben werden. Jeder Spieler bekommt zu Beginn des Spiels ein festgelegtes Startkapital zur Verfügung gestellt, denn das Ziel des Spiels ist es Unternehmen zu kaufen, den Wert derer zu erhöhen und somit Gewinn zu erzielen. Das Spiel endet, wenn ein Mitspieler zahlungsunfähig ist. Es werden anschließend alle Karten mit Unternehmen verkauft und der Spieler, der nach dem Verkauf das meiste Geld vorlegen kann, gewinnt. Das Spiel wird ergänzt durch Informationen rund um die Stadt Rendsburg von der damaligen Einwohnerzahl bis hin zu einer Aufzählung der Sport- und Freizeitmöglichkeiten, die es in Rendsburg im Jahre 1990 gab, und einer Zeichnung eines Ausschnittes der Stadt in der Mitte des Spielfeldes.
Objekts des Monats März 2023...
…ist dieses amtliche Buch aus Rendsburg. Doch soll es nun nicht um den Inhalt des Buches gehen, sondern um das Ereignis, das zu seinem heutigen Zustand geführt hat. Diesen Brandschaden erhielt das Buch in der Nacht zum 2. März 1973. Damals war das Rendsburger Heimatmuseum – der Vorläufer des heutigen Historischen Museums – mit seiner Sammlung im Alten Rathaus am Altstädter Markt untergebracht. Große Teile des Gebäudes brannten und mit ihnen die Sammlung zur Stadt-, Natur- und Kulturgeschichte Rendsburgs. Die Objekte zur regionalen Flora und Faune (dazu gehörten z.B. ausgestopfte Vögel sowie Mineralien) konnten nicht mehr gerettet werden. Die fünf Stadtmodelle, einige Schiffsmodelle und viele weitere Objekte konnten jedoch gerettet werden. Aber auch das gerettete Gut war nicht schadenfrei. Durch Feuer, Löschwasser und herabstürzende Deckenbalken wurden die Objekte in Mitleidenschaft gezogen. Es wurde ein Spendenkonto eingerichtet, von dem Restaurierungsarbeiten bezahlt werden sollten. Bis heute befinden sich noch Objekte in unserem Bestand, die optisch an das Großfeuer erinnern – so auch dieses Buch.
Objekt des Monats Januar 2023
Das Objekt, dem diesen Monat besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden soll, ist dieser Gehilfenbrief von Björn Engholm. Engholm, geboren am 9.1.1939 in Lübeck, absolvierte eine Lehre als Schriftsetzer von 1959-1962 bei der Wullenwever Druck Heine KG.
Wer ist Björn Engholm?
1962 triff Engholm in die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) ein. Von 1962-1972 erwirbt er auf dem zweiten Bildungsweg die Hochschulreife und studiert anschließend Politik, Volkswirtschaft und Soziologie in Hamburg. Von 1969 bis 1983 ist er Mitglied im Deutschen Bundestag und Mitglied im Bildungsausschuss des Bundestages. 1981/82 ist Engholm Bundesminister für Bildung und Wissenschaft unter Helmut Schmidt. Weiter wird er Vorsitzender der SPD-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag und wird Mitglied des Landtages in Schleswig-Holstein. 1988 wird Engholm Ministerpräsident von Schleswig-Holstein. Prägend für seine Zeit in diesem Amt war eine Gesamtrevision der Landesverfassung, die Aufhebung des Extremistenbeschlusses, die Neufassung der Kommunalverfassung, die Ausweitung der Mitbestimmung im öffentlichen Dienst, Neuerungen zur Gleichstellung der Frau sowie Auflagen für den Verfassungsschutz. 1993 tritt Engholm als Ministerpräsident zurück.
Objekt des Monats Dezember 2022
Weil es so gut in die Adventszeit passt, ist das Objekt des Monats im Dezember diese Rendsburger Marzipangussform aus dem 20. Jahrhundert. Sie ist aus Stein und ihre Inventarnummer lautet 9423. Sechs Motive können in ihr geformt werden: ein Schlüssel, eine Schere, ein Schaukelpferd, ein Horn, eine Trompete und eine Geige.
Diese Art von Modellen wurden genutzt, um bestimme Formen serienmäßig zu produzieren. Dafür wurden formbare Substanzen wie Marzipan, Teig oder Butter in die Form, das Negativ des Reliefs, gebracht. Aber auch nicht verzehrbare flüssige Materialien wie Metall, Ton, Gips oder Kunststoffe konnten nach diesem Prinzip geformt werden.
Objekt des Monats November 2022
Eine wuchtige Registrierkasse, ein ledergebundenes Preisbuch, Taschenlampen, Schrauben, Holzleim, Scharniere, Spachtel, Taschenmesser, Gartenscheren, … so kann es noch lange weiter gehen, wenn man das Inventar des Eisenwarenladens Paul Matz aufzählen möchte.
Gegründet wurde das Geschäft von dem Kaufmann Ferdinand Piening 1889 zur Zeit des Kanalbaus. Den Arbeitern, die den Nord-Ostsee-Kanal bauten, verkaufte Piening ihr Werkzeug. 1932 wurde der Laden durch Friedrich Dittmer übernommen. Vier Jahre später erwarb Paul Matz das Geschäft. Als der Vater 1960 in Ruhestand geht, übernimmt der Sohn Wolfgang Matz, der den Eisenwarenladen bis zur Geschäftsaufgabe 1993 führt. Anschließend kamen Theke, Tresen und der gesamte Bestand in das Historische Museum.
Der Laden ist eins der größten und beliebtesten Ausstellungsobjekte in der Dauerausstellung des Historischen Museums. Aber er ist nicht nur bei unseren Besucherinnen und Besuchern beliebt: Als erste „Amtshandlung“ stellte sich der neue Museumsleiter der Museen im Kulturzentrum an seinem ersten Arbeitstag gleich morgens hinter den Ladentresen und schaute neugierig in jede Schublade. Ob sie wohl alle noch gefüllt sind?
Objekt des Monats Oktober 2022
Diesen Monat ist das „Highlight“-Objekt aus unserer Sammlung diese Gerhardsbrunnen-Medaille, auch „Gerhardstaler“ genannt.
Die Bronzemedaille hat einen Durchmesser von 7cm und kann an einem Lederband getragen werden. An diesem ist ein kleines, grünbraun marmoriertes Heftchen befestigt. In diesem ist auf fünf Seiten „Die Geschichte von dem Grafen Gerhard und seinem Brunnen“ beschrieben. Auf der Vorderseite der Medaille ist der Gerhardsbrunnen zu sehen, umschlungen von der Betitelung „GERHARDSBRUNNEN RENDSBURG 1881-1984“. Auf der Rückseite steht „ZUR ERINNERUNG AN GRAF GERHARD DEN GROSSEN 6 XII 1339“ geschrieben.
Die Medaille trägt die Inventarnummer 6545. Sie wurde im April 1984 in den Bestand des Museums aufgenommen. Die Medaille wurde anlässlich der Restaurierung des Gerhardsbrunnens im Auftrag des Verkehrsvereins Rendsburg von der Firma Metallguß Rendsburg in Bronze gegossen.
Der Gerhardsbrunnen von 1881 steht mitten auf dem Schlossplatz in Rendsburg. Er ist ein Gusswerk aus der Carlshütte in Büdelsdorf. Er erinnert an den Grafen Gerhard III. (um 1293 – 1340), den Großen, dem Rendsburg das schriftlich vorhandene Stadtrecht von 1339 zu verdanken hat. Unter ihm befanden sich die Herzogtümer Schleswig und Holstein erstmals in einer Hand. Er war seinerzeit eine sehr mächtige Persönlichkeit in Dänemark und Schleswig. Nach ihm wurden die Gerhardsstraßen in Kiel und Rendsburg benannt.
Objekt des Monats September 2022
Passend zum neuen Schuljahr, das gerade erst begonnen hat: Bei dem Objekt des Monats handelt es sich um einen Griffelkasten aus der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts. Er gehört in die Objektkategorie des Schulbedarfs und des Schreibens. Heutige Objekte mit gleicher Funktion wären Federmäppchen, Federtaschen, Schreibetuis, Stiftemäppchen– sie alle dienen dem Zweck der Aufbewahrung und dem Transport von Schreibutensilien. Die „Griffelbüchse“ oder der „Schieferkasten“ diente noch bis in die 1970er Jahre hinein als Transportmöglichkeit für Stifte und Co. Meist wurden sie individuell bearbeitet, verschönert und geprägt durch bunte Muster, Verzierungen und Sprüchen.
Dieser Griffelkasten besteht aus Holz und hat drei Fächer: ein großer und zwei kleine abgetrennte Bereiche. Der Kasten hat einen Deckel zum Aufschieben, der an der Seite entlang mit kleinen Punkten und Linien gemustert ist. Eine kleine Mulde am Ende des Deckels erleichtert das Öffnen. Die vielen Gebrauchsspuren wie die Kratzer und Verdunkelungen am Holz deuten darauf hin, dass er häufig benutzt wurde, der Kasten sozusagen ein treuer Begleiter war. Auf der Unterseite steht „Christian Löwe“ und „10/71“ handschriftlich geschrieben – eine Kennzeichnung des einstmaligen Eigentümers. Der Kasten ist sogar noch mit Inhalt befüllt. In dem Griffelkasten befinden sich Siegellack, ein Griffel mit Stab, eine Dose mit Bleistiftmienen, rotes Wachs und ein sehr dünner Bleistift.
Der Stiftekasten stammt aus dem Nachlass von Emmy Löwe aus Rendsburg und wurde 1991 in unsere Sammlung mit der Inventarnummer 8501 aufgenommen.
Objekt des Monats August 2022
Das Objekt des Monats ist im August dieser „Leitfaden beim Unterricht des Infanteristen der Schleswig-Holsteinischen Armee“ mit der Inventarnummer 8941. 1995 kaufte das Museum das Buch auf einem Antikmarkt in Eckernförde an.
Das Werk wurde 1849 in Schleswig herausgegeben in dem Verlag M. Bruhn. Der Verlag gehörte Moritz Bruhn, geboren 1806 in Glückstadt. Bruhn unterstützte aktiv die Freiheitsbewegung in Schleswig-Holstein und veröffentlichte über seinen Verlag schleswig-holsteinische Freiheitslieder sowie Werke wie diesen Leitfaden. Nach der Niederlage Schleswig-Holsteins 1851 floh er nach Halle, wo er den Verlag C. A. Schwetschke & Sohn übernahm.
Mehrere Vermerke im Buch geben Hinweise auf seine Provenienz: Ursprünglich verkauft wurde es in der „Buch-, Musikalien-, Landkarten- und Kunsthandlung von G. C. Würger in Glückstadt, Elmshorn & Neumünster“. Und wem gehörte es? Mit Füller steht auf der ersten Seite geschrieben: „Marx Sivers beim 13ten Battallion aus Hammwedel den 22 Novb 1850“.
Das Lehrbuch ist in neun Kapitel unterteilt:
- Allgemeine Kenntniß der militairischen Verhältnisse
- Kenntniß des Gewehrs
- Garnison-Wachdienst
- Das zerstreute Gefecht
- Feldwachdienst
- Patrouillendienst
- Marsch
- Lagerdienst
- Dienst in Kantonierungen
Wie ein schleswig-holsteinischer Infanterist aussah, zeigt die nebenstehende Zeichnung.
Objekt des Monats Juli 2022
Ein Zylinder inklusive Hutschachtel ist das neuste Objekt in unserer Sammlung. Im letzten Monat stand die Hutschachtel im Fokus. Nun soll der Zylinder betrachtet werden: Der Zylinder ist ein klassischer harter Glanzzylinder, dessen Oberfläche mit langflorigem Samt bezogen ist. Die Seiten sind nach innen gewölbt, hat also eine konkave Form. Auf der Innenseite ist ein Emblem mit zwei Löwen, einer Krone und der Beschriftung „Mode“ zu sehen. Weiter ist die Herkunft des Hutes zu lesen: „J. Schröder, Hutfabrik, Rendsburg“.
Der Zylinder ist als Hut schon seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert bekannt. Traditionell wurde er aus Biberhaar gefertigt, im 20. Jahrhundert wurde er hauptsächlich aus Haarfilz produziert. Getragen wurde er vor allem von Angehörigen des Bürgertums. Bekannt ist er jedoch auch durch Reitsport, Kaminfeger, Hochzeiten oder Zauberer. Kopfbedeckungen im Allgemeinen wird eine gesellschaftliche Symbolik zugeschrieben: je nach Kopfbedeckung konnte erkannt werden, zu welcher gesellschaftlichen Schicht man gehörte. Die einfachste Kopfbedeckung mag die Haube oder ein Kopftuch sein. Zum Beispiel deuteten die verhüllten Haare einer Frau im Mittelalter darauf hin, dass sie verheiratet war.
Noch einmal zurück zum Zylinder: Eine Variante des Zylinders ist der Chapeau Claque: ein Zylinder aus Seide mit einem Gestell aus Metall, der sich zusammenfalten ließ. Diese Funktion machte den schwarzen Hut besonders alltagstauglich.
Welche bekannte Persönlichkeit fällt Ihnen ein, die mit dem Tragen eines Zylinders in Verbindung gebracht wird? Vielleicht Abraham Lincoln? Marlene Dietrich? Slash von Guns N‘ Roses?... In Rendsburg können hier definitiv die Gilden genannt werden!
Objekt des Monats Juni 2022: Hutschachtel
Ein Zylinder inklusive Hutschachtel ist das neuste Objekt in unserer Sammlung. Beiden Objekten soll sich diesen und nächsten Monat zugewendet werden. Zuerst schauen wir uns die Verpackung an: Beschriftet ist die Hutschachtel mit „J. Schröder, Hutfabrikant, Rendsburg“. In einem Rendsburger Adressbuch von 1878 ist ein Johann Schröder als Hutmacher, der in der Hohen Straße Nr. 95 sein Geschäft besaß, vermerkt. In einem jüngeren Adressbuch von 1907 ist die Hohe Straße Nr. 20 als Sitz des Geschäfts gelistet. Später übernimmt Wilhelm Schröder, bei dem es sich wahrscheinlich um den Sohn handelt, das Geschäft. In einem Adressbuch von 1925 wird es nicht mehr erwähnt.
Der Beruf des Hutmachers geht bis in das Mittelalter zurück. Eine Quelle bestätigt die Existenz einer Hutmacherzunft in Nürnberg für 1363. Vielerorts wurden die Hutmacher auch Huter genannt. Ursprünglich waren Hutmacher männliche Hersteller von Herrenhüten. Für Damenhüte waren hingegen Modisten zuständig. Dies waren wiederum meist weibliche Herstellerinnen. Hüte wurden und werden aus unterschiedlichsten Materialien hergestellt: Filz, Leder, Stoff, Pelz oder Stroh. Auch heute gibt es neben den maschinellen Hutfabriken noch handwerkliche Hutmacher.
Hutmachersyndrom: Der verrückte Hutmacher ist eine bekannte Rolle aus dem Kinderbuch von Lewis Carroll Alice im Wunderland. Im englischen Original wird er nur als The Hatter bezeichnet. Aufgrund des verrückten Verhaltens der Figur und der bekannten Redewendung hat sich das Attribut „verrückt“/“mad“ im kollektiven Gedächtnis gefestigt. Diese Bezeichnung „verrückt wie ein Hutmacher“/“mad as a hatter“ geht auf das Hutmachersyndrom zurück. In dem Handwerk wurden häufig giftige Materialien eingesetzt, die u.a. Quecksilbervergiftungen zur Folge hatten.
Wem diese Hut einmal gehört haben mag, wissen wir leider nicht. Vielleicht ja einem Mitglied der Rendsburger Gilden…?
Objekt des Monats Mai 2022: Holzhobel
Dieser Handhobel aus Holz ist ein Neuzugang in unserer Sammlung. Im Januar dieses Jahres wurde er dem Museum geschenkt.
Der Hobel besteht aus einem Hobelkasten bzw. Hobelkörper und einer Hobelnase. Weitere Teile wie Keil und Eisen fehlen. Die Hobelnase befindet sich am vorderen Teil des Kastens und lässt sich aus dem Hobelkörper herausschieben. Auf der Innenseite der Hobelnase, die im zusammengesteckten Zustand nicht sichtbar ist, steht geschrieben: J. Pauwels, Belgien 28/1/42. Auf dem Hobel ist das Signet der Carlshütte aus Büdeldorf, bestehend aus zwei sich überkreuzende Hammern gerahmt mit den Buchstaben „C“ und „H“, eingebrannt. An der Spitze der Hobelnase ist ein Stück abgebrochen. Der Zustand des Hobels und die Abnutzungsspuren am Holz zeigen an, dass dieser häufig in Benutzung war.
Der Vorbesitzer konnte uns leider nicht viel zu diesem Objekt mitteilen. Wir vermuten, dass es sich bei dem Besitzer, J. Pauwels, um einen Zwangsarbeiter aus Belgien handelte, der in der Carlshütte während des Zweiten Weltkriegs gearbeitet hat. Dieser kennzeichnete den Hobel an einer nicht sichtbaren Stelle als Erinnerung, Besitzanzeige oder Verewigung.
Und wieso blieb der Hobel in Rendsburg? Auch hier haben wir eine Vermutung. Ab 1945 wird der Belgier als sog. „Displaced Person“ wohl zurück in seine Heimat gegangen sein und wird sich entweder bewusst gegen die Mitnahme und damit die Erinnerung an seine Zeit in Rendsburg entschieden haben oder er hat den Hobel schlichtweg vergessen.
Gegründet 1827 vom Kaufmann Marcus Hartwig Holler (1796-1858), war die Carlshütte das erste Industrieunternehmen in Schleswig-Holstein. Innerhalb und außerhalb von Büdelsdorf lebten Anfang der 1940er-Jahre ca. 2.250 Arbeitskräfte aus verschiedenen Nationen, die vor allem für die Carlshütte als Zwangsarbeiter arbeiten mussten.
Objekt des Monats April 2022: Fischmaße
Zu sehen sind hier zwei unterschiedliche Fischmaße für die Fische Zander („Sandart“), Hecht und Barsch aus Holz. Beim Rathausbrand vom 2. März 1973 wurden einige der Maße leicht angekohlt. Sie wurden „mit sehr feinem Glaspapier, anschließend Zeitungspapier und Plastikradierer“ gesäubert, sodass der Schaden heute kaum mehr erkennbar ist. Hans Schlothfeld, langjähriger Museumsmitarbeiter des Historischen Museums, erklärt auf den Inventarkarten die Objekte: „Diese hölzernen Fischmaße trug die Marktpolizei im 18. u. 19. Jahrhundert bei sich, um jederzeit kontrollieren zu können, ob die feilgebotenen Fische auch der fischereirechtlich vorgeschriebenen Maß hielten.“ Weiter vermerkt er zur Provenienz der Objekte: „Aus der Sammlung der Stadtaltertümer aus dem alten Rathause, welche 1914 dem Museum übergeben worden sind.“ Die Maße wurden aus Holz gefertigt. Während die Vorderseiten der Bretter mit Fischart und Maßeinheit beschriftet sind, befinden sich auf manchen Rückseiten detaillierte, farbige Zeichnungen der Fische. Bevor einheitliche Maßsysteme eingeführt wurden, gab es weltweit viele unterschiedliche Maße, die benutzt wurden. Auch innerhalb der heutigen deutschen Grenze konnte sich ein Fußmaß in der Größe zwischen 25 cm und 35 cm unterscheiden. Dies erschwerte den Handel erheblich. Erst mit der Einführung der Norddeutschen Maß- und Gewichtsordnung ab 1869 wurde das metrische System mit Einheiten wie Meter und Kilo in ganz Preußen eingeführt.
Objekt des Monats März 2022
Aus aktuellem Anlass liegt es auf der Hand, welchem Objekt wir uns diesen Monat ganz besonders widmen. Die Schwebefähre – zusammen mit der Eisenbahnhochbrücke – ist eines der bekanntesten Wahrzeichen der Stadt Rendsburg. Im Historischen Museum zeigen wir Ihre Geschichte.
Am 2. Dezember 1913 wurde sie erstmalig in Betrieb genommen. Der Erbauer der Eisenbahnhochbrücke Friedrich Voß (1872-1953) ist ebenfalls für die Konstruktion der Schwebefähre verantwortlich. Seit 1988 stehen die Hochbrücke und die Schwebefähre unter Denkmalschutz. 2013 werden sie in den Kreis der „Historischen Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst in Deutschland“ aufgenommen. 2016 stößt die Schwebefähre mit dem Frachter „Evert Frahm“ zusammen und ist seitdem außer Betrieb. Am 4. März 2022 wurde die neue Schwebefähre feierlich eingeweiht.
Auch auf Facebook lautet das Thema diesen Monat bei uns „Schwebefähre“ – und dieser Beitrag ist erst der Anfang! Gucken Sie doch mal auf unsere Facebookseite und teilen Sie digital Ihre Fotos und Geschichten rund um das Thema. Wir freuen uns darauf!
Objekt des Monats Februar 2022
Diese Reservistenpfeife, von der hier nur der Porzellankopf zu sehen ist, hat eine ganz besondere Bedeutung für unser Museum. Sie gehörte einst dem Pastor Friedrich Schröder (1872-1943). Schröder arbeitete ab 1907 als Gefängnisgeistlicher in der Strafanstalt in Rendsburg. Da er sich sehr für die Erforschung der Rendsburger Stadtgeschichte interessierte, engagierte er sich für den „Kreisverein für das Museum Rendsburg“, auf dessen Sammlung unser Museum heute basiert. Diese beiden Tätigkeits- und Interessensfelder kombinierend, ließ er von Gustav Andreas Hiller Stadtmodelle von Rendsburg zu unterschiedlichen Zeiten anfertigen. Diese Modelle sind das Markenzeichen des Museums und ein zentraler Bestandteil der Dauerausstellung. Hiller, geboren 1890 in Hamburg und gelernter Konditor, wurde im Ersten Weltkrieg zu 15 Jahren Haft wegen Verrats militärischer Geheimnisse verurteilt. Er baute die Stadtmodelle in den Jahren 1919-1922. 1922 wurde er begnadigt und aus der Haft entlassen.
Schröder leistete nach seinem Studium seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim Rendsburger Feldartillerieregiment Nr. 9 ab. Als Erinnerung an seine Dienstzeit ließ er sich diese Pfeife anfertigen.
Die Aufschrift der Vorderseite lautet:
„Einjr. Freiw. Schröder.
Es hat die Preußische Artillerie,
Der alte Fritz erschaffen,
Und von der Zeit an nent [sic!] man sie
Die Krone aller Waffen“
Auf der Rückseite steht geschrieben:
Zur Erinnerung a. m. Dienstzeit
b. d. 2. Fahr. Batte. Schlesw
Feld. Art. Regmt. No 9 in
Rendsburg.
1895-96.
Die Reservistenpfeife trägt die Inventarnummer 4663, wurde 1896 hergestellt und kam in den 1960er Jahren zu uns ins Museum. In unserer Ausstellung haben wir eine Vitrine, in der wir die verschiedensten Reservistengläser, -krüge und -pfeifen zeigen. Schauen Sie sich diese doch einmal an!
Objekt des Monats Januar 2022
Neues Jahr, neuer Monat. Und das bedeutet bei uns: neues Objekt des Monats! Diesen Monat soll diese besondere Zunftlade im Fokus stehen. Sie stammt aus dem Jahr 1581 und ist eine Dauerleihgabe vom Museumsberg Flensburg. Sie ist eine Zunftlade der Böttcher.
Doch was ist eine Zunftlade? Diese beiden Begriffe, aus denen sich das Wort zusammensetzt, sind heute nicht mehr im alltäglichen Sprachgebrauch verankert und daher nicht allen bekannt. Zünfte gab es seit dem Mittelalter und waren genossenschaftliche Handwerksverbände. Sie hatten politische, administrative, wirtschaftliche, soziale und religiöse Aufgaben. Nur als Mitglied einer Zunft durfte innerhalb der Stadt ein bestimmtes Handwerk oder Gewerbe ausüben. Die Zunft kontrollierte dabei die Produktion, Qualität und die Preise. Ebenso regelten sie die Ausbildung und fungierten als Versicherungsgemeinschaft, die für Kranke und Witwen sorgte.
Nun kommen wir zu der Lade. Sie ist ein Verwahrmöbel. Jede Zunft hatte eine solche Zunftlade, Amtslade oder auch Zunfttruhe genannt. In ihr wurden wichtige Dokumente aufbewahrt und sie spielte eine wichtige Rolle innerhalb der Zunft bei Amtshandlungen oder Zeremonien. Beispiele für solche Dokumente können Privilegien, Zunftbücher, Statuten oder Namensverzeichnisse sein. Aber auch der Siegelstempel der Zunft, das Wappen und alles, was zum Wertbesitz der Zunft zählte, würde in der Lade aufbewahrt. Die Wichtigkeit der im Inneren verwahrten Objekte spiegelte sich ebenso im Äußeren der Truhe wider. Zunftladen wurden möglichst aus hochwertigem Holz angefertigt und aufwendig verziert, meist mit Schnitzereien. Zum Schutz vor Veruntreuung wurde die Lade mit einem Schloss ausgestattet.
Falls Sie ebenfalls einen Blick auf die anderen werfen wollen, können Sie dies natürlich während eines Besuchs unserer Museen tun oder auch online mit unserem virtuellen Rundgang: https://tours.bemotion-360.de/de/tour/historischemuseumrendsburg.
Objekt des Monats Dezember 2021
Diesen Monat wird es weihnachtlich! Zu den beliebtesten Weihnachtsdekorationen gehören Krippen. Sie stellen die christliche Weihnachtsgeschichte dar und können unterschiedliche Motivik und Szenerien zeigen. Auf unserem Objekt sind 15 Figuren – Maria mit dem Kind auf dem Arm, Josef, die Heiligen Drei Könige, zwei Hirten, ein Ochse, ein Esel und fünf Schafe – zu erkennen. Alle finden sich zusammen mit einer Hütte auf einem Podest an.
Krippen können aus unterschiedlichem Material gefertigt sein und in ihrer Detailliertheit variieren. Unser Objekt ist aus Papiermaché gefertigt und steht auf einem Holzbrett. Die Krippe ist 44 cm hoch und das Podest hat die Maße 79 cm x 36 cm. Sie wurde um 1925 bei „Johannsen & Schmielau“ für 50,- RM gekauft. „Johannsen & Schmielau“ war ein Fachgeschäft für Haushalts- und Spielwaren und befand sich in der Kieler Altstadt. Die Weihnachtskrippe trägt die Inventarnummer 5666 und wurde 1982 in die Sammlung aufgenommen durch Stiftung der Familie des Amtsgerichtsrats Georg Swart aus der Rendsburger Hindenburgstraße.
Während wertvolle Krippen früher hauptsächlich in Kirchen zu finden waren, wurden sie zunehmend ab dem 19. Jahrhundert aus einfachen Materialen wie Holz und Pappmarché gefertigt. Somit wurden die Krippen auch für untere Bevölkerungsschichten erschwinglich. Krippen sind weltweit verbreitet und können als ein multikulturelles und globales Phänomen gesehen werden.
Während diese Krippe die einzige bei uns in der Sammlung ist, gibt es in Deutschland mehrere Museen, die ausschließlich Krippen sammeln wie beispielsweise das Bamberger Krippenmuseum, das eine der größten, privaten Krippensammlungen Europas beinhaltet.
Objekt des Monats November 2021
Rendsburg hat viele besondere Orte, hinter denen spannende Geschichten zu entdecken sind. Während die Eisenbahnhochbrücke – zusammen mit der Schwebefähre – bis über die Landesgrenzen hinaus berühmt ist, ist das hier vorgestellte Objekt des Monats wohl kaum bis über die Stadtgrenze Rendsburgs hinaus bekannt. Es handelt sich um die Brücke, die die Stadtteile Altstadt und Neuwerk miteinander verbindet, als Alternativroute zum Jungernstieg. Die Interimsbrücke wurde 1877 erbaut. Der Pastor Friedrich Schröder (1872-1943) erläutert in seinem Werk „Rendsburg als Festung“ die Beweggründe des Baus, die im Rahmen der Abrüstung der Festungsanlage entstanden:
„Ein anderer großer Wurf, den man in jenen selben Jahren bewegte, war der Bau des Gymnasiums. Man war sich klar, daß dieses auf der früheren Bastion Holstein errichtet werden müsse. Man beschloß, die Bastion Holstein nicht ganz einzuebnen, sondern nur ein Viertel bis ein Drittel ihrer Gesamthöhe abzutragen. Es ergab sich nur die Schwierigkeit, wo man die überflüssige Erde ablagern sollte. Verhandlungen mit dem Garnisonkommando, die Erde hinter dem Laboratorium (in die Süd-Ost-Ecke des sog. ‚Stadtsees‘) schütten zu dürfen, scheiterten an einem unerwarteten Widerspruch seitens des Kanalinstituts. Man erhöhte dann die Sohle der ehemaligen Bastion Stormarn […] (1872). Dann wurde durch Maurermeister Zander der westliche Teil des Schiffbrückenbeckens aufgefüllt (vor 1875). Aber immer war noch reichlich Erde unterzubringen, 12 bis 13 000 Kubikmeter. Da einigte man sich mit dem Garnisonkommando dahin, daß ein Teil der Erde in die ‚Bucht bei der knaackschen Bude‘ (welche am Jungfernstieg stand, wo der Kindergarten beginnt), der Rest in den ‚nassen Festungsgraben hinter dem Arsenal‘ geschüttet würde. Zur Beförderung dieser Erdmassen bauten die Pioniere die ‚Weiße Brücke‘ und einen Schienenweg für Sturzwagen (Febr. 1877). Am 10. Juli 1877 übernahm die Stadt diese Brücke von dem Entrepreneur W. Gosch mit der Verpflichtung des Verkäufers, für 3000 Mark einen neuen Oberbau zu setzen. So wurde die Bastion Holstein geebnet. Bereitete auch der Abtransport unendlichen Staub, so daß ‚die Anwohner keine Fenster öffnen‘ konnten, auch ‚viele Waren in Schaufenstern total ruiniert‘ wurden, so entstand doch das stolze Gymnasium, das am 29. Oktober 1875 gerichtet und am 11. April 1877 eingeweiht wurde.“
Später wurde die Brücke zur Fußgängerbrücke umgebaut und wandelte mehrmals bis heute ihr Aussehen.
Objekt des Monats Oktober 2021
Bei dem Objekt des Monats Oktober 2021 handelt es sich um ein Küchengerät, genauer genommen um ein Passiergerät, das im allgemeinen Sprachgebrauch unter dem Namen „Flotte Lotte“ bekannt ist. Die „Flotte Lotte“ kommt in der Küche zum Einsatz: das handbetriebene Küchengerät passiert Lebensmittel wie Obst und Gemüse. Beispielsweise eignet es sich besonders gut zum Herstellen von Apfelmus.
Das Objekt ist aus Metall mit einem roten Griff und Knauf aus Holz. Mittig über dem Sieb ist eine Kurbel befestigt, die mit einer dünnen Scheibe am unteren Ende verbunden ist und mittels der Kurbel gedreht werden kann. Durch die Drehbewegung werden die Lebensmittel gepresst und durch das Sieb gedrückt. Ein kleiner Metallstab auf der Unterseite des Siebs wird ebenfalls durch die Kurbelbewegung in Gang gesetzt und streift das Pürierte ab.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts taucht das Küchenutensil erstmals auf. In den 1930er Jahren entsteht die umgangssprachliche Bezeichnung "Flotte Lotte". Dieser Name führt auf die Unternehmerin Charlotte Giebel zurück, die dieses Sieb produzierte. Auch heutzutage werden Siebe dieser Art von mehreren Unternehmen hergestellt.
Oktober ist einer der Haupterntemonate für Äpfel. Sorten wie Elstar, Red Prince, Breaburn oder Boskoop schmücken die Auslagen der Super- und Wochenmärkte. Sie alle unterscheiden sich hinsichtlich Aussehen, Geschmack und Haltbarkeit. Während Lageräpfel meist noch bis ins nächste Jahr frisch bleiben, sollten andere Sorten direkt nach der Ernte zu Saft, Mus, Chips und anderen Köstlichkeiten verarbeitet werden.
Wie wäre es denn mit leckerem Apfelmus? Die geschälten und entkernten Äpfel grob zerkleinern und mit etwas Wasser ungefähr 20 Minuten köcheln lassen. Fertig ist das Kompott. Gestampft oder durch eine „Flotte Lotte“ gegeben, entsteht ein feines Mus.
Inventarnummer HMR 8350
Objekt des Monats September 2021 „Blumenstrauß aus Haar“
Bei unserem Objekt des Monats im September 2021 handelt es sich um ein Haarbild in einem ovalen Rahmen. Das in Handarbeit erstellte Objekt stammt aus dem 19. Jahrhundert. Es wurde von dem Friseurmeister Holler in Rendsburg angefertigt und fand über dessen Nachfahren den Weg in die Sammlung des Historischen Museums. Das Material, die Haare, kommen aus drei Generationen. Es sind unterschiedliche Blond- und Brauntöne erkennbar. Das Kunstwerk zeugt von beeindruckender Feinarbeit und handwerklichem Geschick. Die goldfarbene Verzierung auf dem Rahmen, der 33 cm hoch und 33 cm breit ist, dient als zusätzliches Zierelement des Haarschmucks.
Haarbilder dienten lange Zeit als Erinnerungsträger und stellten einen engen Bezug zwischen Körper und Gedächtnis her. Sie hatten einen Wert als Souvenir und gaben Anstoß zum Denken. Haarbilder erinnerten überwiegend an Feste, wie Hochzeiten oder Taufen, aber auch an Verstorbene. Beispielsweise wurden Locken von Verstorbenen abgeschnitten und – unter anderem zusammen mit Haarsträhnen der Hinterbliebenen – zu dekorativen Haarornamenten arrangiert. Dies konnte entweder in Heimarbeit oder von Friseuren erfolgen. Dazu wurden die Haare, wie es bei unserem Objekt der Fall ist, mit Draht fixiert und in Form gebracht. Haar war als Werkstoff sehr robust und langlebig. Gewebt, gestickt oder geflochten wurden mit Haaren auch Schmuckstücke wie Armbänder oder Ringe hergestellt. Mit dem Aufkommen der Fotografie verlor das Haarbild zum Ende des 19. Jahrhunderts an Bedeutung als individuelles Erinnerungsobjekt.
Blumen waren ein beliebtes Motiv für Haarbilder. Im 19. Jahrhundert hatte jede Blumensorte einen symbolischen Wert, weshalb in Haarbildern individuelle Botschaften festgehalten werden konnten. Leider ist es heutzutage kaum möglich, diese versteckten Botschaften zu entschlüsseln, da sich die Blumen nicht eindeutig bestimmen lassen.
Das Objekt kann in diesem Monat im Eingangsbereich der Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Objekt des Monats Juli 2021
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Juli 2021 handelt es sich um einen Bierkrug zu gedenken des 25-jährigen Bestehens des Fernmeldebataillons 610.
Der Krug zeigt neben der Aufschrift „25 Jahre FmBtl 610“ eine Abbildung der Rendsburger Hochbrücke mit der Unterschrift „Garnisonsstadt Rendsburg“, sowie das Wappen des Bataillons.
Das Fernmeldebataillon 610 wurde 1960 gegründet und war bis 2007 in der Rendsburger Eiderkaserne stationiert. Nachdem das Militär mit einem Großen Zapfenstreich aus Rendsburg verabschiedet wurde, bezogen die Fernmelder ihr neues Quartier in der Stadt Prenzlau in Brandenburg.
Das Bataillon umfasst heute ungefähr 340 Mitglieder und ist seit 2013 der 1. Panzerdivision unterstellt. Die Soldaten gehören außerdem dem Multinationalen Korps Nordost an, dessen Hauptquartier im polnischen Stettin liegt. Sie bilden dabei mit dänischen und polnischen Soldaten einen multinationalen Fernmeldezug für die NATO.
Das Aufgabenfeld eines Fernmeldetrupps liegt vor allem darin, Kommunikation-und IT-Strukturen für die Armee, sowohl in der Heimat als auch bei Auslandseinsätzen, sicherzustellen.
Das Objekt ist Teil des Magazinbestandes der Museen im Kulturzentrum und ging Mitte der 1980er Jahre in unseren Besitz über. Der Krug hat eine Höhe von 13cm und mit Henkel einen Durchmesser von 14cm.
Unser Objekt des Monats kann im Juli 2021 im Eingangsbereich des Museums besichtigt werden.
Objekt des Monats Dezember 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Dezember 2020 handelt es sich um eine Weihnachtspyramide.
Die Benutzung von Weihnachtspyramiden zu den Festtagen geht auf das 18. Jahrhundert zurück und kommt aus dem Erzgebirge. Ursprünglich mit grünen Zweigen und Lichtern versehen, sollte sie mögliches Unheil von einem abwenden. Versehen wurden sie sowohl mit christlichen Motiven, wie etwa Engeln oder der Geburt Christi, aber auch mit weltlichen Motiven, wie Wald- oder Bergbauszenen. Bis ins 20. Jahrhundert hinein wurden die Pyramiden von Hand gefertigt, ab 1900 begann jedoch langsam die industrielle Produktion.
Unsere Pyramide stammt vom ehemaligem Rendsburger Sachsen-Thüringer-Verein. Die Gründung des Vereins geht auf Arbeiter zurück, die zum Bau des Nord-Ostsee-Kanals nach Schleswig-Holstein kamen und sich hier niederließen. Sie gründeten den Verein, um Bräuche und Kultur ihrer ehemaligen Heimat für sich und ihre Nachkommen aufrechtzuerhalten. In den 2000er Jahren löste sich der Verein jedoch auf Grund schwindender Mitgliedszahlen auf und hinterließ den Museen im Kulturzentrum einen großen Teil seiner Vereinsobjekte. Darunter auch unsere Pyramide.
Das Objekt ist aus Holz und zum Teil grün gestrichen. Im oberen Bereich befinden sich Figuren von Engeln und Heiligen. Im unteren Abschnitt wird eine Waldszene mit Rehen und Schafen gezeigt. Dazu kommen Jäger mit Hunden, sowie eine Gruppe Holzfäller.
Die Pyramide steht am Innenhoffenster des Museums und kann so bei einem abendlichen Spaziergang betrachtet werden.
Objekt des Monats Oktober 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Oktober 2020 handelt es sich um einen Webkamm.
Die Technik des Webens gilt als eine der ältesten und bedeutendsten Erfindungen der Menschheit. Bereits seit der Jungsteinzeit, also ab 9500 v. Chr., gibt es Beweise für die Benutzung sogenannter Gewichtswebstühle. Dabei wurden die Fäden an einen horizontalen Balken befestigt und zum Strecken mit Gewichten versehen.
Im Laufe der Zeit entwickelten sich die Webmaschinen immer weiter. Eine der größten Neuerungen war die Einführung des Trittwebstuhls im 11. Jahrhundert. Besonders im Nahen Osten entwickelte sich die Kunst des Teppichwebens seit dem zu einer bedeutenden Industrie.
In Europa formten sich Weberzünfte, in denen, mit Hilfe von Webstühlen, gelernte Weber ihrem Handwerk nachgingen.
Im 19. Jahrhundert hielt mit dem mechanisierten Webstuhl der industrielle Fortschritt in der Branche Einzug. Viele Weber verloren ihren Job, da maschinelle Produktion schneller und billiger war. Die Produktion per Hand wurde somit fast nur noch im privaten Umfeld benutzt.
So wahrscheinlich auch unser Gegenstand. Der Webkamm aus Holz wurde vermutlich für kleine Webarbeiten im Haushalt benutzt. Er ist grün gestrichen und an mehreren Stellen sind bereits Farbteile abgeplatzt. Der Kamm ist mit dem Datum 1794 versehen. Er kam am 10.08.1957 in den Besitz der Museen und erhielt die Inventarnummer 3768.
Objekt des Monats September 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats September 2020 handelt es sich um einen Fächer für Damen.
Im Sommer ist der Fächer auch heute noch ein beliebtes Utensil zur Luftkühlung. Die Geschichte des Fächers reicht jedoch weit zurück bis in die Antike. Bereits vor 5.000 Jahren wurde den Pharaonen in Ägypten Luft mit Straußenfedern zu gewedelt. Auch in China wurden zur gleichen Zeit Fächer für die Kaiser benutzt. Damals war der Fächer ein Symbol der Macht und, im Gegensatz zu heute, eher den Männern vorbehalten. Um 820 n. Chr. erfanden die Japaner den ersten faltbaren Fächer, zu denen auch unser Objekt des Monats gehört. Nach Europa gelangte der Fächer im 16. Jahrhundert mithilfe der Seefahrer und wurde kurz darauf zum „Must-Have“ der Damenwelt. Die Funktion des Fächers wandelte sich vom Hilfsmittel zur Kühlung und einem Statussymbol hin zu einem modischen Accessoire. Erst im 20. Jahrhundert setzte sein Rückzug ein.
Die heutzutage benutzten Fächer haben meist eine weniger luxuriös gestaltete Form und sind oft aus dünnem Holz oder Plastik. Lediglich in Asien finden Fächer auch heute noch ihren ursprünglichen Einsatz.
Unser Objekt gehört mit seinen verzierten Elfenbeinstangen, Seide und Pailletten zu den aufwendig gestalteten Fächern. Er stammt aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Der Fächer ist 20 cm hoch und sein Fächerblatt in seiner vollen Ausbreitung 34 cm breit. Das Objekt erhielt im Museum die Inventarnummer 8249.
Objekt des Monats August 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats August 2020 handelt es sich um eine Buntstifte-Dose.
Die Dose enthält zehn verschiedenfarbige Buntstifte und stammt von der Firma A. W. Faber, die auch heute noch unter dem Namen Faber-Castell weltbekannt ist.
Auch nach den diesjährigen Sommerferien geht es für viele Familien mit Kindern wieder daran, Schreibutensilien für das neue Schuljahr zu kaufen. Buntstifte gehören hierbei zur Grundausstattung eines jeden Schulkindes.
Die Geschichte des Buntstiftes begann in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie ist eng mit der Produktion holzgefasster Bleistifte verbunden. 1834 verkündete der Nürnberger Johann Sebastian Staedler die Entwicklung des Buntstiftes. Die von ihm gegründete Firma Staedler ist, genauso wie die Firma Faber-Castell, immer noch einer der führenden Hersteller von Bleistiften, Farbstiften und Radierern. Im Laufe der Jahre wurden die Buntstifte ständig weiter entwickelt. Schon ab 1887 gab es 48 verschiedene Farbvariationen. Ihre herkömmlich runde Form wurde zumeist zu einer sechs- oder dreieckigen Form umgewandelt.
Ursprünglich wurde der Buntstift als Malwerkzeug für Künstler erfunden. Mittlerweile ist er jedoch ein beliebtes Malutensil für jedermann geworden und insbesondere aus den Schulranzen der Kinder nicht mehr wegzudenken.
Unser Objekt ist aus Blech, hat die Maße 11,8 cm x 5 cm x 1,9 cm und stammt aus den 1930er Jahren. Auf ihm ist sowohl der Name der Firma „A. W. Faber“ als auch „Pestalozzi“ abgebildet. Das Objekt erhielt im Museum die Inventarnummer 8602.
Objekt des Monats Juli 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Juli 2020 handelt es sich um einen Silberlöffel des Schleswig-Holsteinischen Kampfgenossen-Vereins 1848-51.
Das Jahr 1848 ist von großer Bedeutung, da fast überall in Europa eine Phase revolutionärer Erhebungen begann.
So auch in den dänischen Gebieten Schleswig und Holstein.
Am 18. März 1848 forderten in Rendsburg deutschgesinnte Vertreter der Ständeversammlungen Schleswigs und Holsteins vom dänischen König Verfassungsfreiheit. Diese enthielt unter anderem die Aufnahme Schleswigs in den Deutschen Bund und die Bildung einer schleswig-holsteinischen Volksarmee unter der Führung eigener Offiziere. Das hätte bedeutet, dass bis auf einen gemeinsamen König, Dänemark und Schleswig-Holstein voneinander getrennt worden wären.
Da Dänemark dieser Forderung nicht nachkommen wollte, kam es zur sogenannten Schleswig-Holsteinischen Erhebung und dem anschließenden ersten Deutsch-Dänischen Krieg. Auf der einen Seite kämpfte das Königreich Dänemark, auf der anderen Seite die neu gebildete Schleswig-Holsteinische Armee mit Unterstützung von Truppen des deutschen Bundes. Der Krieg dauerte von 1848 bis 1851 und endete damit, dass Schleswig weiterhin unter dänischer Herrschaft blieb, Holstein jedoch dem deutschen Bund, in Form von Preußen und Österreich, unterstellt wurde.
Mit dem Ende des Krieges, wurde die Schleswig-Holsteinische Armee aufgelöst, viele der Offiziere verließen das Land.
Einige Jahre nach dem Krieg, formierte sich der Schleswig-Holsteinische Kampfgenossen-Verein 1848-51. Er bestand aus ehemaligen Soldaten der Schleswig-Hosteinischen Armee und bildete sich sowohl für soziale Zwecke, als auch Sprachrohr für die deutschgesinnte politische Bewegung Schleswigs.
Unser Objekt trägt auf der Vorderseite des Griffs die Gravur „16. Mai 1885“ in Kombination mit dem Schleswig-Holsteinischen Wappen. Es ist 23cm lang und besteht aus Silber. Das Objekt ist seit 1927 im Besitz des Museums und trägt die Inventarnummer 238.
Objekt des Monats Juni 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Juni 2020 handelt es sich um einen Kompass.
Der Kompass ist eines der wichtigsten Instrumente im Bereich der Navigation.
Die Geschichte des Kompasses geht zurück bis in die Antike, als man herausfand, dass sich Splitter des Magneteisens Richtung Norden drehen. Bis sich aus dieser Erkenntnis jedoch die erste echte Kompassform, der sogenannte „Nasskompass“, entwickelte, vergingen noch Jahrhunderte.
Die Benutzung eines solchen Kompasses ist in Europa erstmals auf das Mittelalter datiert. Dabei wurde eine Nadel magnetisiert und diese dann auf einer mit Wasser gefüllten Schale treiben gelassen. Dieser Kompass kam vor allem in der Schifffahrt des Mittelmeerraums zum Einsatz. Da viele Matrosen fürchteten, dass die Kirche den Kompass als Hexerei einstufen könnte, versuchte man jedoch die Existenz möglichst geheim zu halten. Dadurch war der „Nasskompass“ bis dahin eine Seltenheit.
Durchsetzen konnte sich der Kompass in Europa erst im 13. Jahrhundert. Man entwickelte ihn weiter zum sogenannten „Trockenkompass“. Der Form, die wir auch heute noch benutzen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, war die Kompassnadel hier in einem Gehäuse verankert und trieb nicht länger in einer Wasserschale. Dies führte dazu, dass der Kompass leichter zu handhaben war und gleichzeitig genauer funktionierte.
Seitdem wurde der Kompass immer weiterentwickelt und ist auch heute noch ein elementares Navigationselement, sowohl in der Schifffahrt als auch in der Luftfahrt.
Unser Kompass hat einen Durchmesser von 7,3 cm und besitzt einen hölzernen Rahmen.
Er stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde in Paris gefertigt.
Das Objekt ist seit den 1950er Jahren ein Teil unseres Magazins und trägt die Inventarnummer 4115.
Während des Rendsburger Rathausbrandes vom 02.03.1973 wurde der Kompass beschädigt, jedoch später erfolgreich aufgearbeitet.
Objekt des Monats März 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats März 2020 handelt es sich um einen Zinnkrug der Rendsburger Bäckerinnung.
Unser Krug ist 27,5 cm hoch und besitz einen Durchmesser von ca. 13 cm. Er verfügt über einen Klappdeckel, sowie einen verzierten Henkel.
Auf dem Krug befindet sich die Gravur: „Das Amt der Becker in Rendsburg 1802“.
Vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein organisierten sich Handwerker in Deutschland in sogenannten Zünften, Ämtern bzw. Innungen.
Diese Zusammenschlüsse dienten dazu einheitliche Regeln zur Anschaffung, Produktion und Verkauf von Waren aufzustellen. Ziel war es, für einen stabilen Markt mit gleichen Preisen und hoher Qualität zu sorgen. Die Schaffung dieser Zusammenschlüsse sorgte für ein Marktmonopol der Zünfte und großen Einfluss der Handwerker auf das städtische Leben.
Um dies zu erreichen gab es strenge Vorgaben, wer in eine Zunft aufgenommen, Gesellen ausbilden oder eigene Betriebe besitzen durfte. Frauen, Juden und andere Minderheiten wurde der Zugang zu den Zünften verwehrt. Gleichzeitig unterlagen Mitglieder einem strengen Moralkodex. Sollte ein Mitglied gegen diesen verstoßen, konnte es aus seinem Handwerk entlassen werden.
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Zünfte war die sogenannte Wanderschaft. Dabei zogen Gesellen vor ihrer Prüfung durchs Land und arbeiteten für mehrere Monate unter verschiedenen Meistern. Dadurch hatten sie die Chance neue Techniken zu erlernen und gleichzeitig ihr erworbenes Wissen an andere Betriebe weiterzugeben. So kam es zu einem regen Informationsaustausch und führte zu einer weiteren Verbesserung des Handwerks.
Jede Zunft besaß eigene Wappen und Insignien. Das Wappen der Bäckerinnung sieht man bei unserem Krug eingraviert auf dem Deckel. Es handelt sich dabei um eine Brezel mit einer Krone.
Unser Objekt trägt die Inventarnummer 9439.
Objekt des Monats Februar 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Februar 2020 handelt es sich um eine Ausgabe des Kinderbuchs „Der Struwwelpeter“.
Das Buch wurde vom Frankfurter Arzt und Psychiater Dr. Heinrich Hoffmann (1809-1894) verfasst und erschien 1845 als illustrierte Erstausgabe. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte es sich zu einem der erfolgreichsten deutschen Kinderbücher und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Im Buch enthalten sind verschiedene kurze, illustrierte Geschichten, wie z.B. „Die Geschichte vom Daumenlutscher“, „Die Geschichte vom Suppen-Kaspar“ oder aber „Die Geschichte von Hanns Guck-in-die-Luft“. In all diesen Geschichten, wird ein Kind für sein wiederholtes Fehlverhalten auf übertriebene Art und Weise abgestraft. Ziel des Buches war also weniger die Unterhaltung, als vielmehr ein Versuch zur Kindeserziehung beizutragen. Besonders ab der zweiten Hälfte des 20. Jh. begann man das Werk jedoch kritisch zu betrachten. Es kamen Vorwürfe der autoritären Erziehung und schwarzen Pädagogik auf, aber auch Stimmen, die die Geschichten mit schwarzen Humor und Satire in Verbindung brachten. Trotz dieser Diskussionen erschienen beständig weitere Auflagen, sowie mehrere Adaptionen des Buches.
Unser Objekt ist eine ungekürzte, farbig Illustrierte Ausgabe aus den 1950er Jahren und trägt die Inventarnummer 9509. Es kam aus einem Fockbecker Haushalt in den Besitz der Museen im Kulturzentrum.
Objekt des Monats Januar 2020
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Januar 2020 handelt es sich um eine Wärmflasche.
Sie besteht aus Kupfer und besitzt einen Messingschraubverschluss oben in der Mitte. Ihre Form ist oval und besteht aus zwei Teilen, die mit Zinn zusammengelötet wurden.
Zur Benutzung wurde die Wärmflasche durch die Öffnung mit heißem Wasser befüllt und dann in eine gestrickte bzw. gehäkelte Hülle geschoben.
Wenn bei uns heutzutage wieder die kalten Januarnächte Einzug halten, drehen wir die Heizung etwas höher oder holen unsere dicken Daunenbettdecken heraus. Im 19. Jahrhundert jedoch war Kälte für die Bevölkerung ein weitaus größeres Problem. Die Wohnhäuser waren wesentlich schlechter isoliert, Heizungen gab es in der heutigen Form noch gar nicht und dicke Bettdecken konnten sich nur die besser verdienenden Schichten leisten. Aus diesem Grund waren Wärmflaschen ein wichtiges Haushaltsmittel. In der Küche mit heißem Wasser befüllt, legte man sie unter die Bettdecke und heizte das Bett so auf. Diese Wärmflaschen bestanden vor allem aus Steingut oder Kupfer. Dabei waren metallene Wärmflaschen, so wie unser Objekt des Monats, hauptsächlich bei wohlhabenden Familien anzutreffen. Ärmere mussten mit billigeren Steingutflaschen oder mit im Ofen aufgeheizten Ziegelsteinen vorlieb nehmen.
Unser Objekt stammt aus dem 19./20. Jh. und kam 1973 in den Besitz des Museums. Seit dem trägt es die Inventarnummer 5106.
Objekt des Monats Dezember 2019
„Rummelpott“
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene und interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Passend zum Monat Dezember ist unser Objekt diesmal ein „Rummelpott“. Dieser stammt aus dem 19. Jahrhundert und kam aus Fockbek in den Besitz der Museen. Das Objekt ist ca. 32cm hoch und trägt die Inventarnummer HMR 4386.
Der „Rummelpott“ besteht aus Steingut und wurde mit einer Schweineblase bespannt. In diese wurde dann ein dünnes Schilfrohr gestochen.
Das „Rummelpottlaufen“ ist ein alter norddeutscher Brauch, bei dem Kinder am Silvesterabend mit selbstgebauten „Rummelpötten“ durch die Nachbarschaft ziehen und Süßigkeiten sammeln. Dabei schlugen sie auf ihre Töpfe und erzeugten damit Musik, zu welcher sie bestimmte Lieder und Reime aufsagten.
Das heutige Silvester definieren wir oft über das Abschießen von Raketen und dem Abbrennen von Feuerwerk, früher aber waren es die Musik und Lieder der Kinder, welche den Abend prägten.
Die „Rummelpottläufe“ erinnern an unser heutiges Halloween, jedoch war damals der Erhalt von Süßwaren mit dem Vortragen von Liedern verbunden und nicht mit der Drohung nach „Saurem“. Weigerte sich damals jedoch jemand die Kinder zu belohnen, musste er nicht selten Schmählieder über sich ergehen lassen.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich der Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Objekt des Monats November 2019
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene und interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist Radsportmedaille aus dem Jahr 1895, mit der rückseitigen Gravur: „1895 Reise-Touren 2208,4 km“. Dekoriert wurde damit ein Rendsburger Radsportler, der in dieser Saison auf diese Gesamtleistung gekommen war und dafür mit dem 1. Preis der ‚Allgem. Radfahrer-Union‘ (der Vorläufer des heutigen ‚Bund Deutscher Radfahrer‘) dekoriert wurde.
Nur ein Jahr vorher war in der Gastwirtschaft ‚Martinelli‘ in der Rendsburger Bahnhofstraße der ‚Rendsburger Bicycle-Club von 1894‘ von einer Handvoll radsportinfizierter Rendsburger gegründet worden. Diese Sportart war seinerzeit der allerneueste Schrei; die Fahrräder besorgte man sich im Geschäft von Ferdinand Piening in der Königstraße /Ecke Paradeplatz (später: Paul Matz) oder im Versandhandel (!) von August Stukenbrock aus dem niedersächsischen Einbeck.
Die Rennräder hatten bereits Ausstattungsmerkmale heutiger Rennmaschinen: gebogene Lenker und knallharte Kernledersättel – jedoch keine Schaltung und auch kein Freilauf. Die moderneren Exemplare hatten bereits Luftbereifung statt dem bislang verbreiteten Vollgummi auf den Felgen.
Die Sportkluft war jedoch nicht ein hautenges, atmungsaktives Trikot aus Kunstfaser, sondern bestand aus einer weiten Kniebundhose, Lederschuhe, bequemes Jackett – hochgeschlossen und mit Stehkragen. Einen Kopfschutz gab es nicht.
Die Vereinsaktivitäten des RBC waren zunächst auf Distanzfahrten und Rennen ausgerichtet. Auf den jährlichen Stiftungsfesten wurden auch Darbietungen von Kunstradfahrern geboten; auch Radball kam später hinzu. Eine Zäsur erfolgte durch die notwendig gewordene Namensänderung in ‚Rendsburger Radfahrgemeinschaft‘ unter den Nationalsozialisten, die damit getreu ihrer völkischen Ideologie den Anglizismus rigoros entfernte. Nach der Befreiung 1945 konnte jedoch guten Gewissens bei der britischen Militärregierung der alte Name für die erneute Lizensierung beantragt werden; es erfolgte ein Neustart.-
Radrennen waren Anfang der 1950er Jahre sehr populär. So standen Tausende in Rendsburg an den Straßen, um das Rundstreckenrennen ‚Rund um die Bastion‘ zu verfolgen und ihre Rendsburger Jungs anzufeuern. Bis heute hat sich das Vereinsleben des RBC hauptsächlich auf breitensportliche Angebote mit regelmäßigen wöchentlichen Ausfahrten bis hin zu Mehrtagesfahrten und der Ausrichtung von Radsportveranstaltungen entwickelt. Und auch die Mitgliederzahl: annähernd 150 Radsportlerinnen und Radsportler sind im RBC aktiv und bilden somit den stärksten breitensportlichen Radsportverein in Schleswig-Holstein, der in diesem Monat zudem sein 125jähriges Vereinsjubiläum feiern kann.
Inv.-Nr. HMR 4000
Material: Messing mit Emaille-Einlagen
Objekt des Monats Oktober 2019
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene und interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist eine Kanonenkugel, aus dem 19. Jahrhundert. Sie ist komplett aus Eisen, ca. 11cm im Durchmesser und trägt die Inventarnummer 7952-1.
Das Militär und die Stadt Rendsburg waren für über 350 Jahre eng miteinander verbunden. Als Garnisonsstadt war Rendsburg sowohl unter dänischer, als auch unter preußischer Herrschaft ein wichtiger Heeresstandort. Nach dem Dreißigjährigen Krieg, 1618-1648, wurde die Stadtverteidigung von den Dänen ausgebaut und die Truppenzahl verstärkt.
Mit der Erweiterung zum Bollwerk, wurden auch große Mengen an Waffen und Munition in Rendsburg eingelagert. Zur Verteidigung der Stadt wurden Kanonen auf den Wällen positioniert und um deren Effektivität zu gewährleisten, wurde innerhalb der Stadt eine Munitionsfabrik mit Munitionslager errichtet.
Am 7. August 1850 geschah in dieser Fabrik, dem sogenannten Laboratorium, welches auf einem Eiland in der Eider gelegen war, der bis heute schwerste Unfall der Stadtgeschichte. Zwei Explosionen sorgten dafür, dass über 100 Personen ihr Leben verloren. Gleichzeitig wurden die Kanonenkugeln, welche im Laboratorium aufbewahrt wurden, durch die Wucht der Explosion in die bewohnten Stadtteile geschleudert. Durch diese umherfliegenden Geschosse blieb kaum ein Haus unversehrt.
Noch heute werden gelegentlich solche Kanonenkugeln bei Tiefbauarbeiten innerhalb der Stadt gefunden. Außerdem erinnert ein Denkmal auf dem Garnisonsfriedhof an die Tragödie des Laboratoriums und seine Opfer.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich unserer Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Objekt des Monats Dezember 2018
Weihnachtsgrüße aus dem Mittelalter
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats Dezember 2018 handelt es sich um eine Meßglocke aus dem Mittelalter.
Geschmückte Gärten und leuchtende Kerzen machen darauf aufmerksam, dass bald wieder ein Fest ansteht: Weihnachten. Die Saison der Weihnachtsmärkte hat bereits begonnen, einige Adventskalendertürchen sind bereits geöffnet und die Tannenbaumverkäufer*innen stehen in den Startlöchern. Die Vorweihnachtszeit – oder auch „Adventszeit“, was so viel wie „Ankunft“ bedeutet und auf die Geburt sowie Rückkehr von Jesus Christus im Christentum vorbereiten soll – stellt für viele eine Herausforderung dar, müssen doch zahlreiche Weihnachtskarten geschrieben und die passenden Geschenke besorgt werden.
Das Wort „Weihnachten“ lässt sich bis ins 12. Jahrhundert zurückverfolgen. Die mittelhochdeutsche Bedeutung „ze wihen nath“ heißt so viel wie „zu der geweihten Nacht“. In der germanischen Welt wurde die Opferzeit der Mittwinternächte eben als solche bezeichnet. Insgesamt lässt sich das Weihnachtsfest bis ins 4. Jahrhundert zurückverfolgen und gilt als Versuch der Kirche, heidnische Bräuche zu kanalisieren.
Noch bis einschließlich zum 24. Dezember 2018 bieten die Museen im Kulturzentrum zum ersten Mal einen Adventskalender an. Jeden Tag können Besucher*innen ein Türchen öffnen – entweder digital auf der Homepage und Facebook oder ganz haptisch an der Eingangstür der Museen. Freuen Sie sich auf verschiedene (süße) Überraschungen, Ermäßigungen, freien Eintritt und anderes.
Diese Kunstguss-Meßglocke ist knapp über 10 cm hoch und komplett aus Messing. Sie weist rundherum Verzierungen auf und zeigt viermal ein Fabelwesen. Die mittlere Inschrift lautet: „CONVOCO AD COENAM“, was so viel bedeutet wie: „Ich rufe zum Mahl“. Die Glocke wurde 1950 bei der Marienkirche gefunden. Der Klöppel im Inneren fehlt.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Messing
Datum: Mittelalter
Maße: H inkl. Öse: 11 cm; Durchmesser: 8 cm
Objekt des Monats November 2018
Gedenken und Warnung –
100 Jahre Erster Weltkrieg
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unserem Objekt des Monats November 2018 handelt es sich um das Foto eines jungen Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg.
Es ist ein Thema, an das dieses Jahr schon oft erinnert wurde und auch noch immer erinnert wird. Vor allem gegen Ende dieses Jahres finden in zahlreichen Museen und Gedenkstätten Veranstaltungen und Erinnerungen an ein Ereignis statt, das vor 100 Jahren der Welt eine Atempause verschaffte. Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg. Der Krieg, der hauptsächlich in Schützengräben stattfand. Der Krieg, der als erster „Medienkrieg“ auch den Familien und Verwandten zeigte, was Krieg wirklich bedeutet. Der Krieg, der zum ersten Mal Gas, Panzer und Flugzeuge als kriegstechnische Neuerungen einsetzte. Der Krieg, der nach einer anfänglichen europaweiten Kriegsbegeisterung insgesamt 17 Millionen Menschen das Leben kostete.
Das vorliegende Foto unseres Objekts des Monats wurde vom Rendsburger Fotograf Ludwig Mertens gemacht, der vermutlich von den 1870er Jahren bis ungefähr Ende der 1920er Jahre sein Fotoatelier in Rendsburg hatte. Anhand alter Adressbücher lässt sich die Spur von Ludwig Mertens bis ins Jahr 1878 unter der Rubrik „Photographie-Ateliers“ und dem Namen „Mertens“ in der Eisenbahnstraße 223 zurückverfolgen. 1888 lässt sich lediglich „Mertens, L., Photograph“ finden. Und im Jahr 1898 findet man sein Atelier unter der Adresse „Am Gymnasium 783“. Ab rund um die Jahrhundertwende bis ca. 1925 galt dann: „Am Gymnasium 3“. 1929 steht unter dieser Adresse „Mertens, Ida, Ww.“. Diese Abkürzung steht für Witwe und markiert so das Ende des Photographen Ludwig Mertens.
Das Foto zeigt einen jungen Soldaten aus der Garnisonsstadt Rendsburg. Die Kleidung, die er trägt, ist typisch für den Ersten Weltkrieg. Die Pickelhaube auf seinem Kopf zeigt, dass er Teil des Infanterieregiments Nr. 85 „Herzog von Holstein“ war und somit den Bodentruppen angehörte. In der rechten Hand hält er ein Gewehr: einen Karabiner 98k. Der Soldat starb am 23. Januar 1915.
In den Museen im Kulturzentrum findet noch bis zum 25. November auf der Sonderausstellungsfläche die Ausstellung „Walter Kleinfeldt. Fotos von der Front 1915-1918“ statt. Mit 16 Jahren meldete sich Walter Kleinfeldt freiwillig für den Dienst an der Front. Mit einer Plattenkamera machte er insgesamt 150 unmittelbare Aufnahmen vom Krieg. Explosionen, Trümmer, Leichen, aber auch Naturaufnahmen und friedliche Momente sind darauf in einer Qualität zu sehen, die beachtlich für die damalige Zeit ist. Begleitend zu den 50 ausgestellten Fotos sind Zitate aus den Briefen von Kleinfeldt an seine Mutter zu lesen.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Papier
Datum: 1914
Maße: 5 cm x 12 cm
Objekt des Monats Oktober 2018
Heilmittelverkauf damals und heute
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei unseren beiden Objekten dieses Monats handelt es sich um einen um eine alte Arzneiflasche sowie den dazugehörigen Papierschnipsel von 1909 der Rendsburger Altstädter Apotheke.
Der Beginn der Apotheken lässt sich auf das 13. Jahrhundert datieren als Friedrich II., der Stauferkaiser, einen Erlass befehligt und gefordert hatte, den Beruf des Arztes und des Heilmittelverkäufers zu trennen. Dieser fungierte auch als Grundlage für die Apothekengesetzgebung in Europa. So sollten beispielsweise keine Preiskartelle möglich sein. Auch heute noch gilt, dass Apotheken keine Ketten sein dürfen; die Eigentümer dürfen maximal vier Filialen in der eigenen räumlichen Umgebung eröffnen.
Daher gibt es heute viele lokale, ortsbekannte Apotheken mit den unterschiedlichsten Namen. Neben den klassischen Bezeichnungen wie Adler-, Löwen- oder Rosen-Apotheke können die Namen auch in die Heilmythen hineinreichen, wenn es sich beispielsweise um eine Einhorn-Apotheke handelt. Doch unabhängig vom Namen ist die Aufgabe und Intention einer Apotheke gleich: Sie soll Heilmittel zur Kurierung bzw. Vorbeugung von Krankheiten bereitstellen und zu einem moderaten Preis verkaufen.
Physisch betretbare Apotheken erkennt man in Deutschland an dem sogenannten „Apotheken-A“, das einen Arzneikelch zeigt sowie die Äskulapschlange, die auf den antiken Heilgott Äskulap zurückgeht. Die Anfänge dieses Symbols geht bis in die 1920er Jahre zurück und wurde 1951 beim Deutschen Patentamt eingetragen. Seit 1972 ist es auch im Deutschen Apothekerverband eingetragen. International wird hingegen das „Grüne Kreuz“ als Zeichen für die Gesundheit verwendet, das man beispielsweise auch bei der Online-Apotheke DocMorris findet. Insgesamt hat sich im Zuge der Digitalisierung auch ein Online-Markt im Heilmittelbereich etabliert, der insgesamt – wie der überwiegende Teil im Online-Verkauf – mit günstigeren Preisen wirbt.
Die Altstädter Apotheke existiert auch heute noch. Zu den AVIIVA-Apotheken gehörend, befindet sie sich – wie der Name bereits verrät – am Altstädter Markt. Die Anfänge dieser Apotheke gehen bis ins 17. Jahrhundert zurück. Am 21. November 1696 erfolgte die Eröffnung der einzigen Apotheke in Rendsburg unter der Leitung von H. Hoddersen, der bereits im März 1697 dieses Privileg des dänischen Königs erhielt. Zu dieser Zeit noch unter der Herrschaft des Königreichs Dänemark, war die Zustimmung durch Christian V. absolut notwendig.
Die verkorkte Arzneiflasche ist leer. Der ehemalige Inhalt ist unbekannt. Es ist ein großer Schriftzug mit dem Wort „VORSICHT“ zu lesen. Außerdem befindet sich der Schriftzug „äußerlich“ auf der Flasche. Es könnte sich somit um eine Salbe zur Anwendung auf der Haut gehandelt haben. Der dazugehörige Papierschnipsel stammt vom 23.03.1909 und verweist auf den Beginn der Altstädter Apotheke im Jahr 1696. Er klebte mutmaßlich als Dosierungsanleitung auf der Flasche, ist aber inzwischen abgelöst worden und wurde in einem holzfarbenen Bilderrahmen gerahmt. Des Weiteren sind die Worte „RENDSBURG“, „Arthur Dorsch“ und „Fernsprecher N 2“ auf dem Schnipsel abgedruckt.
Die Objekte können noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Glas (Arzneiflasche); Papier (Zeitungsschnipsel)
Datum: unbekannt (Arzneiflasche); 1909 (Zeitungsschnipsel)
Maße: H: 9 cm, Durchmesser (Flaschenboden): 3 cm (Arzneiflasche)
Objekt des Monats September 2018
Druckverfahren im Wandel der Zeit
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist ein Lithographiestein mit einer gespiegelten Stadtansicht von Rendsburg sowie dem Druck einer Konzertkarte.
Dieser Stein ist Teil der Lithographie, des sogenannten „Steindruckverfahrens“. Hierbei handelt es sich um ein direktes Flachdruckverfahren, das 1797 von Alois Senefelder erfunden wurde. Intention des Theaterschriftstellers, Sängers, Musikers und Komponisten war es, eine kostengünstige Möglichkeit zur Vervielfältigung zu finden, beispielsweise von Notenblättern.
Für dieses Steindruckverfahren benötigt man eine Steindruckpresse, bestehend aus – am Beispiel der Steindruckpresse des Leibziger Fabrikaten Rudolph Becker aus der Zeit rund um die Jahrhundertwende in den Museen im Kulturzentrum – einem gußeisernen Maschinengestell, einem Karren, auf dem der Lithostein liegt, einer Kurbelvorrichtung und einem Reiber sowie einem Holzkeil mit einer lederüberzogenen Kante, der den eigentlich Druck ausübt. Auf feinporige Kalkschiefersteine – Solnhofener Schiefer – oder Zink-(Aluminium-)Platten wird die Zeichnung mit fetthaltiger Farbe – seitenverkehrt – aufgetragen. Die zeichnungsfreien Stellen werden mit stark verdünnter Säure wasserfreundlich gemacht. Wird nun der Stein mit fetthaltiger Steindruckfarbe eingefärbt, so haftet die Farbe nur an den fetthaltigen Zeichnungsstellen, während die wasserfreundlichen Stellen farbfrei bleiben. Im Gegensatz zum Hochdruck (Buchdruck) in dem der Druck von Flächen (Tiegeldruck) oder Zylindern ausgeführt wird, wird beim Flachdruck, der sehr hohen Druck erfordert, der Reiberdruck eingesetzt. Mit dem Reiber wird aber auf einem nur sehr kleinen Bereich ein sehr hoher Druck erreicht.
Heute wird das Steindruckverfahren in der Regel nur noch im künstlerischen Bereich genutzt. Die Steindruckpresse in den Museen im Kulturzentrum ist aber noch voll funktionsfähig und wird bei den stattfindenden Druckvorführungen von den ehrenamtlichen Druckern und Setzern gelegentlich aktiv bedient.
Stattdessen wird heute überwiegend der sogenannte „Offsetdruck“ verwendet. Dieser basiert im Kern auf dem Verfahren der Lithographie, unterscheidet sich aber darin, dass es sich nicht mehr um ein direktes, sondern ein indirektes Flachdruckverfahren mittels rotierender Zylinder handelt. Die vier Druckfarben sind cyan (blau), magenta (rot), gelb und schwarz. Das Offsetdruckverfahren, das einzelne Druckplatten benötigt, eignet sich für hohe Auflagen und wird daher auch heute noch insbesondere in Pressedruckereien verwendet.
Neben dem Offsetdruck gibt es heute die Möglichkeit zum Digitaldruck. Hierbei handelt es sich allerdings um ein völlig anderes Druckverfahren, da die Daten direkt in der Digitaldruckmaschine verarbeitet werden. Dieses Verfahren benötigt lediglich einen Arbeitsschritt, bei dem mithilfe von Lasertechnologie Text und Schrift auf Papier gedruckt werden. Einzelne Druckplatten sind somit überflüssig. Dieses Druckverfahren wird für geringe Auflagenzahlen angewandt und findet somit beispielsweise seinen Platz bei Print-On-Demand-Anfragen oder bei Druckaufträgen im beruflichen und privaten Alltag vom Computer aus.
Unter dem Bild ist der gespiegelte Schriftzug „Rendsburg, den“ zu lesen. Außerdem „Steindr. von F. Albers in Rendsburg“. Die Konzertkarte ist wie folgt beschriftet: „Abonnements Karte zum CONCERT im Nobiskrüger Gehölz C. Becker.“
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Kalkstein
Datum: 1885
Maße: H: 6 cm, B: 34 cm, T: 17,5 cm (links), T: 10 cm (rechts)
Objekt des Monats August 2018
Abriss der Vergangenheit
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist eine Fotografie, vermutlich aus den 1920er Jahren.
Wer zurzeit in Rendsburg durch die Innenstadt läuft, kommt an einigen Baustellen vorbei, muss Straßenseiten wechseln, ausweichen und Umwege in Kauf nehmen. Eine große Baustelle befindet sich am Stegen. Der Grund? Hertie. Karstadt. Grimme.
Im Jahr 1955 wurde in diesem Gebäudekomplex das Kaufhaus Grimme eröffnet. Kurze Zeit später wurde Karstadt daraus. Und nach der Firmierung war das Einkaufsgebäude unter der Firma Hertie bekannt. Das Kaufhaus war, unter allen Namen und Leitungen, ein Anziehungspunkt für shoppingbegeisterte Rendsburger, aber auch für Menschen aus dem Umland, denn man konnte dort alles kaufen – keine Selbstverständlichkeit zu der damaligen Zeit. 2009 war die Zeit des „großen Shoppens“ in Rendsburg dann vorbei; Hertie ging pleite und seitdem stand das Gebäude leer. Inzwischen hat der Abriss begonnen; das Ziel ist es, ein neues Pflegeheim in den oberen Etagen zu errichten; im Erdgeschoss sollen neue Geschäfte einziehen.
Bei dem vorliegenden Objekt handelt es sich um eine Fotografie, vermutlich aus den 1920er Jahren. Darauf zu sehen ist der Stegen. Links vorne ist der Kaffeeladen „G. Retelsdorf G. M. B. H.“ mit dem eindeutigen Hinweis auf „Kaffee, Tee, Kakao“ zu finden. Rechts leicht abgeschnitten befindet sich die Coburg’sche Buchhandlung, die auch heute immer noch vorhanden ist. Daneben ist das Geschäft von Ernst Müller zu sehen. Geradeaus ist das Wollwarengeschäft von „Johs. Lamich“, dem heutigen Redaktionsgebäude der Landeszeitung, zu sehen. Direkt dahinter befand sich das große Kaufhaus. Die Aufnahme zeigt neben den Gebäuden auch Menschen, die am Stegen – hier nachweislich an einem verregneten Tag – unterwegs waren. Ein Mann hält ein Fahrrad fest, andere Passanten sind nur verschwommen erkennbar. Anhand der drei Herren auf dem linken Gehweg, vor „Retelsdorf“, lässt sich ein Einblick in die Kleiderordnung und Kleidertrends der 1920er Jahre werfen. Auffallend ist das Tragen von Kopfbedeckungen – typisch für diese Zeit!
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Papier
Datum: ca. 1920er Jahre
Maße: 30 x 22 cm
Objekt des Monats Juli 2018
Hopfen, Malz und ein Quentchen (Un-)Glück
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unsere Objekte des Monats bestehen aus zwei Bierflaschen der ehemaligen Rendsburger Brauerei Wilhelmsthal.
Bierbrauen ist ein sehr altes Gewerbe, das bis ins Mittelalter zurückreicht. Als älteste Brauerei der Welt gilt die Weihenstephaner Brauerei in Freising in Oberbayern. Im Jahr 1040 konnte das Kloster Weihenstephan die offizielle Erlaubnis zum Bierbrauen erwerben. Bis heute hat sich der Sektor immer weiter verbreitet und bietet nicht nur durch das aktuelle Trendgetränk „Craft Beer“ Liebhabern eine große Auswahl. Insgesamt können sich Biertrinker zwischen mehr als 6 000 Biermarken entscheiden.
Besonders eine Sportart wird häufig mit Bier in Verbindung gebracht: Fußball! Egal mit wem und an welchem Ort die Spiele angesehen werden und unabhängig davon, dass Deutschlands Traum vom Titel geplatzt ist: für ein passendes Fußballfeeling gehört bei den meisten (mindestens) eine Flasche Bier dazu.
Die regionale Brauerei Wilhelmsthal W. Wolff Rendsburg wurde vermutlich 1875 gegründet. Laut Adressbuchverzeichnissen ist 1878 festzustellen, dass es einen Eintrag über Wilh. (Wilhelm) Wolff gibt, der den Zusatz „bair. [bairische] Bier-Brauerei ‚Wilhelmsthal‘ v. d. [vor dem] Neuthor 708“ trägt. Bereits 1898 ist Rich. (Richard) Wolff als Brauereibesitzer unter Wilhelmsthal 708 eingetragen, ebenfalls noch 1907, diesmal mit konkreterer Adresse: Vorm Neutor 10. Im Jahr 1910 steht Klara Wolff als Brauereibesitzerin im Adressbuch unter derselben Adresse. Dies ist auch noch 1914 nachweisbar. 1920 ist lediglich eine Hebamme mit dem Namen „Wolff“ zu finden. Dementsprechend liegt es nahe, dass es die Brauerei seit dieser Zeit nicht mehr gibt oder aber unter einem anderen Namen weitergeführt wurde.
Die beiden vorliegenden Flaschen sind aus braunem Glas. Eine Flasche hat einen Bügelverschluss aus weißem Porzellan, rotem Gummi und Metall. In Großbuchstaben ist Folgendes eingraviert: EIGENTHUM DER BRAUEREI WILHELMSTHAL RENDSBURG. Die Flaschen sind in etwa gleich groß; bei der Flasche mit Bügelverschluss fehlt ein Stück Gummi am Verschluss und sie weist formtechnisch eine eindeutige Abgrenzung zwischen Flaschenhals und Bauch auf, während die zweite Flasche fließend beide Bereiche miteinander verbindet.
Die Objekte können noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Glas
Datum: Ende 19. Jahrhundert/ Anfang 20. Jahrhundert
Maße: H: 24 cm; 24,5 cm (Flasche mit Bügelverschluss)
Objekt des Monats Mai 2018
„Ach, was muß man oft von bösen Kindern hören oder lesen...“
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist eine Porzellanfigur, die den „Lehrer Lämpel“ aus dem bekannten Kinderbuch „Max und Moritz: Eine Bubengeschichte in sieben Streichen“ von Wilhelm Busch darstellt.
Buschs Werk zählt zu den bekanntesten der deutschen Kinderliteratur, das etwa 300mal übersetzt worden ist – auch ins Lateinische und Altgriechische. Geboren am 15. April 1832, erscheint „Max und Moritz“ im Spätsommer/ Herbst 1865 durch den Verleger Kaspar Braun. Nach anfänglichen Schwierigkeiten erscheint nach seinem Tod im Jahr 1908 bereits die 56. Auflage des Buches und etwa eine halbe Million Exemplare sind verkauft worden.
Und die Frage bezüglich des Zitats in der Überschrift lautet wohl weniger, wer diesen Satz zu Ende führen kann, sondern wer es nicht kann. Generationsübergreifend dürften zumindest manche Verse in den Köpfen verankert sein: Ach, was muß man oft von bösen Kindern hören oder lesen, wie zum Beispiel hier von diesen, welche Max und Moritz hießen. Im vierten von insgesamt sieben Streichen taucht Lehrer Lämpel in der Geschichte auf. Nichts ahnend in der Kirche orgelspielend, füllen Max und Moritz die Pfeife ihres Lehrers mit Flintenpulver. Kaum Zuhause angekommen und nach Entspannung suchend zu seiner Pfeife greifend nimmt das Unheil seinen Lauf: Rums!! – Da geht die Pfeife los. Mit Getöse, schrecklich groß. Kaffeetopf und Wasserglas, Tobaksdose, Tintenfaß, Ofen, Tisch und Sorgensitz, alles fliegt im Pulverblitz. Doch das ist natürlich noch nicht alles an Scherzen, die sich Max und Moritz erlauben und der fünfte folgt sogleich…
In der realen Welt herrscht zur Zeit an den Rendsburger Gymnasien Abiturprüfungszeit – nichts neues, schließlich lautet nicht nur in der fiktiven Welt von Max und Moritz ein Beschluß, daß der Mensch was lernen muß. Nach den Prüfungen gilt es dann der Welt mitzuteilen, dass die Schule vorbei ist – mit vollem Programm: Abiverleihung, Abiball, Mottowoche – und natürlich dem Abischerz, der hoffentlich in anderen Bahnen verläuft als der Streich von Max und Moritz an Lehrer Lämpel.
Heute werden die karikativen Geschichten um Max & Moritz als Vorläufer des Comics gesehen. Formulierungen wie Schnupdiwup!, Kracks!, Plumps!, Rums!!, Schwapp!, Knacks!!, Ruff!! und Knusper, knasper! ähneln der heutigen Seifenblasensprache in Comics. Auch Explosionsszenen – wie beispielsweise die Pfeife, die in die Luft geht – verweisen auf diese Bildsprache. 32 Jahre nach der Veröffentlichung von „Max und Moritz“ und insbesondere durch den Einwanderungsboom nach Amerika Ende des 19. Jahrhunderts kommt im deutschsprachigen Raum der Comic „Die Katzenjammer-Kids“ auf Wunsch von William Randolph Hearst auf den Markt, der eine moderne Version von „Max und Moritz“ für sein Blatt wollte – gezeichnet von Rudolph Dirks – und als Antwort auf „The Yellow Kid“ von Richard F. Outcault.
Bei dem Objekt handelt es sich um eine kunstfertig handgeformte und handdekorierte Porzellanfigur des traditionellen Porzellanfigurenherstellers Gräfenthal aus Thüringen. Die Figur des Lehrers Lämpel kann auf die Mitte der 1990er Jahre datiert werden.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Porzellan
Datum: Mitte der 1990er Jahre
Maße: H: 19,5 cm
Objekt des Monats April 2018
Mit Pauken und Trompeten
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats besteht aus der Figur eines Paukenschlägers sowie dem historischen Foto des Paukenschlägers („Pauken-Meier“) auf dem Rendsburger Paradeplatz.
Der Paukenschläger war Teil von militärischen Märschen. Er gab mit seiner Trommel den Marschrhythmus an und gehörte zum militärischen Orchester.
Bei dem vorliegenden Objekt handelt es sich um eine Figur aus Keramik. Der Reiter – Paukenschläger – sitzt auf einem Pferd und hat rechts und links neben sich jeweils eine Kesselpauke. Er hat beide Arme mit den Paukenstöcken in den Händen erhoben. Die Stöcke sind aus weißbemaltem Holz und können abgenommen werden. Der Reiter trägt eine Reichswehr-Uniform. Das Pferd hat die Vorderbeine angehoben. Das Foto zeigt den Paukenschläger auf dem Paradeplatz in Rendsburg. Im Hintergrund erkennt man Soldaten. Das Foto und die Keramikfigur sind vermutlich zwischen den Weltkriegen entstanden, im Übergang von der Reichswehr des Kaiserreichs/Weimarer Republik zur Wehrmacht im 3. Reich. Der abgebildete Paukenschläger war somit vermutlich Teil des Rendsburger Artillerieregiments, stationiert in der ehemaligen Eiderkaserne.
Bei der Artillerie handelte es sich um die Soldaten, die die Kanonen bedienten. Insgesamt unterschied man zu dieser Zeit drei Abteilungen des Militärs. Neben der Artillerie gab es noch die Infanterie. Diese bestand aus Soldaten, die zu Fuß unterwegs waren – im Gegensatz zu der Kavallerie, die auf Pferden ritt. Diese Unterteilung ist heute, unter anderem aufgrund der technischen Entwicklung, nicht mehr aktuell. Heute wird das Militär in fünf Truppengattungen unterteilt: Heer – alles, was auf dem ‚Boden‘ stattfindet, Marine – alles, was auf dem Wasser geschieht, Luftwaffe, den Sanitätsbereich und die sogenannte Streitkräftebasis, die Beteiligte aus den anderen Gattungen bündelt.
Die Objekte können noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Keramik, Papier
Datum: zwischen den Weltkriegen
Maße Figur: H: 42 cm, B: 30 cm
Objekt des Monats März 2018
Faszination Sammelalbum
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist das ca. 1950 erschienene Sammelalbum Bergwanderungen im Berchtesgardener Land von Hans von der Nordmark, herausgegeben von der Rostock Gebrüder Friedrich Söhne A-G. Margarinefabrik in Elmshorn in Holstein.
Die Anfänge der Sammelbilder liegen in den 1850er Jahren in Frankreich, als der französische Kaufmann und Inhaber des Pariser Kaufhauses Au bon marché Artistide Boucicaut auf die Rückseite von Reklamezetteln bunte Bilder drucken ließ. Diese waren eine kostenlose Zugabe bei einem Einkauf und sollten zum Wiedereinkauf anregen. Boucicauts Geselle, Franz Stollwerck, übernahm diese Idee für seine Schokoladen-Einwickelpapiere und baute diese zu einer sechsteiligen Bilderreihe aus. Vermutlich 1898 erschien das erste Sammelalbum mit dem Titel Stollwerck’s Sammel-Album No. 1. Die Bilder wurden noch nicht eingeklebt, sondern eingesteckt.
Handelte es sich zu diesem Zeitpunkt um künstlerisch hochwertige Sammelbilder, die mit zwölf Farben gedruckt worden sind und überwiegend von der Lebensmittelindustrie herausgegeben wurden, wurden Sammelbilder und Sammelalben zur Zeit des Nationalsozialismus zum billigen Massenprodukt, das zur Verbreitung nationalsozialistischen Gedankenguts beitrug. Herausgeber war überwiegend die Zigaretten- und Tabakindustrie, die die Sammelbilder Zigarettenschachteln beilegte. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen wieder Lebensmittelfirmen. In den 1950er Jahren verlor das Format seine Bedeutung, bis es in den 1960er Jahren insbesondere durch die Panini-Fußballsammelalben ein Comeback erlebte. Bis heute bringen verschiedene Marken und Unternehmen Sammelbilder und Sammelalben zu unterschiedlichen Themen heraus.
Insgesamt war und ist die Spannbreite von Sammelalbenthemen groß: fantastische Erzählungen, enzyklopädische Einträge, informative Sachtexte oder Propaganda. Sammelalben über unsere Kontinente mit (Ur-)Einwohnern, Tieren, deutsche, europäische und internationale Traditionen und Sport stellen nur eine Auswahl dar. Fußballsammelalben zur Europa- und Weltmeisterschaft gehören ebenfalls zur Produktpalette wie aktuelle Kinoproduktionsbegleiter und vereinseigene Fußballspieler-Sammelalben, die nur selten über einen regionalen Bekanntheitsgrad hinausgehen.
Bei dem vorliegenden Objekt handelt es sich um das Sammelalbum Bergwanderungen im Berchtesgardener Land von Hans von der Nordmark, herausgegeben von der Rostock Gebrüder Friedrich Söhne A-G. Margarinefabrik in Elmshorn in Holstein. Es bietet auf insgesamt 53 Seiten Platz für insgesamt 96 Sammelbilder. Meistens sind vier Sammelbilder auf einer Doppelseite zu finden. Der Text wird aus der Ich-Perspektive erzählt und handelt von Erlebnissen und Geschehnissen im Berchtesgardener Land.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Weitere Sammelalben können Sie sich noch bis zum 15. April in unserer Sonderausstellung „SAMMELFIEBER – stecken, kleben, tauschen“ ansehen.
Material: Papier
Datum: ca. 1950
Maße: 265 mm (L) x 205 mm (B)
Objekt des Monats Februar 2018
Wintersport weltweit
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist ein Schlittschuhpaar aus dem 19. Jahrhundert.
Denn unabhängig von lokalen Wetterlaunen und den sich daraus ergebenden Möglichkeiten zum Schlittschuhfahren steht ein weltweites Wintersportereignis bereits fest: vom 9. bis 25. Februar 2018 finden die XXIII. Olympischen Winterspiele statt. In der südkoreanischen Stadt PyeongChang werden 102 Medaillen-Wettbewerbe in 15 Disziplinen ausgetragen: Biathlon, Bobsport, Curling, Eishockey, Eiskunstlauf, Eisschnelllauf, Freestyle-Skiing, Langlauf, Nordische Kombination, Rodeln, Shorttrack, Skeleton, Ski Alpin, Skispringen und Snowboard. Insgesamt gehen knapp 3 000 Sportler/innen an den Start. Neben dem sportlichen spielt in diesem Jahr insbesondere ein politischer Aspekt mit hinein, der die Zuschauer/innen erwartungsvoll auf die Geschehnisse am Austragungsort, 80 km von der nordkoreanischen Küste entfernt, schauen lässt.
Die Olympischen Winterspiele wechseln sich im Zwei-Jahres-Rhythmus mit den Olympischen Sommerspielen ab. Sie gehen in ihrer Grundidee auf sportliche Wettkämpfe junger, nackter Männer in Olympia in Griechenland im 8. Jahrhundert vor Christus zurück – wenngleich sich die Art der sportlichen Wettkämpfe augenscheinlich spätestens seit ihrer modernen Wiederaufnahme 1894 stark verändert hat. Neben Kleidungs-, Sicherheits- und Hygienevorschriften sind seit 1900 auch Frauen Teil der Wettkämpfe, wenngleich erst 2012 aus allen teilnehmenden Ländern Athlet/innen beiderlei Geschlechts dabei waren. Sportarten wie beispielsweise Tauziehen, Seilklettern oder Heißluftballon waren zwischenzeitlich Teil der olympischen Disziplinen. Von 1912 bis 1948 konnten neben Sportler/innen auch Künstler/innen teilnehmen, unter anderem Bildhauer/innen, Maler/innen, Architekt/innen, Schriftsteller/innen und Musiker/innen.
Noch heute wird die Olympische Fackel auf traditionelle Art – mit Parabolspiegel und Sonnenstrahlen – bei einer antiken Zeremonie am Tempel der Hera in Griechenland von Schauspielerinnen in griechischen Kostümen entzündet. Dann wird sie zur Gastgeberstadt transportiert – zum Beispiel von Läufern, mit dem Boot, Flugzeug, zu Pferd, mittels Radiosignals, unter Wasser oder per Kanu. Wichtig ist, dass die Fackel die ganze Zeit brennt!
Bei dem vorliegenden Objekt handelt es sich um ein Paar Schlittschuhe aus dem 19. Jahrhundert. Die Sohle ist aus Holz; die Kufen sind aus Eisen. Die Schlittschuhe konnten mithilfe von Lederriemen an der Ferse sowie über dem Spann (Fußrücken) (fehlt bei unserem Objekt) direkt an den Schuhen befestigt und in der Größe verstellt werden. Diese sogenannten Holländer verdanken ihren Namen den über die Grachten fahrenden Niederländer/innen – dem Eislaufvolk par excellence.
Noch heute gibt es diese Art von Schlittschuhen zu kaufen. Ansonsten gilt es insbesondere im Leistungssport je nach Intention den richtigen Schlittschuh auszuwählen. Elegante Stiefel für den Eiskunstlauf bieten durch gezackte Ränder die Möglichkeit für Sprünge und Drehungen, Eishockeyschlittschuhe sorgen mit runderen Kufen für die Wendigkeit, während Eisschnellläufer gerade, lange Kufen benötigen, um hohe Geschwindigkeiten zu erreichen. Als Verleihschlittschuhe im Freizeitbereich gibt es meistens Eishockeyschlittschuhe mit Hartschale, die nur wenig Bewegungsspielraum lassen.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Holz, Eisen, Leder
Datum: 19. Jahrhundert
Maße: 33 cm
Objekt des Monats Januar 2018
Unter die Haube kommen
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist eine Haube aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Unter die Haube kommen: Auch heute wird dieser Ausdruck noch verwendet, wenn eine Frau heiratet – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied. Im wahrsten Sinne des Wortes trugen die Frauen im Mittelalter ab ihrer Hochzeit eine Haube auf ihrem ebenfalls ab diesem Zeitpunkt hochgesteckten bzw. insgesamt ‚versteckten‘ Haar und waren somit auch in der Gesellschaft als Verheiratete erkennbar; ledige, junge Mädchen sowie Prostituierte trugen ihr Haar offen. Auch bei Ehebruch durfte die Haube nicht mehr getragen werden. Denn das Haar galt als ‚sündhaft‘ und offen getragen war es nicht (mehr) mit dem Frauenbild des Mittelalters vereinbar, das der Frau insbesondere Keuschheit, Tugendhaftigkeit und Frömmigkeit zuschrieb. Außerdem wurde durch das Tragen einer Haube die – zur Zeit des Mittelalters als ‚Gott gegebene‘ – Untertänigkeit dem Mann gegenüber demonstriert.
Durch Form, Farben und Verzierung konnte man auch den gesellschaftlichen Stand ihrer Trägerin festzustellen. Generell galt, dass je kleiner die Haube war, desto höher der gesellschaftliche Stand. Dennoch veränderte sich damals wie heute die Mode, die beispielsweise Einflüsse aus Italien und Frankreich aufnahm. Kleine Riegelhauben insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert, die man aufgrund ihrer geringen Größe mit Haarnadeln auf zusammengeknotetem Haar auf dem Hinterkopf feststecken musste, veränderten sich unter anderem zu großen Radhauben des 19. Jahrhunderts, die den gesamten Kopf umrahmten.
Als Grundstoff bereits im 12. Jahrhundert galt weißes Leinen, das dann mit Stoff und Schmuck bestickt wurde. Ab dem 18. Jahrhundert wurde auch Baumwolle verwendet. Geschmückt und verziert wurden die Hauben beispielsweise durch Seide, Metall, Baumwolle, Pappe, Glas, Fell, Spitze, Papier, Wachs oder Hanf. Außerdem schmückten zumeist Bänder die Hauben.
Die vorliegende Haube besteht im Grundmaterial aus Leinen. Die Gestaltung hat einen symmetrischen, ovalen Aufbau. In der Mitte der Haube findet man braunen Samt, der mit einem floralen Muster mit Pailletten bestickt ist und an dessen Rand ein Band aus Brokat genäht ist. Die ovale Form wird durch einen breiten Rand aus grüner Seide umschlossen. Die langen, breiten Seidenbänder an der Seite waren vermutlich ehemals rot und haben inzwischen eine leicht bräunliche Verfärbung angenommen. Durch unregelmäßige Heft- und Nadelstiche lässt sich auf eine in Handarbeit gefertigte Haube schließen.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Leinen, Seide, Brokat, Samt, Pailletten
Datum: Mitte des 19. Jahrhunderts
Maße: Ø 27,5 cm; H 12,5 cm
Weitere Informationen unter: www.museen-rendsburg.de
Objekt des Monats Dezember 2017
Schauburg Filmtheater
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unsere Objekte des Monats Dezember 2017 sind drei Programmhefte der Film- und Kulturtage des Kommunalen Kinos von 1985, 1987 und 1990 und ein Foto, vermutlich aus dem Jahr 1961, das das Rendsburger Kino Schauburg Filmtheater in der Schleifmühlenstraße zeigt.
Die Schauburg war nach dem ersten Liefferings Biograph-Theater (1909-1912) und dem Kino Fata Morgana/ Dolleschel’s Biograph-Theater/ Central-Kino (1911-1925) das dritte Kino in Rendsburg. Es entstand 1911 unter der Leitung von Amandus Arbs im linken Gebäudeteil des ehemaligen Hotels ‚Stadt Hamburg und Lübeck‘.
Am 23. Dezember 1927 wurde der durch Carl Arbs initiierte neue Gebäude-Komplex des Schauburg Filmtheaters mit dem über zwei Stunden dauernden deutschen Stummfilm „Dagfin“ von Joe May eröffnet. Als Begleitprogramm wurden zusätzlich ein Tanzfilm, ein Film über die Dolomiten, eine Wild-West-Groteske sowie die Emelka-Wochenschau – Wochenschauen waren quasi die Vorläufer der Fernsehnachrichten – gezeigt. Nach der Erfindung des Tonfilms und der vorübergehenden Verteidigung der Schauburg als „Pflegestätte des guten stummen Films“ mit bis zu sechs Musikern wurde am 12. Juli 1930 „Das lockende Ziel“ mit Richard Tauber, dem berühmtesten deutschen Operettentenor jener Zeit, im Rahmen einer „Vorführung auf Lichtton-Klangfilm Apparatur“ gezeigt.
1932 wurde die Schauburg von Emmi und Peter von Fehrn mit Unterstützung der Familie Stender übernommen. Ab 1950 übernahm Gerhard von Fehrn-Stender die Leitung. Im Zuge des Umbaus 1977 unter Klaus von Fehrn-Stender entstand das obere Kino Kleines Haus und das untere Große Haus. Service-Angebote, Lampen und Raucherlaubnis zogen in die Kinosäle ein. 1981 wurde als dritter Kinosaal das Studio eröffnet, 1987 folge der Filmladen, 1994 der vierte Kinosaal Atelier, das wieder ganz ohne Service und Rauch einen reinen Filmgenuss anbietet. 2006 wurde der Kinosaal No. 5 eröffnet. Darunter liegt Truffaud‘s Filmlounge – in Anlehnung an den französischen Filmschaffenden Francois Truffaut –, wo es Kaffee, Kuchen, französische Weine und kleine Speisen gibt. Heute wird der familiengeführte serviceorientierte Kinokomplex von Hans und Karen von Fehrn-Stender geführt.
Seit 1980 hat die Schauburg eine Partnerschaft mit dem Kommunalen Kino, das 1979 als kulturelle Einrichtung der Stadt gegründet wurde und die Räume der Schauburg für den Auftrag einer ‚kulturellen Filmarbeit‘ nutzt. Seit 2013 ist der Förderverein „Kommunales Kino e.V.“ Träger. Dienstags werden in der Schauburg Filme jenseits von Hollywood gezeigt – sowohl deutsche als auch ausländische Produktionen. Auch regionales, historisches Filmmaterial wird aufgearbeitet, mit Schulen und dem Landestheater zusammengearbeitet und Filmreihen zum Kultursommer gezeigt.
Das Foto zeigt das Schauburg Filmtheater in der Schleifmühlenstraße vermutlich im Jahr 1961. Da das Foto als Negativ vorlag, handelt es sich bei dem Objekt um eine Kopie. Die drei originalen Broschüren zu den Film- und Kulturtagen des Kommunalen Kinos in Rendsburg zeugen von interkultureller Zusammenarbeit und Vernetzung. 1985 fanden vom 28. Oktober bis 9. November die ersten französischen Film- und Kulturtage in Zusammenarbeit mit dem Institut Français Hamburg statt. Die britischen Film- und Kulturtage vom 30. Oktober bis 11. November in Zusammenarbeit mit THE BRITISH COUNCIL HAMBURG fanden 1987 zum zweiten Mal statt. Die italienischen Film- und Kulturtage fanden vom 30. Oktober bis 23. November 1990 ebenfalls zum zweiten Mal statt in Zusammenarbeit mit dem Italienischen Kulturinstitut Hamburg. Filme, Ausstellungen, Theater und/ oder musikalische Veranstaltungen bildeten jeweils das Programm.
Material: Papier
Datum: vermutlich 1961, 1985, 1987 und 1990
Maße: 129 mm (L) x 171 mm (B) sowie 208 mm (L) x 147 mm (B)
Objekt des Monats November 2017
„Der Bau der Superlative“
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitungund die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unsere Objekte des Monats November 2017 zeigen ein Foto, vermutlich aus dem Jahr 1958 während des Baus des Rendsburger Kanaltunnels sowie einen Zeitungsartikel vom 18.06.1960, vermutlich aus der Landeszeitung, sowie vom 25.08.2017 aus den Kieler Nachrichten.
Denn man kommt nur schwer an ihm vorbei, wenn man nach Rendsburg hinein oder heraus möchte: dem Kanaltunnel. Am 23. November 1957 war Baustart für das inzwischen langjährige Millionenprojekt, das täglich eine Belastungsprobe für die Nerven vieler Pendler von und nach Rendsburg darstellt.
Dabei sollte der Tunnel doch die Verkehrsprobleme der Stadt lösen, die sich durch die ursprünglich 1895 erstmalig errichtete und 1912 von Friedrich Voß neu konzipierte Drehbrücke über dem Nord-Ostsee-Kanal insbesondere nach dem zweiten Weltkrieg immer stärker herauskristallisierten. Immer mehr Autos sorgten für kilometerlange Staus vor der Drehbrücke, wenn sie aufgrund passierender Schiffe nicht über die Brücke fahren konnten, denn: der Schiffsverkehr hatte Vorrang. Also schien der Kanaltunnel, der von 1957 bis 1961 für 60 Millionen Deutsche Mark gebaut worden war, die einzig sinnvolle und kostengünstigste Möglichkeit, die Stauproblematik zu entspannen. Zunächst gelang es durch den Tunnel, der eine Gesamtlänge von 1250 m und eine Tunnellänge von 650 m aufweist, die langen Wartezeiten vor der Drehbrücke aufzulösen – 1950 musste die Brücke beispielsweise fast 14 000 mal die Schranken schließen und umgerechnet den Straßenverkehr für ca. 102 Tage sperren – und so wurde diese 1964, drei Jahre nach der Eröffnung des Kanaltunnels, demontiert.
Doch problematisch ist insbesondere die Flut an Fahrzeugen, die täglich durch den Tunnel fahren. Rechnete man in der Planungsphase 1949 mit ca. 18 000, sind es heute bis zu 50 000 Fahrzeuge an einem Tag, die die Lebensdauer des Tunnels strapazieren, Sanierungsarbeiten notwendig machen und diese wiederum kilometerlange Staus nach sich ziehen. Beim Blättern älterer und neuerer Zeitungsartikel scheint man sich regelrecht in einer Zeitschleife wiederzufinden: „Was wird das Tunnelprojekt heute kosten?“ (1951), „Großbaustelle Kanal-Tunnel bei Rendsburg“ (1958), „Es hämmert unter dem Nord-Ostsee-Kanal“ (2017), „Rendsburger Tunnel – Bau der Superlative“ (1960) und „Der Tunnel der Superlative“ (2017) sind nur einige Überschriften, die ohne überlieferte Zuordnung zeitlich zunächst einmal nicht unmittelbar zu klären wären.
Bei dem vorliegenden Foto handelt es sich um eine Fotografie in schwarz-weiß. Es wurde ungefähr im Jahr 1958 aufgenommen und zeigt die Tunnelröhre im Bau aus südlicher Richtung. Der Zeitungsartikel von Juni 1960 mit dem Titel „Rendsburger Tunnel – Bau der Superlative“ erzählt von der Einhaltung des Zeitplans und erklärt die baulichen Herausforderungen des Riesenprojekts. Der aktuelle Artikel von August 2017 berichtet von der Kostenexplosion und – dem inzwischen als termingerecht empfundenen – voraussichtlichen Bauende Anfang 2020.
Material: Papier
Datum: ca. 1958, 18.06.1960 und 25.08.2017
Inventarnummer: k. A.
Objekt des Monats Oktober 2017
„Luthers kleiner Katechismus“
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats ist das Buch Dr. Martin Luthers kleiner Katechismus und lehnt sich an das 500-jährige Jubiläum der Reformation an.
Denn ob man gläubig ist oder nicht; über einen Namen stolpert(e) im Jahr 2017 jeder: Martin Luther. Am 31. Oktober 1517 soll der Begründer des Protestantismus 95 Thesen an das Tor der Wittenberger Schlosskirche angeschlagen haben. Er übte damit Kritik (nicht nur) am sogenannten Ablasshandel der römisch-katholischen Kirche, bei dem man sich durch den käuflichen Erwerb eines Ablassbriefes von seinen Sünden befreien lassen konnte. Luthers Stellungnahme zog die Gründung neuer kirchlicher Gemeinschaften nach sich, führte zur Spaltung der römisch-katholischen Kirche und zerstörte somit die kirchliche Einheit des Abendlandes. Durch die Vermischung religiöser mit machtpolitischen Motiven wurde der primär religiöse Charakter der Reformation allerdings verfälscht. In Rendsburg wurde im Frühjahr 1528 nach dem Tod des katholischen Kirchherrn Johan Schröder vom regierenden König Friedrich I. ein protestantischer Nachfolger eingesetzt; dies hätte zu keinerlei Sanktionen gegenüber den Rendsburger Katholiken geführt.
Überall in Deutschland fanden und finden seit dem 1. Januar 2017 Lutherspezifische Veranstaltungen und Aktionen statt; es wurden Bezüge zu Martin Luther und verschiedenen Städten bis in die heutige Zeit hergestellt. Die Oldenburger Kirchenglocken läuteten am Neujahrstag um 15.17 Uhr das Lutherjahr ein, der Deutsche Evangelische Kirchentag im Mai 2017 feierte unter dem Aspekt des Reformationsjubiläums und das Pop-Oratorium Luther ging und geht auf Deutschlandtournee.
Das in unserem Museumsbestand vorhandene Buch Dr. Martin Luthers kleiner Katechismus (Katechismus = Lehrbuch des christlichen Glaubens) dürfte aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammen und wurde in Rendsburg von F. M. Wendell gedruckt. F. M. Wendell kam aus der Buchdruckerfamilie von Johann Georg Friedrich Wendell, der am 01. Januar 1808 das erste „Gemeinnützige Wochenblatt für Rendsburg und die umliegende Gegend“ herausgebracht hat – der Vorläufer unserer heutigen Landeszeitung. Das im Inneren bereits leicht zerfledderte Buch ist in Frakturschrift verfasst und verweist in seinem Titelzusatz „für Kinder“ auf eine entsprechende Aufmachung, die sich bereits in der Buchgröße wiederspiegelt. Luther hat in diesem Buch unter anderem die Zehn Gebote und das Gebet „Vater unser“ aufbereitet und erläutert. Den Umschlag ziert ein rostbraun-schwarzes Muster.
Das Objekt kann noch diesen Monat im Eingangsbereich in unseren Museen im Kulturzentrum angesehen werden.
Material: Papier
Datum: Mitte des 19. Jahrhunderts
Maße: 85 x 105 mm
Objekt des Monats September 2017
Trompete aus Rendsburg
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Bei dem Objekt des Monats September handelt es sich um eine in Rendsburg hergestellte Trompete des Instrumentenbauers Ludwig Wendler. Sie besteht aus Messing und hat eine kleine Gravur „L. Wendler Rendsburg“ am Schallbecher.
Im Jahr 2012 kam es im Zuge der „Bilderrätsel“-Aktion der Landeszeitung zur Ermittlung der Geschichte des Geschäfts in der Kronprinzenstraße/ Ecke Kanzleistraße und seiner ehemaligen Besitzer. Es wurde erforscht, dass in diesem Haus 1848 - mit Zustimmung des dänischen Königs - von Ludwig Betram ein Musikinstrumentengeschäft gegründet wurde.
Die Werkstatt befand sich im Keller und war circa 80 Quadratmeter groß. Im Ersten Weltkrieg beschäftigte der Blechinstrumenten- und Trommelmachermeister Ludwig Wendler zwölf Gesellen. Er gehörte zur bürgerlichen Oberschicht. "1923 war sein Geldschrank mit circa 60 000 Reichsmark gefüllt", heißt es weiter, "die durch die Inflation wertlos wurden." Daraufhin übergab Ludwig das Geschäft an seinen Sohn Ernst, half in den folgenden Jahren aber immer noch aus.
In dieser Zeit gab es ebenfalls eine Musikschule in dem Haus. Der SHZ-Leser Horst Ermeling aus Rendsburg erinnerte sich an Erzählungen und Zeugnisse seines Vaters Karl-Heinz, der dort unter dem Dach gewohnt hat und dort eine Ausbildung machte. "Abends mussten sie immer im Café „CC“ gegenüber spielen", berichtete Ermeling.
Daten
Inventarnummer: 5695-1
Material: Messing
Maße: L: 48,5 cm B: 18,0 cm T: 13,0
Objekt des Monats Juni 2017
Soldaten-Handstock
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen.
Das Objekt des Monats Juni ist ein Handstock aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Er ist mit verschiedenen Schnitzereien und am Kopfende mit einem geschnitzten Adlerkopf versehen. Die Krücke ist beilförmig, wobei sich der Stockdurchmesser nach unten verjüngt. Es kann nicht mehr nachvollzogen werden, inwieweit dieser Hand- bzw. Gehstock aus medizinischer Sicht für den Besitzer notwendig war. In der Regel waren und sind Gehstöcke klassische Hilfsmittel zur medizinischen Rehabilitation und vor allem in der Militärgeschichte wichtige Utensilien, um verletzte bzw. verwundete Soldaten wieder „auf die Beine“ zu bekommen.
In der langen Kulturgeschichte unterschiedlicher Stock-Hilfen haben sich viele verschiedene Spielformen des Gehstocks entwickelt: So gibt es sie beispielsweise auch als Wander- oder Spazierstöcke. Wohingegen es beim Wandern um die konkrete Entlastung des Nutzers geht, ist ein Spazierstock sehr viel mehr zur Zier gedacht - das hier vorliegende Objekt scheint eine Art Mischform aus beidem zu sein und zielt sowohl auf Nützlichkeit und Schmuck ab.
Unser Objekt des Monats wurde von dem Rendsburger Soldaten Thede Peters im Ersten Weltkrieg aus französischer Kriegsgefangenschaft mitgebracht. Ob er ihn von einem anderen deutschen Häftling bekam oder ihn selbst während der Gefangenschaft anfertigte, ist nicht bekannt. Bei Eingang dieses Gehstocks in den Fundus des Museums im Jahr 1968 wurde der Stifter, ein Nachkomme des ursprünglichen Besitzers Thede Peters, zu dem Objekt befragt und seine Ausführungen auf einer Karteikarte festgehalten. Seine Schilderungen und Einschätzungen werden an dieser Stelle unkommentiert zitiert:
„Die hohe Generalität im Ersten Weltkrieg ging ja mehr zu Fuß als im letzten Krieg (gemeint ist der Zweite Weltkrieg), und man kann sie auf vielen Bildern mit Handstöcken sehen, wie den General Ludendorff. Bald auch trugen Flieger Handstöcke. Sie durften sich mehr Freiheiten herausnehmen als die anderen Soldaten. Aber im Schlamm von Flandern und in den Sümpfen in Rußland trugen später nicht nur Offiziere, sondern auch andere Dienstgrade und Mannschaften solche Handstöcke. Sie gehörten beinahe zur Ausrüstung der Schützengraben-Soldaten. Durchweg waren es ja Knüppel aus dem Zaun. Aber wie man an diesem Handstock mit Adlerkopf sieht, wurde er auch mit Schnitzereien versehen. Im Zweiten Weltkrieg habe ich viele Offiziere und Soldaten mit Handstöcken gesehen.“ (November 1968).
Zur Objektgeschichte dieses Gehstockes ist weiterhin zu berichten, dass er bis in die 1970er Jahre im Alten Rathaus in dem dortigen Heimatmuseum deponiert war. Nach dem Brand im Rathaus im Jahr 1973 wurde er gereinigt sowie restauriert und dadurch als Museumsobjekt „gerettet“ Sie können dieses Objekt den ganzen Juni über im Eingangsbereich der Museen besichtigen!
Objekt des Monats Mai 2017
Brautkrone
Maße: D: 9 cm, H: 8 cm
Herkunft: Rendsburg
Material: Versilbertes Messingblech mit Glasapplikationen
Inventarnummer: 2645-b
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Mai ist eine aus Rendsburg stammende Brautkrone aus dem 18. Jahrhundert. Die reichlich verzierte Krone ist aus einem Stück Messingblech gefertigt und misst neun Zentimeter im Durchmesser sowie acht Zentimeter in der Höhe. Die Oberfläche des Objektes ist versilbert worden. Die fünf eichenblattförmigen Schilde laufen am Ende spitz zu und sind nach außen gebogen. Bei den detailreichen Verzierungen handelt es sich um geschliffene rote, blaue und gelbe Glassteine, die zum Teil verloren gegangen oder blind geworden sind. Die schwarze Bemalung zeigt ein locker gezeichnetes florales Muster, die die Glassteine miteinander verbindet. Des Weiteren sind vier bewegliche Spiraldrähte mit Sternen zu erkennen, von denen jedoch einer fehlt.
Anders als zunächst zu vermuten wurden Brautkronen nicht ausschließlich am Tag der Hochzeit getragen. Die Kopfbedeckung wurde von ledigen Frauen zu Feiertagen und Festen getragen, zuletzt am Hochzeitstag. Eine Krone war bereits lange vor dem Tragen des Schleiers oder Brautkranzes etabliert und sollte die Reinheit der Frau symbolisieren. Nicht nur die gut situierte Oberschicht leistete sich dieses Brautaccessoire. Tatsächlich zeigte sich die Brautkrone besonders in bäuerlichen Gegenden von besonderer Beliebtheit. Sie fungierte dabei als Statussymbol der ganzen Familie. Je vermögender die Familie, desto reicher die Verzierungen und Applikationen. Aber auch regional wiesen die Kronen Unterschiede in der Fertigung und Verzierung auf, meist abgestimmt auf die getragene Tracht. Jedoch besaßen nur die wohlhabenden Familien eigene Brautkronen, andere konnten sich zumeist nur eine Krone für den Hochzeitstag ausleihen. Nach der Hochzeit wurde die Krone traditionell abgelegt und als Zeichen des Friedens über dem Brauttisch aufgehängt. Zunächst verzierte man den Kopfschmuck etwas schlichter mit Blüten, Tannenzweigen, Kräutern oder reifen Früchten. Erst später begann man wertvollere Materialien wie Perlen, Silber, Gold oder Spiegel zu verwenden. Nur die Verzierungen aus floralen Motiven erinnerten noch an die ursprüngliche Brautkrone.
Bei der Rendsburger Krone handelt es sich um ein Exponat der Oberschicht, die vermutlich lange Zeit innerhalb der Familie tradiert worden ist. Im 18. Jahrhundert löste der Brautkranz, ein ursprünglich heidnischer Brauch aus der 4. Jahrhundert, die Tradition der Brautkrone ab. Doch bis heute finden sich vereinzelt Krönchen oder Diademe als Brautaccessoire, die auf den lange zurückliegenden Brauch der Brautkrone erinnern. Viele deutsche Trachten, wie etwa die des Lindhorster Brautzugs aus Niedersachsen, zeigen diese Tradition noch heute.
Objekt des Monats April 2017
Keramiktopf für Kautabak
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) hat dieser Tage mitgeteilt, dass drei Viertel der 12- bis 25-Jährigen nicht rauchen. Neben den Raucherzahlen der klassischen Zigarette sind auch die Zahlen der Schnupf- und Kautabakkonsumenten weiter rückläufig. Dies ist ein tiefgreifender Unterschied zu den Konsumentenzahlen vorheriger Generationen - damit klingt der wilde Tabak-Boom des vorherigen Jahrhunderts endgültig ab. Die Rendsburger Museen haben eine Reihe an Rauchutensilien aus dem 20. Jahrhundert in ihrem Archiv und dokumentieren diese Rauchkultur fortwährend. Im Rahmen der Sonderausstellung: „Rauchen – Abschied von einer Kultur“ wurde dieses Thema bereits 2008 aufgegriffen.
Der Kautabak, auch Mundtabak oder Priem genannt, war und ist ein Genussmittel, das aus verarbeitetem und mit Zusatzstoffen versetztem Tabak besteht. Dieser wird im Mund gehalten oder gekaut und entfaltet so seinen Hauptwirkstoff Nicotin, der dann über die Mundschleimhaut aufgenommen wird. Kautabak gehört mit Schnupftabak zu den rauchfreien Tabakwaren. Den Weg von Amerika nach Europa fand er schon mit der ersten Reise von Christoph Kolumbus im 15. Jahrhundert – er beobachtete die indigene Bevölkerung, wie sie Muschelkalk und Tabak vermischten und darauf kauten – diese Kulturtechnik ist somit der Vorläufer des uns bekannten Kautabaks.
Der hier gezeigte Keramiktopf mit Deckel und Zange gehörte zum Inventar des Tabakhändlers M. Hansen aus Rendsburg, der seine Fabrik in der Bismarckstraße hatte. Um den Topf läuft oben und unten ein braunes Ornamentband. Die Schrift, Ornamente und Fabrikmarke sind vertieft eingearbeitet und blau ausgefüllt. Der Löwe der Fabrikmarke ist beige mit braunem Muster. Inschrift auf der Vorder- und Rückseite: Kautabak M. Hansen Jr. Rendsburg, gegr. 1815. Da der kleine Deckelknauf verhältnismäßig klein im Vergleich zu den Seitenhenkeln ist, weist diese Art auf eine Vorkriegsproduktion hin. Der Topf war im jahrzehntelangen Besitz eines Rendsburger Bürgers, der in ihm, der Sache entsprechend, Kautabak lagerte und diesen anschließend konsumierte.
Objekt des Monats März 2017
Reservistenkrug „Bosholm“
Jeden Monat präsentieren die LZ und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats März 2017 ist ein Reservistenkrug aus Rendsburg.
Viele Reservisten der kaiserlichen Armee um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert kauften sich nach Ende ihrer militärischen Dienstzeit einen solchen Krug als Andenken. Mit diesem Kauf dokumentierte der Reservist seine Verbundenheit mit dem Herrscherhaus, mit der Armee und natürlich im Besonderen mit seiner Einheit. In seinem jeweiligen Wirtshaus oder bei Reservistentreffen war dieser Krug für ihn reserviert. Die meisten noch heute existierenden Reservistenkrüge, -bilder, -pfeifen, -flaschen und -urkunden entstanden in dieser Zeit. Vor 1875 stößt man nur auf Einzelstücke und ab der Entmilitarisierung in der Weimarer Republik nahm das Interesse an derlei Erinnerungsobjekten ab.
Die Reservistenkrüge wurden aus dem gleichen Material hergestellt, wie die Krüge der übrigen Krug-Produktion - der Form nach gehörten sie zur Gruppe der Walzkrüge. Am beliebtesten und am weit verbreitetsten war der Porzellankrug, da sich seine glatte, schneeweiße Oberfläche besonders gut zur Bemalung und weiteren Verarbeitung eignete.
Der hier gezeigt Krug gehörte dem Reservisten Heinrich Bosholm (*16.10.1888), der von 1908 bis 1910 im Lauenburgischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 45 in Rendsburg gedient hatte. Die Kanone als Deckelverzierung lässt diese spezielle militärische Zugehörigkeit zur Artillerie schon auf den ersten Blick erahnen. Der Rekrut Bosholm war als gelernter Schmied zum Militär gegangen und kaufte nach seinem Ausscheiden ein Grundstück in Osterrönfeld, das bis heute seinen Nachkommen gehört. Er nahm 1914/15 am deutschen Frankreichfeldzug teil und kam im Verlaufe des Krieges schwer verletzt mit einem Lungenschuss zur Regeneration nach Davos/Schweiz ins Lazarett. Zeitlebens stand dieser Krug als symbolisches Erinnerungsstück auf dem Schreibtisch des 1976 verstorbenen Heinrich Bosholm, der wegen des Todes seines Sohnes im Zweiten Weltkrieg nicht über das Militär und seine Dienstzeit sprechen wollte.
Objekt des Monats Februar 2017
Dienstbrille der Wehrmacht mit Sonnenschutz
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Februar 2017 ist eine Nickelbrille der Wehrmacht aus den 1930er Jahren.
Die Dienstbrille, die von einem Rendsburger Wehrmachtsangehörigen getragen wurde, ist in einem grauen Blechkasten aufbewahrt. Dazu gehören außerdem der aufsetzbare Sonnenschutz sowie eine Filzeinlage zum erleichterten Herausnehmen der Brille. Darüber hinaus komplettiert ein Putztuch der Firma „Drossart-Breuer“ (ein noch heute ansässiger Brillenhersteller aus Düren) das Ensemble. Ob auch die Brille in Düren gefertigt wurde, ist unbekannt, aber nicht unwahrscheinlich.
Bei Einberufung in die Wehrmacht bekamen alle Soldaten, die Brillenträger waren, mindestens eine Dienstbrille und oftmals ergänzend eine Maskenbrille ausgehändigt. Die Dienstbrille zeichnete sich vor allem durch ihre Funktionalität, besonders in Form der stark um das Ohr gekrümmten Bügel, aus, die ein Abrutschen oder Wegrutschen der Brille unter soldatischer Belastung erschweren sollten. Der aufsetzbare Sonnenschutz ist sehr einfach über die Brille zu haken und erleichterte die Arbeit der Soldaten bei Sonnenschein sowohl in der Wärme, aber vor allem auch in der Kälte. Was wenig bekannt ist: Besonders bei Märschen und längerem Aufenthalt im Schneegebiet sind Sonnenbrillen von besonderer Bedeutung, weil das stetige Reflektieren der UV-Strahlung zu einer Schädigung der Hornhaut, also zur sogenannten Schneeblindheit, führen kann.
Die hier gezeigte Dienstbrille erinnert in ihrem Frontgestell sehr an die sogenannte Maskenbrille der Wehrmacht. Der Unterschied lag letztlich nur in der Halterung, denn die Metallbügel der Dienstbrille hätten ein luftdichtes Verschließen der Gasmaske verhindert. Dementsprechend hatten die Maskenbrillen Gummi-Stoffschlaufen, die nach Belieben festgezogen werden konnten. Die Kästen zur Aufbewahrung der jeweiligen Brillen mussten deutlich mit der jeweiligen Funktion gekennzeichnet sein, um die Brillen im Einsatzfall schnell unterscheiden zu können. Derartige Maskenbrillen befinden sich ebenfalls im Bestand der Museen im Kulturzentrum und werden hoffentlich im Rahmen einer Ausweitung des „Garnisons-Museums“ einen neuen Platz in der Präsentation finden.
Objekt des Monats Januar 2017
Drei Mitgliedsbücher der Deutschen Arbeitsfront
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unsere Objekte des Monats Januar 2017 sind drei Mitgliedsbücher der „Deutschen Arbeitsfront“.
Die Deutsche Arbeitsfront war in der Zeit des Nationalsozialismus der Einheitsverband der Arbeitnehmer und Arbeitgeber, nachdem 1933 alle freien Gewerkschaften verboten worden waren. Ab 1934 wurde sie Teil der NSDAP und somit vollständig dem Diktat der Parteiführung unterstellt. Die verpflichtenden Mitgliedsbücher nahmen die Grunddaten der Personen, wie Namen, Beruf, Geburtsdatum sowie den jeweiligen übergestellten Gau auf. Im Kern ging es aber um die Erfassung der jeweiligen Arbeitsstellen, des Lohns sowie entsprechende Beurteilungen bzw. Bemerkungen. Die drei Mitgliedsbücher, die nun einen Monat im Eingangsbereich unserer Museen zur Ansicht liegen, gehörten drei Männern aus Rendsburg, Schleswig und Hamburg. Die Namen sind aus Datenschutzgründen anonymisiert.
Die ersten Seiten der rot eingebundenen Bücher sind mit parteipolitischen Zitaten versehen, so beispielsweise mit „Merksprüchen“ Adolf Hitlers oder des Reichsleiters der NSDAP Dr. Robert Ley. Nicht nur hieran erkennt man die große Wichtigkeit der „Arbeiter“ für die verbrecherische „Blut und Boden“-Ideologie der Nationalsozialisten. Auf der letzten Seite des Mitgliedbuches gibt es zudem noch eine streng formulierte Anleitung, dass „jedes Mitglied der deutschen Arbeitsfront nur folgende Zeitungen liest: „Der Angriff“, „Völkischer Beobachter“ „Arbeitertum“ und „Aufbau“. Die Durchdringung und Allgegenwärtigkeit des nationalsozialistischen Gedankengutes im Alltag wird hierdurch deutlich dokumentiert.
Die Museen im Kulturzentrum haben einen großen Fundus an Objekten aus der Zeit des Nationalsozialismus, von dem nur ein kleiner Prozentsatz in der Dauerausstellung zu sehen ist. Auf Anfrage können bestimmte Archivalien aber gerne eingesehen werden! Wenn Sie Interesse haben gemeinsam mit einem Museumsmitarbeiter in den Mitgliedsbüchern zu blättern, wenden Sie sich gerne an unser Kassenpersonal und vereinbaren Sie einen Termin.
Maße: Höhe: 15 cm, Breite: 10 cm, Tiefe: 0,5 cm
Herkunft: Rendsburg, Schleswig, Hamburg
Standort: Archiv der Museen im Kulturzentrum Rendsburg
Objekt des Monats Dezember 2016
Akkordeon „Sibylla Brand“
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Januar 2017 ist ein Akkordeon des Typs „Sibylla Brand“.
Akkordeons, umgangssprachlich auch Schifffahrtsklaviere oder Quetschen genannt, sind sogenannte Handzuginstrumente, bei denen der Ton durch freischwingende und durchschlagende Zungen erzeugt wird. Es gibt unzählige weitere Bezeichnungen und Bauarten, was auf die weite Verbreitung des Instruments und dessen Nutzung zurückzuführen ist.
Wenngleich dieses Musikinstrument aus der Mode gekommen scheint, so gibt es gerade in der Weihnachtszeit viele Familien, in denen zusammen auf dem Akkordeon musiziert wird. Es sind zudem viele Geschichten von Seefahrern und deren Musizieren auf Schifffahrtsklavieren zur Weihnachtszeit überliefert. Die große Distanz zwischen der Heimat und den Weltmeeren sowie die Abwesenheit der Familie machten diese Rituale für die Seefahrer besonders wichtig.
Das bei uns gezeigt Akkordeon wurde vermutlich in den 1930er Jahren hergestellt und 1944 von einer Büdelsdorfer Familie gekauft. Die Eltern eines jungen Soldaten (Jahrgang 1927) wollten ihm dieses Akkordeon zur Kriegsrückkehr schenken, zu der es nie kommen sollte.
Unsere Museumskollegen in Markneukirchen/Sachsen besitzen im Übrigen das weltgrößte Akkordeon: Es ist 1,80 Meter hoch, besitzt 128 Diskanttasten und 423 Bassknöpfe und wiegt über 100 Kilogramm. Dieses Gewicht erfordert das Anbringen von Rädern, damit das Instrument bewegt werden kann.
Maße: Höhe 30 cm, Tiefe 15 cm, Breite: 25 cm (stehend, zusammengezogen)
Herkunft: Büdelsdorf, Produktion: vermutlich in Sachsen
Inventarnummer: 9139
Standort: Depot der Museen im Kulturzentrum Rendsburg
Objekt des Monats Oktober 2016
Meerschaumpfeife mit Lederetui
Material: Holz, Sepiolith, Bernstein, Samt, Leder
Inventarnummer: 9395
Maße der Pfeife: B: 14 cm, H: 6 cm, T: 2,5 cm
Standort: Depot der Museen im Kulturzentrum
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Oktober ist eine Motivpfeife mit Pfeifenkopf aus Sepiolith (umgangssprachlich: Meerschaum) in Form eines Totenkopfes. Das Mundstück ist aus Bernstein, das Verbindungsstück aus Holz. Oben auf dem Totenschädel ist ein Trichter für den Rauchabzug eingesetzt. Im braunen, mit rotem Samt ausgelegten, Lederetui befinden sich noch ein Ersatz-Mundstück und ein Ersatz-Rauchtrichter.
Die Meerschaumpfeife war Teil unserer Sonderausstellung „Rauchen“ im Jahr 2008. Diese Ausstellung widmete sich der Rauchkultur, die in der gesellschaftlichen Diskussion mehr und mehr zum verpönten Laster wurde, allerdings noch nicht gänzlich verschwunden ist. Doch die Zeiten, in denen der Tabakgenuss ganz selbstverständlich zur Alltagskultur gehörte, sind vorbei. Vor allem das früher übliche Pfeifenrauchen wird in der Öffentlichkeit kaum noch wahrgenommen – anders als zu Zeiten der Produktion unserer Pfeife, Anfang des 20. Jahrhunderts.
Die Vorteile von Meerschaumpfeifen gegenüber Pfeifen aus Holz bestehen u. a. darin, dass ein Einrauchen überflüssig wird, da sie zunächst geschmacksneutral sind und das Material Sepiolith überaus feuerbeständig ist. Das heißt, dass ein Anbrennen einer solchen Pfeife theoretisch ausgeschlossen ist und es problemlos möglich ist, eine solche Pfeife heiß zu rauchen. Ein Nachteil besteht wiederum darin, dass Meerschaum Tabakaromen aufnimmt, welche beim Rauchen verschiedener Tabaksorten stören – darüber hinaus ist Meerschaum ein sehr zerbrechliches Material, was auch das samtgefütterte Lederetui erklärt.
Die Pfeife ist nur in diesem Monat im Eingangsbereich unserer Museen zu sehen!
Objekt des Monats September 2016
Buddelschiff
Maße: B: 33cm, R:4 cm
Herkunft: Breiholz
Material: Holz, Kork, Glas, Garn
Inventarnummer: 2524
Standort: Depot der Museen im Kulturzentrum
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats September ist ein „Buddelschiff“ aus Breiholz. Es ist nur in diesem Monat für interessierte Besucherinnen und Besucher im Eingangsbereich der Museen zu besichtigen. Das Modell kam 1948 in den Besitz des Museums und stammt vermutlich aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Flaschen- bzw. Flaschenschiffe waren und sind beliebte Bastelarbeiten von Seeleuten. Oft wurden sie der Seemannsbraut als Mitbringsel von langen Reisen überreicht. Laien wundern sich immer wieder, wie das Schiff mit seinen Masten und Segeln durch den engen Flaschenhals gelangt und dort befestigt wird. Diese Technik ist aber einfacher als es zunächst den Anschein erweckt. Das kleine Schiffsmodell wird so gearbeitet, dass es zusammengeklappt durch den Flaschenhals passt und danach mit Zwirnfäden wieder aufgerichtet werden kann. Die Wellen, die das Schiff tragen, knetet man aus erwärmten, durch den Flaschenhals praktizierten Kitt.
Schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts hat sich eine auch für heutige Maßstäbe hochwertige Buddelschiff-Kultur entwickelt. Die professionellen Modellbauer der Schiffswerften platzierten die Miniaturmodelle ihrer Schiffe in ungeahnter Perfektion in die Flasche. Die große Zeit des Flaschenschiffbaues indessen waren die Mitte und die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts. Diese Zeit war identisch mit der Zeit der Großsegler, deren Reisen in das Kaiserreich China, nach Australien, Chile und zurückführten, um den europäischen Bedarf an Tee, Wolle, Salpeter und anderen Gütern zu decken. Auf jeder dieser langen Seereisen passierten die Segler Schönwetterzonen, in denen die Schiffe größtenteils gute Fahrt machten, relativ ruhig in der See lagen und Segelmanöver selten waren. Was sich da anbot, war die Herstellung nautischer Gegenstände aus Werkstoffen, die wie Holz, Garn oder Walknochen, die zum Greifen nahe waren. Diese dekorative Kunst lässt sich auch in und an unserem Objekt des Monats sehr schön erkennen!
In der umfangreich präsentierten Kanalgeschichte im Nordflügel unseres Museums finden sich noch weitere Buddelschiffe. Kommen Sie vorbei!
Objekt des Monats August 2016
Butterdose aus den Kriegsjahren 1916/17
Maße: H: 3,2 cm, R: 2,5 cm
Material: Porzellan
Standort: Depot der Museen im Kulturzentrum Rendsburg
Inventarnummer: 6831
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Juli ist eine Butterdose aus dem Ersten Weltkrieg. Sie ist exakt 100 Jahre alt und erinnert an die Ressourcenknappheit in dem erbitterten europäischen Abnutzungskampf.
Die weiße Porzellandose hat zwei Griffe mit grünem Rand. Der Deckel ist ebenfalls grün umrandet. Diese für die späten Kriegsjahre typische Butterdose trägt folgende Beschriftung auf dem Deckel: Butterdose aus den Kriegsjahren 1916/17.
Der Erste Weltkrieg als Waffengang zwischen hochentwickelten Industrienationen forderte den Einsatz aller Ressourcen in bis dahin ungeahnter Konsequenz. Neben den unzähligen Menschen benötigte man vor allem Nahrungsmittel, Fahrzeuge, Pferde, Metalle aller Arten, Öle, Fette, Brennstoffe, Salze, Stoffe und Fasern und natürlich Geld. Mit der Zeit bekam die Zivilbevölkerung deutlich zu spüren, was die vorrangige Versorgung des Heeres mit knappen Gütern bedeutete. Nicht nur fehlten die jungen Männer zu Hause als Arbeitskräfte - es wurden auch viele Dinge immer seltener und teurer. Alltägliche Waren wurden zu Luxusgütern und vieles, was man sich im Frieden ab und zu geleistet hatte, war jetzt streng rationiert oder völlig unerreichbar.
Eine „Butterdose aus den Kriegsjahren 1916/17“ veranschaulicht durch Beschriftung und Größe beispielhaft die kriegsbedingte Rangerhöhung der Butter in den Stand eines Luxusguts. Zur Erklärung des winzigen Formats und wohl auch zur Stärkung der Heimatmoral diente die oben zitierte Aufschrift auf dem Deckel der Dose, die mit feinen Streifen wie ein Schmuckbehältnis gestaltet ist. Es gab auch ähnlich zierliche Gefäße für Zucker und Milch.
Objekt des Monats Juli 2016
2 D – Bildbetrachter mit Fotos von Rendsburg
Maße (ausgeklappt): B: 12,5 cm ; H: 12,5 cm ; T: 12 cm
Material: Metall, Papier, Glas
Gravur auf der Innenseite des Betrachter: „Made in Germany, Stereoindupor Gmbh Frankfurt M.“
Standort: Depot der Museen im Kulturzentrum Rendsburg
Inventarnummer: 9499
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Juli ist ein Stereo-Bildbetrachter aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts.
Das System ist so einfach wie genial – die Bilder werden in die hintere Klappe gesteckt und dann durch die beiden Gucklöcher der vorderen Klappe betrachtet. Es ergibt sich durch die doppelte Anordnung ein Raumbild. Der Trick dieser Stereoskopie besteht darin, dass die beiden Bilder jeweils aus zwei leicht unterschiedlichen Betrachtungswinkeln aufgenommen wurden und somit das linke und das rechte Auge des Betrachters unterschiedliche Bilder sehen.
Das Prinzip beruht immer darauf, dass Menschen wie alle Primaten und die meisten Raubtiere durch ihre zwei Augen ihre Umgebung gleichzeitig aus zwei Blickwinkeln betrachten. Dadurch kann ihr Gehirn zu allen betrachteten Objekten effizient eine Entfernung zuordnen und ein räumliches Bild seiner Umgebung gewinnen, ohne den Kopf in Bewegung halten zu müssen. Die Stereoskopie befasst sich folglich nur damit, in das linke und rechte Auge jeweils unterschiedliche zweidimensionale Bilder aus zwei leicht abweichenden Betrachtungswinkeln zu bringen. Das Gehirn setzt beide Bilder zusammen, so dass ein einzelnes Bild entsteht, welches einen Bildraum suggeriert, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist. Umgangssprachlich wird Stereoskopie fälschlich als „3D“ bezeichnet, obwohl es sich nur um zweidimensionale Abbildungen (2D) handelt, die einen räumlichen Eindruck vermitteln („Raumbild“). Normale zweidimensionale Bilder ohne Tiefeneindruck werden als monoskopisch bezeichnet.
Es sind etwa 15 Bilder von Rendsburg erhalten, die betrachtet werden können. Sie zeigen beispielsweise die alte Straßendrehbrücke, das Stadttheater, die Werft oder Alltagsszenen vor dem Rathaus.
Der Bildbetrachter wird im Eingangsbereich unserer Museen in einer eigenen Vitrine ausgestellt sein. Wenn Sie Interesse haben, selber einmal hindurch zu sehen, wenden Sie sich an unser Personal!
Objekt des Monats Mai 2016
Atomteller-Brokdorf
Maße: Höhe: 2 cm, Radius: 10 cm
Datierung: 2015
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Mai steht in direktem Zusammenhang mit der Katastrophe von Tschernobyl vor 30 Jahren. Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk von Tschernobyl zum bisher schwersten Unfall in der Geschichte der Kernenergie. Zwei Explosionen zerstörten einen der vier Reaktorblöcke und schleuderten radioaktives Material in die Atmosphäre.
Die Künstlerin MARIAZO hat zu diesem traurigen Jahrestag eine Rauminstallation im Museumscafé ausgestellt, die noch bis zum 29. Mai dieses Jahr zu sehen sein wird.
Ein Exponat dieser Ausstellung ist zugleich unser Objekt des Monats – der „Atomteller“ des Kernkraftwerkes Brokdorf. Neben diesen Tellern hängen zwei weitere Teller „Krümmel“ und „Brunsbüttel“ im Eingangsbereich der Museen im Kulturzentrum. Der ausgewählte Teller trägt vorderseitig die Inschrift Brokdorf und rückseitig verschiedene Daten des Reaktors, wie beispielsweise dessen Eigentümer, die elektrische Leistung, den Baubeginn sowie die voraussichtliche Abschaltung im Jahr 2021. Das Kernkraftwerk Brokdorf wurde erstmal 1986, also genau im Jahr der schrecklichen Vorkommnisse in Tschernobyl, in Betrieb genommen. Schon während der Bauphase in den 1970er Jahren bis spät in die 1980er Jahre gab es großen Widerstand von Atomkraftgegnern. Dieses Kernkraftwerk gilt bei vielen Atomkraftgegnern als Symbol des Widerstands gegen die Nutzung der Kernenergie in Deutschland. Es konnte erst nach jahrelangen heftigen Auseinandersetzungen am „Brokdorfer Bauzaun“ und einem mehrjährigen Baustopp fertiggestellt werden. Atomkraftgegner und Polizei lieferten sich bei einer Großdemonstration 1981 bürgerkriegsähnliche Schlachten mit hunderten Verletzten. Wenngleich sich die Lage danach beruhigt hatte, gab und gibt es in regelmäßigen Abständen weiterhin Demonstrationen der Atomkraftgegner. Seit 2010 gehört das Kraftwerk den Energieriesen E.ON und Vattenfall.
Objekt des Monats April 2016
Brautkrone zur Silberhochzeit
Maße: B: 13 cm, H: 9 cm, T: 12 cm
Herkunft: unbekannt
Material: versilbert
Standort: Depot der Museen im Kulturzentrum
Unser Objekt des Monats April ist eine Brautkrone zur Silberhochzeit. Sie entstammt dem alten Bestand des Museums und hat leider keine Inventarnummer oder dokumentierte Objektgeschichte. Sie ist nur in diesem Monat für interessierte Besucherinnen und Besucher im Eingangsbereich der Museen zu besichtigen.
Silberne Brautkronen konnten und können zu Feierlichkeiten der Silberhochzeit getragen und später als dekoratives Andenken behalten werden. Es gibt ähnliche Brautkronen im Bestand unserer Museen, die beispielsweise eine Plakette mit der Inschrift “Zur Erinnerung an die Silberne Hochzeit“ enthalten.
Das Jubiläum der Silberhochzeit, das für 25 Jahre Ehe steht, ist nicht zufällig gewählt, sondern steht im Kontext des 25-jährigen Jubiläums der Museen im Kulturzentrum - sozusagen der Silberhochzeit zwischen dem Druck- und dem Historischen Museum Rendsburg.
Im Rahmen dieser Feierlichkeiten sind spezielle Sonderausstellungen sowie ein Museumsfest im Juni diesen Jahres geplant.
Wir freuen uns auf ihren Besuch im Jubiläumsjahr!
Objekt des Monats Januar 2016
Objekt der Monate Januar und Februar
Schwebefähre Rendsburg
-Mittelteil der Eisenbahn-Hochbrücke-
Material: Holz
Datum: 1959
Maße: B: 62 cm, H: 15 cm, T: 5 cm
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats Januar ist dem tragischen und aktuellen Anlass des Schwebefährenunglücks gewidmet.
Die seit dem 8. Januar 2016 nicht mehr in Betreib stehende Rendsburger Schwebefähre unter der Eisenbahnhochbrücke ist das verkehrstechnische, touristische und identitätsstiftende Highlight Rendsburgs. Der mögliche Verlust der Schwebefähre hätte in vielerlei Hinsicht negative Konsequenzen für Rendsburgs Bürgerinnen und Bürger sowie das gesamte Umland. Sie verbindet seit 1913 die Gemeinde Osterrönfeld mit der Stadt Rendsburg, wobei pro Fahrt bis zu 60 Personen sowie 4 Fahrzeuge transportiert werden können. Diese unentgeltliche Fahrt bietet ein Spektakel für Touristen und Einheimische, die von beiden Kanalufern oder gar einer Aussichtsplattform dem Geschehen folgen können. Es gibt weltweit lediglich sechs Schwebefähren, die Fußgänger und Kraftfahrzeuge transportieren. In Deutschland steht die einzig weitere im Landkreis Cuxhaven und überschwebt die Oste.
Somit befindet sich die einzig derzeit funktionierende Schwebefähre Rendsburgs im Historischen Museum Rendsburg! Unser Holzmodell aus dem Jahre 1959 zeigt den kompletten Mittelteil der Rendsburger Hochbrücke mitsamt der Schwebefähre, die über dem Nord-Ostsee-Kanal und in sicherer Distanz zum nächsten Frachter schwebt. So, wie wir es hoffentlich in naher Zukunft wieder in der Realität sehen!
Neben diesem kleinen Modell, das problemlos in den Eingangsbereich des Museums transportiert werden konnte, befindet sich im 1. Stock des Museums ein weiteres Modell im Maßstab 1:75. Dieses wurde 2010 in den Lehrwerkstätten der Kreishandwerkerschaft Rendsburg-Eckernförde von Teilnehmern einer „Aktivierungs-hilfen“-Maßnahme für Jugendliche gebaut.
Neben diesen beiden Schwebefähren- bzw. Eisenbahnhochbrückenmodellen zeigt das Historische Museum in seiner Dauerausstellung zahlreiche Objekte und Filme zur Kanalgeschichte sowie deren Über- und Unterführungen. Die Museen im Kulturzentrum unterstützen ausdrücklich die Aktion der Landeszeitung.
Objekt des Monats November 2015
Schirmmütze der Bundeswehr
Herkunft: Rendsburg
Gefertigt: Bamberger Mützenindustrie
Material: Stoff, Leder, Metall
Maße: 29x16x25 cm
Inventarnummer: 8574
Jeden Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg gemeinsam ausgefallene oder interessante Objekte aus dem Bestand der Museen. Unser Objekt des Monats November 2015 steht in direktem Zusammenhang mit dem 60. Jahrestag der Bundeswehr-Gründung. Am 12. November 1955 wurden in der Ermekeil-Kaserne in Bonn die ersten 101 Soldaten der neu aufgestellten deutschen Streitkraft vereidigt.
Kurz danach bezog die Bundeswehr auch die beiden Rendsburger Kasernen, die Eider-Kaserne sowie die Rüdel-Kaserne, welche im Jahr 2000 in Feldwebel-Schmidt-Kaserne umbenannt wurde. Nach über 50 Jahren Bundeswehr und 350 Jahren durchgehender Militärpräsenz auf Rendsburger Stadtgebiet, besiegelte die 2004 beschlossene Bundeswehrreform dann binnen 5 Jahren das Ende der 350 Jahre alten Garnisonsgeschichte Rendsburgs in 2009.
Die hier gezeigte Schirmmütze für Mannschaften und Unteroffiziere des Heeres besteht aus grauem Stoff mit roter Paspelierung, Abzeichen aus Metall und schwarzem Mützenschirm. Für viele Marineuniformträger ist die Schirmmütze die gewöhnliche Kopfbedeckung zum Dienstanzug. Seltener wird die Schirmmütze von Luftwaffen- und Heeresuniformträgern getragen, wo meist stattdessen Barett, Bergmütze oder Schiffchen vorgezogen werden. Die Schirmmütze wird dort überwiegend nur zum Dienst- und Gesellschaftsanzug getragen. Die Ausführung und die Schirmapplikationen erlauben die Zuordnung des Soldaten zu einer Teilstreitkraft oder Dienstgradgruppe.
Diese Schirmmütze wurde in der vorliegenden Ausführung dementsprechend nicht nur in Rendsburg, sondern bundesweit von Heeresangehörigen getragen. Die Schulterklappen mit dem Mannschaftsdienstgrad des „einfachen Soldaten“ (unten) bis zum höchsten Unteroffiziers-Dienstgrad „Oberstabsfeldwebel“ (oben) symbolisieren die Bandbreite der potentiellen Träger.
Objekt des Monats Oktober 2015
Wimpel „Kampfgruppe der Arbeiterklasse“
Herkunft und Datierung: Rostock zw. 1961-1989
Material: Stoff
Maße: 25 x 18 cm
Unser Objekt des Monats Oktober 2015 steht in direktem Zusammenhang mit den Feierlichkeiten des 25-jährigen Jubiläums der Deutschen Wiedervereinigung.
Es handelt sich um einen Wimpel der „Kampfgruppe der Arbeiterklasse“ des Volkseigenen Betriebes (VEB) der Schiffwerft Neptun in Rostock.
Die Kampfgruppen der Arbeiterklasse waren paramilitärische Verbände, die in staatlichen Betrieben und Einrichtungen organisiert wurden. Sie waren personell aus den Mitarbeitern der Betriebe, Kombinate, staatlicher Organe und deren Einrichtungen zusammengesetzt. Den Beschluss zum Einsatz der Kampfgruppen fasste die jeweilige SED-Bezirksleitung. Für die konkrete Führung der Einsätze war dann wiederum die Volkspolizei zuständig, sie erteilte in diesem Rahmen auch die Befehle an die zuständigen Kampfgruppenkommandeure. Durch diese Verbände sollte die Herrschaft des Proletariats in der DDR auch militärisch manifestiert werden. Die 1850 gegründete Rostocker Werft wurde 1953 zu einem Volkseigenen Betrieb und hieß ab diesem Zeitpunkt VEB Schiffswerft Neptun. Die Werftanlagen wurden bis 1989 ständig erweitert, was bei zu Zeiten des Mauerfalls zu einer Belegschaft von über 7000 Personen führte.
Objekt des Monats August 2011
August 2011:
Brautkrone
Messingblech, ölvergoldet
Durchmesser ca. 11 cm
Herkunft und Datierung: Christkirche Rendsburg, 18. Jahrhundert
Inv.Nr. 2645a
Die hier gezeigte Brautkrone aus ölvergoldetem Messing hat 5 senkrechte Schilde, die in ihrer Form an Eichenblätter erinnern. Jedes der Schilde ist kunstvoll mit floralen Motiven und geschwungen eingefassten, glitzernden Steinchen verziert, in deren Mitte jeweils ein großer Glasstein in Rot, Grün oder Blau sitzt, ebenfalls eingefasst.
Die Krone aus dem 18. Jahrhundert war im Besitz der Rendsburger Christkirche und wurde bei Hochzeiten an (jungfräuliche) Bräute verliehen, die sich ein solch teures Schmuckstück selbst nicht leisten konnten. Die Ausleihgebühr richtete sich nach dem Wert der Krone. Nutznießer waren im Allgemeinen der Pastor oder ein anderer Kirchenbeamter. Wie die Verhältnisse in der Rendsburger Christkirche waren, ist nicht überliefert; bekannt ist nur, dass hier der Organist das Privileg der Ausleihe eines Taufzeugs hatte. Brautkronen gab es in allen Gegenden Deutschlands sowie in Skandinavien, Serbien und anderen Ländern Europas. Im Trachtenwesen finden sich ähnliche Kopfbedeckungen für Frauen.
Die Brautkrone galt des Weiteren als Symbol der Unberührtheit und wurde von Seiten der staatlichen Obrigkeit auch als Mittel eingesetzt, um auf die Tugend und das sittliche Verhalten der Bräute Einfluss zu nehmen.
Als Abwandlung dienten dem gleichen Zweck Kränze aus Blumen oder ein sogenanntes Schappel oder Schäppel, das ebenfalls reich verziert war mit Steinen, Perlen, Goldschnüren und Borten.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Krone durch einen grünen Kranz aus Blättern ersetzt, den die Braut bei der Hochzeit trug.
Objekt des Monats September 2011
September 2011:
Care Paket
Material: Pappe, Metall (Klammern)
Maße: 20 x 33 x 33 cm
Herkunft und Datierung: USA / Westerrönfeld, um 1946
Inv. Nr.: 9498
Das hier gezeigte sogenannte Care Paket war eins von mehreren Millionen Hilfspaketen, die ab 1946 im Rahmen eines Hilfsprogrammes von den USA nach Deutschland (und in andere europäische Länder) verschickt wurden, um die Bevölkerung in den stark zerstörten Gebieten mit den wichtigsten Nahrungsmitteln zu versorgen und so eine Hungersnot zu verhindern.
Die private Hilfsorganisation CARE („Cooperative for American Remittances to Europe“) koordinierte den Versand der Pakete, die ab August 1946 zunächst im Hafen von Bremen eintrafen und von dort aus weiterverschickt wurden. Die sowjetische Besatzungszone wurde dabei ausgespart. Ein Paket kostete 15 Dollar (finanziert aus Spenden der US-amerikanischen Bevölkerung) und enthielt die notwendigste Nahrung für eine Person für drei bis vier Wochen.
Zur Grundausstattung eines Standard-Care Pakets gehörten:
500g Rindfleisch in Kraftbrühe, 500g Steaks und Nieren, 250g Leber, 250g Corned Beef, 375g „Prem“ (Fleisch zum Mittagessen), 250g Speck, 1kg Margarine, 500g Schweineschmalz, 1 kg Zucker, 500g Honig, 500g Schokolade, 500g Aprikosen-Konserven, 250g pulverisierte Eier, 1kg Vollmilch-Pulver, 1kg Kaffee, 500g Rosinen.
Insgesamt betrug der Nährwert eines solchen Care Pakets in etwa 40.000 Kilokalorien. Für viele Menschen im zerbombten Deutschland war es die Rettung aus der Not, da es in der Nachkriegszeit an allem mangelte, besonders aber an Nahrungsmitteln. Als Symbol der Hoffnung hat es sich bis heute ins Bewusstsein der (Nachkriegs-)Bevölkerung eingegraben.
Unser Paket wurde, wie die handschriftliche Notiz auf zwei Seiten zeigt, als Aufbewahrungskarton für Schulhefte genutzt. Daher weist es teilweise starke Gebrauchsspuren auf. Es wurde bei Aufräumarbeiten auf einem Dachboden in Westerrönfeld gefunden.
Objekt des Monats Oktober 2011
Oktober 2011:
Kalfaterhammer1
Material: Holz
Herkunft und Datierung: Breiholz, 1903
Inv. Nr.: HMR 3633
„12 Tage lebend im gekenterten Schiff“ (original Artikelüberschrift in diversen Zeitungen)
Hans Hinrich Engellandt kenterte am 18. April 1903 mit seiner Kufftjalk „Erndte“ von Memel aus kommend in der Ostsee. Drei Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben. Engellandt überlebte 12 Tage und Nächte in einer Luftblase des kieloben treibenden Schiffes. Von ihm stammt folgender Bericht:
„Ich saß wie in einer Taucherglocke, hatte aber die Empfindung ‚Aus dieser Lage kommst du wieder heraus‘. In der Nähe vom Kiel baute ich mir ein Gerüst, auf dem ich die Tage zugebracht habe. Über dem Wasser hatte ich noch 5 Fuß Raum. Zunächst fischte ich aus dem Wasser einige Gerätschaften und etwas Proviant auf. Mit einem Hammer, den ich auch auffischte, habe ich jeden Tag von morgens bis abends gegen die eiserne Schiffswand geschlagen, um vorüberfahrende Schiffe aufmerksam zu machen. Mit welcher Energie ich das Schlagen fortgesetzt habe, davon legt der Hammer ein beredtes Zeugnis ab. Bis auf die letzten Nächte habe ich, weil vom Schlagen sehr ermüdet, gut geschlafen. Durch das Wasser drang etwas Tageslicht in mein Gefängnis, so daß ich von morgens 6 bis abends 6 wie im Mondschein saß. Am 12. Abend hatte ich mich eben zur Ruhe gelegt, als ich das Geräusch von Fußtritten über meinem Kopf vernahm. Meine Aufregung läßt sich nicht beschreiben. Mit meinem Hammer gab ich sofort ein Lebenszeichen von mir. Ein englischer Dampfer hatte mein Schiff treiben sehen. Mein Wrack ward ins Schlepptau genommen und nach Neufahrwasser gebracht, wo man mich aus meiner Lage befreite.“
(aus: Rendsburger Jahrbuch, 1978)
1 Ein Kalfaterhammer wird verwendet beim sog. Kalfatern, einer Tätigkeit beim Schiffbau, bei der die Nähte zwischen hölzernen Schiffsplanken mit Werg oder Baumwolle und Holzteer, Pech oder Gummi abgedichtet werden.
Objekt des Monats November 2011
November:
Offiziersmütze des Oberstleutnants Cederic A. Cornell
Material: Baumwolle, Leder, Metall
Herkunft und Datierung: London/UK, 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schleswig-Holstein von Britischen Truppen besetzt. Es gehörte somit zur Britischen Besatzungszone, die dem Oberbefehl der britischen 21. Armeegruppe, der Rheinarmee, unterlag. Für die einzelnen Stadt- und Landkreise gab es örtliche Militärregierungen. Der zunächst für Rendsburg zuständige Major Hudson wurde bald durch Oberstleutnant Cederic A. Cornell abgelöst, der aufgrund seines Amtes als der mächtigste Mann der Stadt galt. Er residierte im heutigen Katasteramt und konnte über die Rendsburger Bürger und die Belange der Stadt in einem Maße verfügen, wie niemand anderes jemals zuvor. Als Vertreter der britischen Militärregierung „Control Commission Germany“ (CCG) übte er scharfe Kontrolle auf die örtlichen Verwaltungen aus, die nach der Kapitulation weiterarbeiteten. Er blieb auch „Kreis Resident Officer“ für den Kreis Rendsburg, als ab Mai 1946 ein Zivilgouverneur die Regierungsgewalt in Schleswig-Holstein übernahm.
Die erste Kommunalwahl nach dem Krieg wurde von der Militärregierung für den 15. September 1946 anberaumt, die zweite fand im Oktober 1948 statt. Bürgermeister war zu dieser Zeit Adolf Steckel. Oberstleutnant Cornell behielt jedoch bis nach 1950 seine Rolle als mächtigster Mann Rendsburgs.
Objekt des Monats Dezember 2011
Blechspielzeug-Tanzfigur Charlie Chaplin
Material: Weißblech, Textilien
Herkunft und Datierung: Rendsburg/Nürnberg, um 1930
Hersteller: Schuco
Inv.-Nr.: 9508-076
Die hier gezeigte Blechspielzeugfigur Charlie Chaplin wurde um 1930 von der Nürnberger Firma Schuco (vormals Schreyer & Co) hergestellt. Solche Tanzfiguren waren neben Autos in zahlreichen Varianten eine beliebte Produktgruppe der Firma Schuco, die 1912 gegründet und im Jahre 1999 in die Simba Dickie Group mit Sitz in Fürth eingegliedert wurde.
Betätigt man den Schlüssel in Charlies Rücken, fängt er an zu „tanzen“ und dreht dabei seinen Stock (zu sehen ist dieser Bewegungsablauf in der Videosequenz in der neuen Blechspielzeugabteilung der Museen im Kulturzentrum Rendsburg).
Charles Chaplin, geboren am 16. April 1889 in London, gestorben am 25. Dezember 1977 in Vevey (Schweiz) war ein britischer Komiker, Schauspieler, Regisseur, Komponist und Produzent. Er zählt zu den einflussreichsten Komikern des 20. Jahrhunderts. Sein Zweifingerschnurrbart, die übergroßen Schuhe und Hose, die enge Jacke, die Melone auf dem Kopf sowie der Bambusstock in der Hand, Ausstattung seiner bekanntesten Figur, des „Vagabunds“, machten ihn zu einer Filmikone und wurden seine Markenzeichen. Besonderen Erfolg feierte er mit Rollen in den Stummfilmkomödien Hollywoods.
Der Rendsburger Sammler Reinhardt Jahnke erwarb die äußerst seltene Tanzfigur 1999 bei einem Berliner Spielzeughändler.
Die hohe Qualität, die Originalität der Bewegungsabläufe sowie die detailreiche und liebevolle Gestaltung machen die Spielzeuge heute zu einem beliebten Sammelobjekt.
Die Blechspielzeugfigur Charlie Chaplin ist Teil der Spielzeugsammlung des Rendsburger Sammlers Reinhard Jahnke, die dieser den Museen im Kulturzentrum im Spätsommer 2011 als Spende übergab. Die Sammlung besteht aus ca. 450 Objekten und original Verpackungen und ist seit November 2011 im Nordflügel der Museen im Kulturzentrum dauerhaft zu sehen.
Objekt des Monats Januar 2012
Bauteil der Rendsburger Straßendrehbrücke
Material: Stahl
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1913
Inv.-Nr.: 9497
Dieses auf den ersten Blick etwas eigenartig anmutende Stück Stahl sammelte Christian Ladewig kurz nach dem Abriss der Rendsburger Straßendrehbrücke 1965 auf und brachte es vor einigen Monaten in die Museen im Kulturzentrum (von ihm stammt auch die Beschriftung auf dem Bauteil). Wahrscheinlich handelt es sich um ein Verbindungsstück zwischen zwei Stahlträgern, die an dieser Stelle zusammengenietet waren. Das Bauteil ist mit grauer Schutzfarbe bestrichen.
Die Drehbrücke über den Nord-Ostsee-Kanal (bzw. damals noch Kaiser-Wilhelm-Kanal) wurde 1913 vom Ingenieur Friedrich Voß (der ebenfalls die Eisenbahnhochbrücke errichtete) gebaut, jedoch aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens im Jahre 1961 stillgelegt und 1965 abgerissen. Teilweise mehr als 8000 Fahrzeuge passierten die Brücke Ende der 1950er Jahre täglich. Der Schiffsverkehr hatte jedoch Vorrang, so dass sich bei geöffneter Brücke lange Staus bildeten. Ersetzt wurde die Brücke durch den Kanaltunnel, der heute die wichtigste Querung des Nord-Ostsee-Kanals für den Kraftfahrzeugverkehr in Rendsburg darstellt.
Die Straßendrehbrücke bestand aus zwei Flügeln, die sich auf jeweils einem Pfeiler in unmittelbarer Nähe zum Kanalufer drehten. Insgesamt war die Brücke 164 m lang und 34 m breit. Auf ihrer Fahrbahn war zusätzlich zum Kraftfahrzeugverkehr und einem Gehweg für Fußgänger ein Gleis für die Kleinbahn angelegt.
Objekt des Monats Februar 2012
Historische Postkarte der Weißen Brücke in Rendsburg
Herkunft und Datierung: Rendsburg, Anfang 20. Jahrhundert
Material: Karton
Bildarchiv-Nr.: 400-411
Die hier gezeigte Postkarte dürfte bei vielen Rendsburgern zwiespältige Gefühle auslösen, steht die sogenannte Weiße Brücke doch seit Monaten im Mittelpunkt heftiger kommunalpolitischer Diskussionen. Debattiert wird darüber, ob und wenn ja, wie die Brücke erhalten bzw. saniert wird und ob ein Neubau aus Holz (wie es schon seit Jahrzehnten der Fall ist) oder aus Stahl bestehen soll. Auch über einen zusätzlichen Fuß- und Radweg wird nachgedacht. Bisher kam es zu keiner Einigung in den politischen Gremien der Stadt. Bis auf weiteres ist die marode Brücke daher gesperrt.
Die Weiße Brücke ist im Gedächtnis vieler Rendsburger fest verankert und prägt schon seit etlichen Jahren das Rendsburger Stadtbild am Jungfernstiegbecken. Sowohl Fußgänger als auch Radfahrer nutz(t)en die Brücke auf dem Weg vom Rathaus zum Paradeplatz. Einst spazierten die Schüler der Herderschule dort hinüber, als die Schule noch auf dem Gymnasiumsberg an Stelle des heutigen Neuen Rathauses stand. Die Brücke war schon immer – neben dem Jungfernstieg - ein wichtiges Verbindungsstück zwischen Altstadt und Neuwerk. Außerdem ist sie ein Stück Identität der Stadt Rendsburg, darüber sind sich viele Rendsburger Bürger einig.
Gebaut wurde sie 1874, kurz bevor das Gymnasium auf dem Gymnasiumsberg entstand. Seitdem wurde sie mehrfach erweitert und umgebaut. Die größte bauliche Veränderung erfuhr sie im Jahre 1972, als der flache, gerade Holzbau in eine gebogene Form umgewandelt wurde. Auf dem Foto ist noch diese ältere Variante zu sehen.
Objekt des Monats März 2012
Stereo-Bildbetrachter
Material: Holz, Pappe, Glas, Eisen
Herkunft und Datierung: Rendsburg/Dänemark, um 1880
Inventar-Nr.: HMR 8905
Mit Hilfe dieses Apparates konnte man bereits Mitte des 19. Jahrhunderts ein sogenanntes „Raumbild“ erzeugen (umgangssprachlich auch als 3D-Effekt bezeichnet), das durch die spezielle optische Anordnung zweier Fotos bzw. eines Doppelfotos erreicht wird. Der Trick dieser Stereoskopie besteht darin, dass die beiden Bilder jeweils aus zwei leicht unterschiedlichen Betrachtungswinkeln aufgenommen wurden und somit das linke und das rechte Auge des Betrachters unterschiedliche Bilder sehen. Das Gehirn setzt beide Bilder zusammen, so dass ein einzelnes Bild entsteht, welches einen Bildraum suggeriert, der in Wirklichkeit nicht vorhanden ist.
Das von August Fuhrmann entwickelte sogenannte Kaiserpanorama, ein Rundlauf-Stereobetrachter, bei dem mehrere Personen gleichzeitig die Bilder ansehen konnten, war um 1900 ein populäres Massenmedium (siehe Abbildung: Kaiserpanorama im Wiener Prater um 1880) und kann als ein Vorläufer des Kinos bezeichnet werden.
Zu dem hier gezeigten Stereo-Bildbetrachter gehören insgesamt 24 dieser Doppelfotos (aus technischen Gründen ist hier jedoch nur eins zu sehen). Sie werden auf einen Rahmen gesteckt und durch zwei kleine Glasscheiben betrachtet, eine für jedes Auge. Die Motive dieser Bilder reichen von Familienfotos über Naturaufnahmen bis zu Ansichten verschiedener Städte und Metropolen in Europa und den USA.
Objekt des Monats April 2012
Drehbare Sternenkarte
Herkunft und Datierung: Leipzig/Rendsburg, um 1900
Material: Leder, Pappe, Papier
Inventarnr.: HMR 9005
Die drehbare Sternenkarte aus dem Kommissionsverlag für Deutschland u. Österreich Leipziger Lehrmittel Anstalt v. Dr. Oskar Schneider, Leipzig, zeigt den Sternenhimmel für Mitteleuropa und hat einen Durchmesser von 26 cm. In der Mitte ist ein ovaler Ausschnitt eingelassen, auf dem die Sternenbilder zu sehen sind und der sich drehen lässt. Um den Ausschnitt herum sind die Tageszeiten verzeichnet. Auf der Rückseite ist eine genaue Anleitung zur Nutzung der Karte abgedruckt, die jedoch beschädigt und daher teilweise nur schwer zu entziffern ist. Um den Sternenhimmel für einen bestimmten Tag im Jahr einzustellen, muss man die Linien mit dem jeweiligen Monat nach der gewünschten Tageszeit ausrichten.
Die ersten Sternkarten gab es bereits im antiken Griechenland. Als eine frühe und bekannte Darstellung ist die Himmelsscheibe von Nebra zu nennen, wobei die Verteilung der Sterne auf der Scheibe hier jedoch eher zufällig geschah. Oftmals wurden diese Karten mit figürlichen Darstellungen bestimmter Sternbilder ergänzt. Erst im 16. Jahrhundert begann man sich auf wissenschaftliche Erkenntnisse und genaue Beobachtungen zu stützen und entwarf Karten, die den realen Sternenkonstellationen entsprachen. Daraus entstanden regelrechte künstlerische Meisterwerke, die als Kupferstiche das astronomische Wissen der Zeit lebhaft koloriert zusammenfassten. Als erste genaue Sternenkarte wird die Uranometria bezeichnet, ein Himmelsatlas mit insgesamt 51 illustrierten Karten aller Sternbilder, der von dem Astronom Johann Bayer im Jahre 1603 angefertigt wurde.
Objekt des Monats Mai 2012
Mechanische Eierwaage
Material: Metall, farbige Emaille, Messing
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1930er Jahre
Inventarnr.: HMR 9077
Diese mechanische Eierwaage aus den 1930er Jahren ist ein typisches Beispiel für Objekte aus dem Bereich Alltagskultur im Historischen Museum.
Eine verschiedenfarbige Skala mit den Einteilungen S, A, B, C und D sowie Gewichtangaben zwischen 80 und 40 Gramm dient zur Bestimmung des Hühnereis. Diese Einteilung ist heute jedoch nicht mehr aktuell, da Hühnereier heute nach europäischen Vermarktungsnormen in die Größen S (klein, unter 53g), M (mittel, 53-63g), L (groß, 63-73g) und XL (sehr groß, mehr als 73g) unterteilt werden.
Leider stehen uns kaum Informationen über diese Waage zur Verfügung, dennoch möchten wir sie Ihnen als Objekt des Monats nicht vorenthalten. Falls Sie uns - eventuell sogar aus eigener Erfahrung - sagen können, bis wann eine derartige Waage in deutschen Haushalten in Gebrauch war oder was es mit der Aufteilung in S, A, B, C und D auf sich hat, nehmen Sie gerne mit uns Kontakt auf!
Die Farbe des Hühnereis ist übrigens genetisch bedingt und hängt allein von der Hühnerrasse ab, von der das Ei stammt. Reinrassige Hühner mit weißen Ohrscheiben legen meist weiße Eier, solche mit roten Ohrlappen dagegen meist braunschalige. Die Farbe des Eis hat also nichts mit der Farbe des Gefieders zu tun, wie oftmals angenommen.
Das hier abgebildete Foto stammt aus der Serie „Der zweite Blick“ der Fotografin Silke Grahn, deren Bilder zur Zeit im Museumscafé zu sehen sind.
Objekt des Monats Juni 2012
Ölgemälde Alter Markt mit Rathaus
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1888
Material: Öl auf Leinwand
Maße: 32,5 x 26,5 cm
Inv.-Nr.: HMR 4007
Das Gemälde aus Ölfarben zeigt eine Ansicht des Alten Marktes (Altstädter Markt) in Rendsburg mit Blick auf das Alte Rathaus. Im Vordergrund sieht man verschiedene Personengruppen und kleine Marktszenen, im Hintergrund ragt der Turm der Marienkirche über die Dächer der Altstadthäuser in den wolkigen Himmel hinein. Die Häuserzeile links besteht auch heute noch, allerdings befindet sich in dem ehemaligen Haus Nr. 66 nicht mehr die Tuch, Manufaktur- und Modewarenhandlung C.W. Böse, sondern es ist Teil der Altstadt-Passage. Die Fassaden der Häuser haben sich außerdem stark verändert. So war das Alte Rathaus damals noch weiß getüncht (wie auf dem Gemälde bis zum Umbau 1904), erscheint heute jedoch in seiner ursprünglichen Form als frühneuzeitlicher Backsteinbau mit Fachwerk. Rechts neben dem Rathaus befindet sich heute das ehemalige Hertie- bzw. Karstadt-Gebäude, das zur Zeit leer steht.
In der rechten unteren Ecke des Gemäldes befindet sich die Signatur des Malers M. Selle und das Jahr der Entstehung des Bildes 1888.
Über den Maler ist nur sehr wenig bekannt.
Das Gemälde ist im Jahr 2000 restauriert worden. Durch Verschmutzungen und Klebstoff zwischen Spannrahmen und Leinwand hatten sich Verformungen auf der Vorderseite des Gemäldes gebildet. Die Oberfläche war stark verschmutzt und wurde gereinigt und die Verformungen planiert, so dass der ursprüngliche Zustand weitestgehend wieder hergestellt werden konnte.
Objekt des Monats Juli 2012
Schreibzeug / Tintengeschirr
Herkunft und Datierung: Rendsburg, um 1772
Material: Steingut
Inv.-Nr.: HMR 9304
Dieses monochrom cremefarbene Schreibzeug (auch Tintengeschirr genannt) stammt aus der Rendsburger Fayencefabrik und wurde um das Jahr 1772 nach englischem Vorbild hergestellt. Es besteht aus zwei Stufen: der unterem zur Ablage der Schreibfedern und der oberen mit den originalen Einsatznäpfen für Tinte und Streusand. Dazwischen befindet sich ein Rocaille-Ornament, ein typisches Stilelement des Rokoko. Entsprechend dem Geschmack des Klassizismus blieb das Geschirr unbemalt.
Die Bezeichnung Fayence leitet sich von der italienischen Stadt Faenza ab, in der diese Art von Keramik seit dem 15. Jahrhundert hergestellt wurde. Es handelt sich dabei um eine Tonware, deren einmal vorgebrannte Scherben mit einer undurchsichtigen, meist weißen und mit Schaffeuerfarben (Unterglasurfarben) bemalten Zinnglasur überschmolzen sind.
Schleswig-Holsteinische Fayence-Manufakturen entstanden - wie überall in Deutschland und Dänemark – ab Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Nachfrage nach Steingut und Fayence als Ziergeschirr wohlhabender Bauern und Bürger stieg stark an und man wollte mit dem Gründungs-Boom den Import von ausländischen Waren vermeiden. Die Rendsburger Fayencefabrik bestand von 1765 bis 1813 (und war somit eine der frühesten Steingutfabriken in Deutschland), wobei dort neben Fayencen später ausschließlich Steingutwaren hergestellt wurden. Betreiber waren Christian Friedrich Gottlob Clar, ein Apotheker, und der Kaufmann Jasper Lorentzen, die die Fabrik jedoch nach Zahlungsunfähigkeit an den Zollverwalter J.H. Halle(n)sen übergaben. Nach dessen Tod 1803 wurde die Manufaktur als Betriebsgemeinschaft unter Leitung des Buchhalters Thorer Olsen bis zum Staatsbankrott 1813 weitergeführt.
Das Schreibzeug ist eine Stiftung der Fielmann AG, Hamburg.
Objekt des Monats August 2012
Kinderbecher
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1885
Material: Porzellan
Inventarnr.: HMR 4948
Dieser Kinderbecher war ein Geschenk eines Rendsburger Mädchens von seinen Eltern zur Einschulung. Das Mädchen hieß Emmy Weber, wie ein Schriftzug auf der Tasse verrät, und wurde zu Ostern 1885 in die erste Klasse eingeschult. Was das Wort „Leberfleck“ vor der Jahreszahl zu bedeuten hat, ist nicht bekannt.
Auf der mit goldenen und schwarzen Rändern verzierten Tasse sind verschiedene Szenen aus dem bevorstehenden Schulalltag sowie häusliche Szenen abgebildet. Zwei Mädchen mit Zöpfen sind gerade dabei, sich die Augen reibend aus ihren Betten aufzustehen: die Schule ruft. Auffällig sind die blau-weiß-roten (Schleswig-Holstein-)Wimpel und eine große schwarz-weiß-rote (Deutschland-)Flagge, die in einer Szene von einer Gruppe Menschen (Lehrkräfte mit schwarzen Zylindern und Schüler) durch das Schultor mit der Aufschrift „Heilige Ordnung“ getragen werden. Kurze Sinnsprüche ergänzen die Bilder, alle haben einen Bezug zur kleinen Emmy (wobei ihre genaue Bedeutung dem Betrachter unklar bleibt). Auf den Tassenboden sind ein Saiteninstrument und ein Buch aufgemalt.
Schon früher wurde der Tag der Einschulung besonders begangen und das Kind bekam Geschenke überreicht, die es auf den Schulalltag vorbereiten und den Übergang in den neuen Lebensabschnitt erleichtern sollten. Heute ist die Schultüte, reich gefüllt mit verschiedenen Utensilien für den Schulalltag sowie Süßigkeiten, das wohl populärste Geschenk. Die Einschulung findet heute nicht zu Ostern, sondern nach den Sommerferien statt. In welchem Alter genau das Kind eingeschult wird, unterliegt der Länderhoheit und richtet sich nach bestimmten Stichtagen. In der Regel ist dies mit 6 oder 7 Jahren, in einzelnen Fällen auch bereits mit 5 Jahren.
In Deutschland (bzw. damals Preußen) besteht die allgemeine Schulpflicht seit dem Jahre 1717.
Der Becher stammt aus der Porzellanmalerei Mau in der Mühlenstraße 111 in Rendsburg. Einem Adressbuch von 1898 ist zu entnehmen, dass ein gewisser Wenzel Weber als Porzellanmaler in ebendiesem Geschäft tätig war. Es handelt sich hierbei um Emmys Vater, der seiner Tochter die Tasse als Geschenk zur Einschulung anfertigte.
Objekt des Monats September 2012
Marzipanform
Material: Gips, Schwefel
Herkunft und Datierung: Groß Wittensee, 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Inv.nr.: HMR 9424
Diese runde Form aus Gips (äußerer Ring) und gehärtetem Schwefel (innere Form) für Marzipan zeigt eine Ansicht von Rendsburg: die „Christ u Garnisonkirche Rendsburg“, wie der Schriftzug unter dem Relief in Spiegelschrift verrät. Erst durch den Abdruck wird die korrekte Ansicht der Kirche deutlich; hier kann man sie nur erahnen.
Die Marzipanrohmasse wird auf die Form gedrückt, glatt abgestrichen und dann wieder entnommen, so dass ein reliefartiges Gebilde entsteht. Diese Form bepinselt der Bäcker anschließend mit Lebensmittelfarbe, um ihr noch mehr Plastizität und ein hübscheres Aussehen zu verleihen.
Marzipan hat seinen Ursprung im Orient und kam im Mittelalter durch die Araber nach Europa, wo es sich beim gehobenen europäischen Adel als Konfekt äußerster Beliebtheit erfreute. Üblicherweise wurde es zunächst wie andere Süßwaren von Apothekern hergestellt. Zur Zeit des Barock entdeckten die Zuckerbäcker Marzipan als Modelliermasse für kunstvolle Schaustücke. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schließlich gründeten sich die ersten Marzipanmanufakturen, zu denen auch die bis heute bestehende und innerhalb (Nord-)Deutschlands wohl bekannteste von Johann Georg Niederegger in Lübeck gehört.
Die Marzipanform stammt aus der Bäckerei Priese in Groß Wittensee (im Historischen Museum Rendsburg befinden sich weitere Objekte aus dieser Bäckerei). Derartige Modelle waren und sind auch heute noch für Marzipanprodukte sehr beliebt. Marzipanrohmasse besteht aus blanchierten und geschälten Mandeln und Zucker. Die Qualität des Marzipans ist umso höher, je niedriger der Zuckergehalt ist. Es hat die Eigenschaft, dass es sehr gut formbar und lange haltbar ist. So werden beispielsweise die beliebten Marzipanschweine gerne als süße Glücksbringer zu Silvester oder Geburtstagen verschenkt.
Heutzutage bestehen Gussformen für Marzipan meist aus Kunststoff oder Aluminium, weil die Verwendung von Gips und Schwefel für diese Zwecke seit den 1950er Jahren gesetzlich verboten ist.
Objekt des Monats Oktober 2012
Zigarettenschachtel Chesterfield KING
Herkunft und Datierung: USA / Rendsburg, ca. 1950
Material: (Staniol-)Papier, Kunststoff, Tabak
Inventarnr.: HMR 9352
Diese Zigarettenschachtel der Marke Chesterfield KING (originalverpackt) steht beispielhaft für den aufkommenden Handel mit Zigaretten auf dem Schwarzmarkt in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg.
Die Versorgung mit Lebensmitteln nach dem Krieg war chaotisch. Schnell bildete sich ein Schwarzmarkt für Güter, die legal nur schwer zu bekommen waren. Zigaretten gehörten dazu und entwickelten sich trotz offiziellen Verbots des Schwarzmarktes zu einer beliebten „Währung“, mit der zwischen den Besatzungssoldaten und der deutschen Bevölkerung gehandelt wurde. Zu den Gütern, die mit der Zigarettenwährung erworben werden konnten, zählten neben Lebensmitteln auch jegliche Notwendigkeiten des täglichen Gebrauchs.
Ein norwegischer Wehrpflichtiger, der im Rahmen der „Tysklandsbrigade“ zwischen 1948 und 1953 in Rendsburg stationiert war, bekam pro Woche 50 Zigaretten und konnte sich von seinem Sold noch einige zusätzlich kaufen. Auf der Straße hatte eine Zigarette den Wert von 7-10 Reichsmark. Das entspricht einer heutigen Kaufkraft von über 30 Euro.
Die Marke Chesterfield wurde ursprünglich von der Drummond Tobacco Company of St. Louis im US-Bundesstaat Missouri entwickelt. 1873 wurde sie von der Liggett & Myers Tobacco Company (L&M), dem damals größten Kautabak-Produzenten der USA, übernommen und entwickelte sich im Zuge der maschinellen Verarbeitung zu einer der beliebtesten Zigarettenmarken in den USA. Die Popularität erreichte in den 1950ern ihren Höhepunkt, als Humphrey Bogart und James Dean sie zu ihrer Lieblingsmarke erkoren und der spätere US-Präsident Ronald Reagan Werbung für die Marke machte. Seit 1998 wird Chesterfield von Phillip Morris hergestellt.
Objekt des Monats November 2012
Laterna Magica
Material: Metall, Glas
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1920er/30er Jahre
Inv.-Nr.: HMR 4704
Die Laterna Magica ist ein Projektionsgerät, das bereits im 17. Jahrhundert erfunden und verwendet wurde und sich im Zuge der industriellen Revolution im 19. Jahrhundert zum Massenmedium entwickelt hat. Sie gilt als Vorläufer der modernen Diaprojektion und der Filmprojektion.
Die Laterna Magica funktioniert nach dem umgekehrten optischen Prinzip der Camera obscura: Es handelt sich dabei um einen Kasten, in dem sich eine Lichtquelle befindet, deren Licht durch eine Öffnung und durch ein Linsensystem an der Vorderseite des Kastens nach außen dringt. Ein Hohlspiegel hinter der Lichtquelle erhöht die Helligkeit des austretenden Lichtstrahls. In die Bildführung, die zwischen Kasten und Linsensystem angebracht ist, werden Glasbilder eingeschoben und mit dem ausfallenden Licht auf eine Wand oder Leinwand projiziert.
Diese Laternenbilder wurden nicht nur als unterhaltsamer Zeitvertreib in geselligen Runden genutzt. Motive mit biblischen Szenen dienten der religiösen Erbauung, auf anderen finden sich ländliche Szenen, Bauwerke aus fernen Ländern oder Darstellungen wichtiger Zeitgeschichtlicher Ereignisse.
Die hier gezeigte Laterna Magica stammt aus den 1920er/30er Jahren und funktioniert mit einem Öllicht als Beleuchtung. Sie wurde als Kinderspielzeug, aber auch zur Erziehung genutzt. Die verschiedenen Glasplatten zeigen Themen wie lustige Alltagsszenen mit Mensch (und Tier), aber auch Märchenstoffe und kleine Geschichten, die sich aus mehreren Teilen zusammensetzten. Sie konnten nachgekauft werden und wurden u.a. von der Firma GBN Bavaria (= Gebrüder Bing) hergestellt.
Objekt des Monats Dezember 2012
Christbaumkerzenhalter
Material: Eisenblech, Blei
Herkunft und Datierung: Fockbek, um 1900
Inv.Nr.: HMR 4448
Diese beiden Tannenbaumkerzenhalter (sog. „Perpendikular“-Kerzenhalter, Bedeutung: senkrecht, aufrecht) dienten in der Zeit um die Jahrhundertwende als schmuckvolle Halterung für Kerzen am Weihnachtsbaum. Sie bestehen aus gepresstem und gestanztem sowie chromolithografisch bedrucktem Blech und stellen jeweils einen nur mit einem Lendentuch bekleideten Engel dar, der eine Posaune in der rechten Hand hält. Zur Stabilisierung und Ausrichtung des Kerzenhalters hängt an einem Bein des Engels ein zapfenförmiges Bleigewicht. Eine Pflanzenranke bildet einen gebogenen Haken oberhalb des Engels, mit dem man den Kerzenhalter an einen Tannenzweig einhängt. Auf diesem Henkel sitzt die Halterung für die Kerze, die eine stilisierte Blüte darstellt und zugleich das heruntertropfende Kerzenwachs auffangen soll.
In Zeiten, in denen man ohne elektrischen Strom auskommen musste, waren derartige Kerzenhalter aus Blech als Weihnachtsbaumschmuck sehr beliebt. Sie waren jedoch (im Gegensatz zu Kerzenhaltern, die mittels einer Klammer am Zweig befestigt werden) eine recht wackelige Angelegenheit und bedurften größtmöglicher Vorsicht. Nicht selten kommt es auch heute noch immer wieder zu Christbaumbränden aufgrund unzureichender Vorsichtsmaßnahmen, wenn anstatt elektrischer Beleuchtung echte Kerzen als Baumschmuck verwendet werden.
Objekt des Monats Januar 2013
Schlittschuhe
Herkunft und Datierung: Fockbek, 1930er Jahre
Material: Stahl
Inv.-Nr.: HMR 8525
Solch ein Paar Schlittschuhe erscheint vielen heutzutage vielleicht etwas befremdlich, doch mancher Vertreter älterer Generationen wird sich noch gut an derartige „Gefährten“ erinnern. Sie werden unter die eigenen Schuhe geschnallt und können somit an die jeweilige Schuhgröße des Trägers angepasst werden. Über den Kufen befinden sich zwei Aufsätze jeweils für die Vordersohle und den Absatz. Die Kufen haben eine Länge von 30,5cm. Die Schlittschuhe sind ein Produkt der Marke HUDORA und leicht angelaufen und haben teilweise Rost angesetzt. Zu den wohl ältesten Schlittschuhen aus der Zeit um 3000 v. Chr. zählen Forscher solche aus Rinder-, Pferde- und Rentierknochen, die in Skandinavien, der Schweiz, der Slowakei und im Gebiet des antiken Rom gefunden wurden. Mit Hilfe von zugespitzten Stöcken, die man ins Eis stemmte, bewegte man sich mit ihnen vorwärts. Vor etwa 800 Jahren glitten in den Niederlanden Boten mit Eisenkufen an Holzschuhen über die zugefrorenen Kanäle und überbrachten auf diese Weise eilige Nachrichten an adelige Empfänger. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich das Schlittschuhlaufen zunächst zum Vergnügen des Adels und später auch zum Volkssport. Ab dem 14. Jahrhundert wurden Schlittschuhe vermehrt aus Holz gefertigt, in einen Eisenbeschlag eingefasst und mit Lederriemen am Schuh befestigt. Im Laufe des 18. Jahrhunderts wurden in Großbritannien die ersten Schlittschuhvereine gegründet. Mitte des 19. Jahrhunderts benutzte man Stahlkufen, die mit einer Schraube fest mit dem Schuh verbunden wurden. Heute fährt man als Freizeit-Schlittschuhläufer meist auf sogenannten Hartschalen-Schlittschuhen.
Objekt des Monats Februar 2013
„Fressnapf“
Herkunft und Datierung: Lager 7617 Magnitogorsk /Russland 1945 – 1949
Material: Aluminium, Eisendraht
Historisches Museum Rendsburg, ohne Inventarnummer
Diesen „Fressnapf“ trug der 1949 aus russischer Kriegsgefangenschaft entlassene 23jährige Wehrmachtssoldat Heinrich Lau bei seiner Rückkehr bei sich.
Heinrich Lau wird am 02. Mai 1926 in Itzehoe geboren. Anfang 1944 wird der noch 17jährige Junge eingezogen und bis Juni 1944 in Hamburg-Rahlstedt in einer Nachrichteneinheit zum Funker ausgebildet. Nach einer weiteren Stationierung in Munsterlager geht es für Heinrich Lau Anfang 1945 nach Labiau (Kurisches Haff)/Ostpreußen. Nach letzten Kriegswirren inmitten endloser Flüchtlingsströme, aufgelösten Wehrmachtseinheiten und einer desolaten Versorgungslage wird er am 9. Mai 1945 – einen Tag nach Kriegsende - an der Weichselmündung von der Roten Armee mit zigtausenden eingeschlossenen deutschen Soldaten gefangen genommen.
Nach wochenlanger Eisenbahnfahrt im Güterwaggon– eingepfercht mit weiteren 60 Gefangenen – erreicht Lau das Lager 7617 in Magnitogorsk / Süd-Ural, über 2.000 km entfernt von Moskau.
Über Jahre quälende Ungewissheit über das weitere Schicksal, über Jahre nur durch spärliche und rationierte Post mit den Angehörigen in Itzehoe verbunden, zermürben Heinrich Lau mehr als die Entbehrungen des Lagerlebens : „Liebste Eltern! Ein fröhliches Weihnachtsfest und ein gesundes neues Jahr wünscht Euch in der Hoffnung, 1947 bei Euch zu sein, Euer Heiner“ – so schreibt er auf einer der vielen erhalten gebliebenen Postkarten und Briefe. Doch Lau muss weitere lange Monate und Jahre auf seine Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft warten.
Am 11. September 1949 erhält der Vater August Lau in Itzehoe ein erlösendes Telegramm aus dem Grenzdurchgangslager Friedland: „Ankunft Montag 11.05 – Heiner“.
Der ‚Fressnapf‘ erzählt die umfängliche Geschichte von Heinrich Lau, stellvertretend für unzählige Opfer des Krieges und des nationalsozialistischen Verbrecherregimes, welches vor 80 Jahren mit der „Machtergreifung“ begann und in der Katastrophe endete.
Objekt des Monats März 2013
Osterei als Zierobjekt
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1960er Jahre
Material: Pappe, Papier
Inv.-Nr.: 8349
Dieses Osterei diente als Zier- bzw. Schmuckobjekt zur Osterzeit und wurde nicht per Hand gefertigt, sondern industriell hergestellt. Es besteht aus zwei Teilen, die innen hohl und mit blau eingefärbter Holzwolle gefüllt sind. Möglicherweise wurden darin auch kleine Süßigkeiten oder Ähnliches versteckt. Außen schmücken spielende Küken auf einer Wiese das Ei, innen befindet sich ein Muster aus Hasen, Küken, Blumen und Ostereiern.
Den Brauch, Eier zu färben und als Schmuck und Dekoration für das Osterfest zu verwenden bzw. die bemalten Eier an Ostern zu verspeisen, gibt es bereits seit dem 13. Jahrhundert. Es handelt sich dabei um eine christliche Tradition, die in weiten Teilen Europas praktiziert wird. Das Ei symbolisiert nach christlichem Glauben die Auferstehung Christi. Die Verzierung der Eier reicht vom einfachen Bemalen bis hin zu aufwändigen Kratz- und Ätztechniken, wie sie insbesondere in den slawisch geprägten Teilen Europas angewendet werden. Hierzulande werden die Eier oft an einen Strauß aus Birkenzweigen gehängt oder noch kahle Äste freistehender Bäume damit geschmückt.
Besonders prunkvoll sind die kostbaren Ostereier des russischen Goldschmieds und Juweliers Carl Peter Fabergé, die sogenannten Fabergé-Eier. Sie wurden in dessen Werkstatt in St. Petersburg zwischen 1885 und 1917 im Auftrag des Zaren und anderer wohlhabender und einflussreicher russischer Bürger hergestellt und befinden sich heute in verschiedenen Sammlungen und Museen weltweit.
Objekt des Monats April 2013
„Kaminhund“
Herkunft und Datierung: England, 19. Jhd.
Material: Porzellan
Inv.-Nr.: HMR 3924
Auf den ersten Blick erscheint diese Hundefigur als harmloser und etwas kitschiger Tisch- oder Kaminschmuck, wie man ihn oftmals paarweise in Wohnräumen älterer Generationen antrifft. Der Hund aus Porzellan stammt jedoch ursprünglich aus England und wird auch „Kapitänshund“ oder „Puffhund“ genannt, weil er, was die wenigsten wissen, eine ganz besondere Bedeutung hatte. Da in England im 19. Jahrhundert unter Queen Victoria (Regierungszeit 1837-1901) die Prostitution offiziell verboten war, mussten sich die „leichten Mädchen“ etwas einfallen lassen, um ihr Gewerbe diskret weiterführen zu können. So stellten sie Porzellanhunde in die Fenster und signalisierten damit, ob sie gerade „frei“ waren und Besuch empfangen konnten. Saß der Hund mit dem Gesicht zum Fenster, wussten die Seeleute, die zu den häufigsten Kunden der Damen in den englischen Hafenstädten zählten, dass sie willkommen waren. Wenn nicht, drehte ihnen der Hund den Rücken zu. Viele solcher Hunde gelangten nach Deutschland, indem die Seeleute sie ihren Ehefrauen als „Souvenir“ von ihren Reisen mitbrachten, natürlich ohne die wahre Bedeutung und Herkunft zu verraten. So wanderten die Hunde von der Fensterbank der Bordelle auf den Kaminsims der kleinbürgerlichen Wohnzimmer.
Heute sind solche Porzellanhunde beliebte Sammlerstücke, ob mit oder ohne dem Wissen um ihre wahre Herkunft. Wie er ins Museum kam, lässt sich leider nicht mehr feststellen.
Objekt des Monats Mai 2013
Elektrischer Stopfpilz, sog. Stopflicht
Herkunft und Datierung: Rendsburg, ca. 1941-45
Material: Kunststoff, Metall, Holz
Inv.-Nr.: HMR 8742
Dieser elektrische Stopfpilz der Marke AEG, auch Stopflicht genannt, wurde während des 2. Weltkriegs hergestellt und sollte das Stopfen von Strümpfen und anderen Kleidungsstücken erleichtern.
Eine Info in der Gebrauchsanleitung erklärt dies wie folgt: „Es erleichtert die Stopfarbeit, weil das Gewebe von Innen durchleuchtet und die Beschädigung besser erkannt wird. […] Die Stopfstellen werden sauberer und sehen besser aus. Sehr wichtig, weil Strümpfe und Kleider jetzt länger getragen werden müssen!“ Durch Stromzufuhr mittels Steckertrafo (Wechselstrom, 220 bzw. 4 Volt) konnte der Stopfpilz beleuchtet werden. Daraus ergibt sich eine weitere Funktion, die im Kontext des 2. Weltkriegs von Bedeutung ist: Der Stopfpilz konnte nämlich, wie es in der Gebrauchsanweisung heißt, auch als „Handlampe, besonders während der Verdunkelung“, genutzt werden. Wem das Licht zu hell war, der konnte es mit Hilfe einer selbst gebastelten Blende, für die ein Schnittmuster in der Verpackung beilag, etwas dimmen.
Erfunden hat den Stopfpilz angeblich Konrad Adenauer, dem die AEG jedoch das Patent entzogen haben soll. Beweisen lässt sich diese Hypothese allerdings nicht. Außer Zweifel ist jedoch, dass die Produktion des Stopflichtes aufgrund zu geringen Absatzes relativ schnell wieder eingestellt wurde.
Heutzutage ist der Stopfpilz (wie auch die Nachfolgevariante, das Stopfei) nahezu in Vergessenheit geraten und kommt so gut wie nicht mehr zum Einsatz. Statt gestopft wird neu gekauft.
Objekt des Monats Juni 2013
Schreibmaschine AEG „Mignon“
Herkunft und Datierung: Erfurt/Aukrug, nach 1924
Material: Holz, Metall, Kunststoff
Inv.-Nr.: HMR 9555
Diese Zeigerschreibmaschine der Firma AEG wurde ab 1924 unter dem Namen „Mignon Modell 4“ in Erfurt hergestellt. Das erste Mignon-Modell entwickelte Friedrich von Hefner-Alteneck, ein deutscher Konstrukteur, Elektrotechniker und Ingenieur, 1903. Es folgten weitere Modelle der Mignon, die von der AEG bis 1934 gebaut wurden. Das Besondere an dieser Schreibmaschine ist, dass als Träger der Typen (Zeichen bzw. Buchstaben) eine sogenannte Typenwalze (Typenzylinder) genutzt wurde. Diese Typenwalze konnte gegen insgesamt mehr als 36 verschiedene Walzen ausgetauscht werden, darunter auch welche mit kyrillischen Zeichen. Außerdem gehörte zu jeder Typenwalze ein ebenfalls austauschbares Tableau (Feld mit Buchstaben), das unter den Zeiger in die Mignon eingespannt wurde.
Die Bedienung der Mignon Modell 4 funktionierte folgendermaßen: Mit der linken Hand führte man den Zeiger über das jeweils gewünschte Zeichen. Durch gekoppelte Mechanik stellte sich die Typenwalze automatisch mit dem entsprechenden Zeichen über das Papier. Betätigte man nun die Abdrucktaste mit der rechten Hand, druckte die Typenwalze das Zeichen auf das Papier. Mit einer zweiten Taste konnte ein Leerzeichen gesetzt werden. Hinzu kam eine sogenannte Rücktaste, mit deren Hilfe der Schreibwagen um einen Schreibschritt zurück transportiert werden konnte, um Korrekturen vorzunehmen. Die ersten Ausführungen des Modells 4 hatten noch einen Walzendrehknopf aus Metall (später aus Gummi) und keine Rücktaste. Für den Transport diente ein Holzkoffer mit abnehmbarem Deckel.
Bis zur Durchsetzung des Computers bestimmten Schreibmaschinen ab etwa 1900 rund 100 Jahre lang das Bild in den Büros und auf heimischen Schreibtischen. Ursprünglich waren sie Mitte des 19. Jahrhunderts als Schreibgeräte für Blinde erfunden worden, konnten sich als solche jedoch nicht auf dem Markt etablieren.
Objekt des Monats Juli 2013
Taschenuhr
Herkunft und Datierung: Rendsburg, Mitte 19. Jhd.
Material: Messing, Glas, Metall
Inv.-Nr.: HMR 8978
Bei dieser goldenen Herren-Taschenuhr aus der Mitte des 19. Jahrhunderts handelt es sich um eine sogenannte Repetieruhr mit Schlagwerk. Die Besonderheit dieser auch Wiederholungsuhr genannten Taschenuhr liegt in einem (neben dem gewöhnlichen Gangwerk angebrachten) zusätzlichen sogenannten Repetierwerk, das bestimmte Uhrzeiten, etwa jede volle Stunde oder jede Viertelstunde, mittels eines hörbaren Schlages angibt, ohne dass der Träger der Uhr auf das Ziffernblatt zu schauen braucht. Hierfür setzt eine spezielle Feder im Repetierwerk, die nicht wie eine gewöhnliche Feder aufgezogen, sondern nur etwas gespannt wird, das Laufwerk in Bewegung und bringt die Hämmer zum Schlagen. Diese Repetiervorrichtung gibt es auch bei Pendeluhren, die zu bestimmten Uhrzeiten schlagen.
Die Taschenuhr liegt in einem Holzkästchen, das mit dunkelrotem Samt bezogen ist. Zur Ausstattung des Kästchens gehören zwei Aufziehschlüssel sowie eine alternative Kettenbefestigung für die Uhr. Der Glasdeckel ist lose und wird daher provisorisch mit einem Klebestreifen zusammengehalten. Der genaue Hersteller der Uhr ist leider nicht bekannt.
Der englische Uhrmacher Edward Barlow gilt als Erfinder der Repetieruhren. Er baute die erste Taschenuhr dieser Art im Jahre 1691.
Der Besitz einer kunstvoll gearbeiteten Taschenuhr war immer ein Symbol von Reichtum, da derartige Uhren aufgrund ihrer feinen Mechanik sehr teuer waren. Heute sind sie beliebte Sammlerstücke.
Objekt des Monats September 2013
Holztafel mit Ansicht der Rendsburger Hochbrücke
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1914
Material: Holz, Papier
Inv.-Nr.: HMR 5796
Diese geschnitzte, mit buntem Rosenmuster verzierte Holztafel zeigt in ihrer Mitte eine ovale Ansicht der Rendsburger Hochbrücke, bei der es sich um eine Reproduktion eines Fotos handelt. Zu sehen ist die „S.M.S. Hohenzollern“, die die Hochbrücke passiert, ein Ereignis, das im Jahre 1914 stattfand und das zum Motiv etlicher Ansichten der Hochbrücke wurde. Unterhalb des Bildes ziert ein Schleifenband mit geschnitztem Schriftzug „Erinnerung an Rendsburg“ die Tafel. Das Bild weist starke Gebrauchsspuren auf.
Souvenirs wie derartige Holztafeln, Wandteller, Postkarten, Gedenkmünzen, Schmuck, Weine und sogar Pralinen und Zuckertütchen mit Ansichten und Darstellungen der Hochbrücke sind auch heute noch sehr beliebt als Teil des Rendsburger Stadtmarketings. Das 100-jährige Jubiläum der Hochbrücke, das in diesen Tagen begangen wird, ist ein willkommener Anlass die „Eiserne Lady“ zu feiern und ein buntes Programm auf die Beine zu stellen.
Die Museen im Kulturzentrum zeigen in diesem Zusammenhang vom 7. September bis 6. Oktober 2013 eine Sonderausstellung zu Friedrich Voss (1872 – 1953), dem Erbauer der Hochbrücke. Darin werden neben zahlreichen Dokumenten zum Leben und Wirken Voss’ auch einige Souvenirs rund um die Hochbrücke zu sehen sein.
Objekt des Monats Oktober 2013
Polaroid-Kamera
Herkunft und Datierung: Breiholz, 1974
Material: Leder, Kunststoff, Metall, Papier
Inv.-Nr.: HMR 9160
Diese sog. Polaroid-Kamera des Typs SX-70 ist eine Spiegelreflex-Faltkamera und kam 1972/73 auf den amerikanischen und 1974 auf den europäischen Markt. Sie steckt zusammen mit einer Bedienungsanleitung in einer ledernen Tasche und kann durch spezielle Handgriffe ausgeklappt und wieder zusammengefaltet werden.
Als Erfinder der Polaroid-Kamera gilt der amerikanische Physiker Edward Herbert Land, der 1933 ein Patent für Polarisationsfolien anmeldete, die die Grundlage für die Sofortbildkamera bildeten. 1937 gründete er in Boston eine eigene Firma mit dem Namen Polaroid. Weil seine Tochter nicht abwarten konnte, bis die Fotos aus dem Familienurlaub im Labor fertig entwickelt waren, erfand Land nach einigem Tüfteln 1948 die erste Sofortbildkamera (Typ 95, genannt „Land Camera“), bei der erstmals ein Schnellentwicklungsverfahren zum Einsatz kam, das noch an Ort und Stelle das belichtete Negativ auf ein Positiv übertrug. Nach etwa 30 bis 90 Sekunden konnte man das fertige Foto-Positiv vom Negativ lösen und seitlich aus der Kamera herausziehen. Das Negativ konnte jedoch nicht weiter verwendet werden.
Der 1972/73 entwickelte SX-70-Film war ein sog. Integralfilm und hatte den Vorteil, dass das Positiv nicht mehr vom Negativ getrennt werden musste und somit keinen Abfall hinterließ. Mit ihm konnten zunächst acht, später zehn Aufnahmen gemacht werden.
Polaroid-Kameras waren in den 1970ern äußerst populär, sowohl für den privaten Gebrauch als auch in der Fotokunst. Im Jahre 2008 stellte die Firma Polaroid die Produktion von Sofortbildkameras zu Gunsten von Digitalkameras ein, brachte jedoch 2010 mit der Polaroid 300 erneut eine analoge Sofortbildkamera auf den Markt.
Objekt des Monats November 2013
Lorgnette
Herkunft und Datierung: Rendsburg, um 1830
Material: Schildpatt, Glas
Inv.-Nr.: HMR 4330-14
Diese aus heutiger Sicht etwas ungewöhnlich anmutende Brillenform, auch unter der Bezeichnung Lorgnon bekannt, hat ihren Ursprung im 18. Jahrhundert in England. Der Optiker George Adams brachte um 1780 die erste starre Lorgnette auf den Markt. Diese ging aus der sog. Scherenbrille hervor, die schon im 15. Jahrhundert bekannt war und bei der man den Stiel zum Halten an die Seite klappte. Im Jahre 1818 erfand der französische Optiker M. Lepage die zierliche Gelenklorgnette. Indem er in der Mitte des Steges ein Gelenk einfügte, konnten die Gläser bei Nichtgebrauch übereinander eingeschlagen werden. Nach 1828 versahen die Optiker das Steggelenk mit einer Feder- oder Springvorrichtung. Diese Springlorgnetten bildeten die bevorzugten Sehhilfen der Biedermeierzeit. Sie wurden oftmals aus wertvollen Materialien hergestellt und dienten vielen Damen der feinen Gesellschaft als unentbehrlicher Modeartikel. Auch bei Maskenbällen waren sie beliebte Utensilien. Außerdem wurden sie als Sehhilfe in Oper und Theater genutzt und dienten somit als Vorläufer des Opernglases.
Die letzten Lorgnetten wurden in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts getragen. Heute trifft man sie nur noch selten an, da sie neben den modernen Brillengestellen recht exotisch erscheinen und für den alltäglichen Gebrauch eher unpraktisch sind.
Bei unserer Lorgnette dient die Hülle der einklappbaren Gläser zugleich als Griff zum Halten der Gläser. Sie ist aus Schildpatt gefertigt und hat an einem Ende eine Öse zum Anbringen einer Kette oder Schnur.
Sie stammt von der Schwiegermutter des Rendsburger Landrates Klaus Brütt, der von 1891 bis 1919 im Amt war.
Objekt des Monats Dezember 2013 und Januar 2014
Blechspielzeug Schneckenpost
Herkunft und Datierung: Rendsburg / Nürnberg, 1951-58
Material: Weißblech, Metall, Wolle
Inv.-Nr.: HMR 9508-283
Diese Schneckenpost stammt aus der Sammlung Jahnke und zeigt einen Zwerg mit bunter Kleidung, der auf einer Schnecke reitet. In der rechten Hand hält er die „Zügel“, in der linken eine Glocke, die durch einen Uhrwerksantrieb zum Klingeln gebracht werden kann. Durch die Bewegungsmechanik hebt der Zwerg außerdem beide Arme in die Höhe und die Fühler der Schnecke wippen auf und ab. Das Blechspielzeug stammt von der Firma Blomer & Schüler in Nürnberg und wurde zwischen 1951 und 1958 für den deutschen Spielzeugmarkt produziert. Die Firma bestand von 1919 bis 1974, spezialisierte sich jedoch erst ab 1930 auf die Produktion von Blechspielzeug, insbesondere auf mechanische Tiere und menschliche Figuren.
Die Schneckenpost ist heute in Sammlerkreisen ein äußerst seltenes Stück. Daher ist sie auch in dem in Kürze erscheinenden Katalog zur Blechspielzeugsammlung Jahnke zu sehen, der von den Museen im Kulturzentrum zusammengestellt wurde. Darin enthalten ist ein Großteil der Blechspielzeuge, die seit Ende 2011 in einer eigens dafür hergerichteten Abteilung des Historischen Museums in mehreren Vitrinen ausgestellt sind.
Objekt des Monats Februar 2014
Reservistengläser
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1912
Material: Glas
Inv.-Nr.: HMR (noch nicht vergeben)
Ein Sammlungsschwerpunkt der Museen im Kulturzentrum ist die 350jährige Garnisonsgeschichte der Stadt Rendsburg, denn seit 1665 beherbergte die Stadt dauerhaft militärische Einheiten. Mit der Schließung der Feldwebel-Schmidt-Kaserne endete diese prägende Zeit jedoch 2010. Im Historischen Museum gibt es aber noch zahlreiche Andenken an jene Zeit, als das Militär im Stadtbild noch allgegenwärtig war. Darunter befinden sich auch zwei Gläser des Reservisten Otto Weidner.
Weidner leistete zwischen 1910 und 1912 seinen Dienst beim Schleswig-Holsteinischen Train Bataillon Nr. 9 in Rendsburg ab. Das Bataillon war eines von insgesamt 19 neupreußischen Trainbataillonen und hatte seinen Standort in Friedenszeiten in Rendsburg. Hauptaufgabe des Trains im Kriegsfall war die Versorgung der kämpfenden Truppe und der Transport militärischer Güter. Aus diesem Grund waren es häufig Handwerker, die zum Train eingezogen wurden. Anders als in anderen Einheiten, war ihre Dienstzeit kürzer. Sie mussten statt drei Jahren, nur anderthalb bis zwei Jahre dienen.
Die beiden Gläser erhielt Otto Weidner „Zum Andenken an meine Dienstzeit b. d. [Anm.: bei dem] 1. Op. Schlesw. Holst. Train Bat. No: 9.“. Sie enthalten neben der Inschrift, das Zeichen des 9. Trainbataillons sowie die Farben des Deutschen Reiches (schwarz, weiß, rot). Auf einem der Gläser sind zusätzlich die Initialen des ehemaligen Besitzers in das Bild eingearbeitet worden.
Über den einstigen Besitzer der Gläser wissen wir nicht viel. Es liegt allerdings nahe, dass Weidner vor ziemlich genau 100 Jahren als Reservist im Ersten Weltkrieg eingezogen wurde. Ob er diesen überlebte ist ungewiss.
Objekt des Monats März 2014
Brennhexe
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1945
Material: Eisenblech
Inv.-Nr.: HMR 5730
Hunger, Kälte und Wohnungsnot gehörten für viele Menschen während und nach dem Zweiten Weltkrieg zum Alltag. Ganz besonders hatten die zahlreichen Flüchtlinge mit diesen Problemen zu kämpfen. Mehrere hunderttausend Menschen kamen mit dem Ende des Krieges nach Schleswig-Holstein. Auch Rendsburg nahm unzählige Flüchtlinge auf, so dass bereits am 1. Mai 1946 mehr Flüchtlinge als Einheimische in Rendsburg lebten.
Der Einsatz einer sogenannten Brennhexe oder auch Kochhexe genannt, milderte zumindest teilweise zwei der drängendsten Probleme: Zum einen konnten die Menschen auf einfache Weise kochen, zum anderen spendete die Brennhexe etwas Wärme. In den Notunterkünften der Flüchtlinge war dies häufig die einzige Wärmequelle. Der Aufbau ist denkbar einfach: Ganz unten befindet sich ein Auffangbehälter für die Asche, darüber eine Öffnung für das Brennmaterial und ganz oben lässt sich ein Topf einsetzen.
Diese simple Koch- und Heizeinrichtung konnte mit wenig arbeits- und Materialaufwand selbst hergestellt und auch ohne Schornsteinanschluss betrieben werden. Ein weiterer Vorteil lag darin, dass unterschiedlichste Brennmaterialien wie beispielsweise Holz, Briketts oder Torf verwendet werden konnten: Nicht selten bringen schwierige Situationen ungewöhnliche Lösungen hervor. Die Brennhexe ist nur eines von vielen Beispielen, die in den Museen im Kulturzentrum zu sehen sind.
Objekt des Monats April 2014
Krimschild
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1942
Material: Eisenblech
Inv.-Nr.: HMR 9441
Ein Museum beschäftigt sich mit der Vergangenheit. Nicht immer erschließt sich sofort der Sinn in der Bewahrung alter Gegenstände. Doch die Hinwendung zur Geschichte ermöglicht unter anderem auch ein besseres Verständnis aktueller Konflikte. Eine Auszeichnung der Wehrmacht kann uns beispielsweise auf die komplizierte und wechselhafte Geschichte der Krim aufmerksam machen.
Bereits im 18. Jahrhundert war die Krim Objekt machtpolitischer Interessen und Auseinandersetzungen. Damals eroberte die russische Zarin Katharina II. die zu dem Zeitpunkt noch osmanische Halbinsel. Mitte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem erneuten Krimkrieg zwischen Russland und dem Osmanischen Reich. Am Ende des Ersten Weltkriegs besetzten deutsche Truppen die Krim und 1921 gliederten die Bolschewiki sie als autonomes Gebiet in die Sowjetunion ein. Seit 1954 gehörte sie schließlich zur Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik.
Das Objekt des Monats erzählt von einer weiteren Phase des Kampfes um die Krim. Bereits kurz nach Beginn des Zweiten Weltkrieges besetzte die Wehrmacht die Halbinsel. Die Besetzung dauerte mehr als zwei Jahre an und konnte erst 1944 von der Sowjetunion beendet werden. Nach Plänen der Nationalsozialisten sollten dort, wo angeblich einst die Goten lebten, deutsche Siedler sesshaft werden. Der von Adolf Hitler gestiftete Krimschild sollte an die „heldenhaften Kämpfe um die Krim“ erinnern und wurde am linken Oberarm der Uniform getragen. Schätzungsweise 250.000 Soldaten bekamen den Krimschild verliehen.
Durch die Jahrhunderte hinweg war die Krim symbolischer Ort und umkämpftes Gebiet zugleich. Ein Spannungsverhältnis, das ein großes Konfliktpotential in sich birgt und sich auch im aktuellen Krimkonflikt zeigt.
Objekt des Monats Mai 2014
Tasse des königlichen Lehrer-Seminars
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1. Hälfte 20. Jahrhundert
Material: Porzellan
Inv.-Nr.: HMR 9588
Nach der Christian-Timm-Schule 2013 feiert in diesem Jahr nun auch das Helene-Lange-Gymnasium einen runden Geburtstag. Zu feiern gibt es das 125-jährige Jubiläum der Schule. Während des gesamten Schuljahres bietet die HeLa ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Ab dem 3. Juni wird in diesem Zusammenhang eine Sonderausstellung unter dem Titel „125 Jahre HeLa“ in den Museen im Kulturzentrum zu sehen sein. Einen Vorgeschmack auf die Ausstellung bietet unser Objekt des Monats.
Vorläufer des Helene-Lange-Gymnasiums war die Höhere Mädchenschule, die der Bildung bürgerlicher Mädchen diente. Sie war ein Zusammenschluss zweier privater Mädchenschulen und nahm 1891 den Unterricht mit 171 Schülerinnen auf. Die Schule war zunächst in den Räumlichkeiten der ehemaligen Privatschulen untergebracht, zog aber bereits 1892 in einen Neubau um, welcher 1911 renoviert und erweitert wurde.
Auf dem Objekt des Monats ist ein Teil des heutigen Gebäudes der HeLa abgebildet. Zu sehen ist das Gebäude des königlichen Lehrer-Seminars, welches 1912 eingeweiht wurde und ein Seminar zur Ausbildung angehender Lehrer beherbergte. Als das Seminar 1926 auszog, nutzte zunächst die Aufbauschule das Gebäude, bis schließlich die Mädchenschule die Räumlichkeiten des ehemaligen Lehrerseminars bezog.
Seitdem hat sich aus der traditionellen Mädchenschule ab 1973 im Zuge der Koedukation ein modernes Gymnasium für Jungen und Mädchen entwickelt.
Objekt des Monats Juni 2014
Kräuterbuch: „Künstliche Conterfeytunge der Bäume, Stauden, Hecken, Kreuter, Getreide und Gewürze“ von Adam Lonitzer
Herkunft und Datierung: Frankfurt a.M., 1582
Material: Papier
Buchnummer: HMR 368
Mit der Erfindung der beweglichen Lettern löste Johannes Gensfleisch, besser bekannt unter dem Namen Gutenberg, im 15. Jahrhundert eine wahre Medienrevolution aus.
Bis zur Erfindung des Buchdrucks waren Bücher etwas sehr Wertvolles, da in ihnen sehr viel Arbeit steckte. Jedes einzelne Exemplar wurde meist in Klöstern von Hand abgeschrieben. Dies war sehr zeitintensiv und mühsam. Entsprechend wertvoll war jedes Exemplar. Große Auflagen konnten auf diese Weise nicht hergestellt werden. Die meisten Menschen konnten ohnehin weder lesen noch schreiben. Bücher wurden daher vor allem von Geistlichen und dem Adel gelesen. Die Inhalte der Texte waren dementsprechend stark religiös geprägt.
Durch die Entwicklung des Buchdrucks kam es zu einer Demokratisierung. Das sich bildende Bürgertum verlangte zunehmend nach Bildung und Unterhaltung. Die traditionelle Methode des Abschreibens konnte einen so großen Bedarf nicht decken. So stieß der neu entwickelte Buchdruck auf fruchtbaren Boden. Im Zuge dieser Entwicklungen kam es auch zu einer Verbreiterung des Themenspektrums der Bücher. Neben den klassischen christlichen Texten, wurden zunehmend auch unterhaltsame und populärwissenschaftliche Bücher produziert.
Ein sehr schönes Beispiel für den neuen Themenreichtum, den der Buchdruck hervorgebracht hat, ist das hier dargestellte Kräuterbuch aus dem ausgehenden 15. Jahrhundert. Dieses und weitere Bücher aus der Frühzeit des Buchdruckes sind im Druckmuseum zu sehen.
Objekt des Monats Juli 2014
Signierter WM-Ball
Herkunft und Datierung: Zürich, 2014
Material: Kunststoff
Inv.-Nr.: Leihgabe aus Privatbesitz von Kai Voss
Der Juli steht im Zeichen von König Fußball. Ganz Deutschland ist im Fußballfieber, so auch die Museen im Kulturzentrum. Am 13.07.2014 wird sich in Rio de Janeiro entscheiden, wer neuer Fußballweltmeister wird. Bis dahin können alle Fußballfans hoffen, dass ihre Mannschaft den begehrten Pokal mit nach Hause nehmen darf.
Passend zur Fußballweltmeisterschaft präsentieren die Museen im Kulturzentrum zahlreiche signierte Sportobjekte. Ein ganz besonderes Objekt ist dieser Fußball. Er ist eine Leihgabe des privaten Sammlers Kai Voss. Seit 1995 sammelt dieser Autogramme von Sportlern. Über die Jahre ist eine beachtliche Sammlung entstanden. Einige Glanzstücke dieser Sammlung sind ab sofort im Foyer des Kulturzentrums und im Museumscafé zu bewundern. Die Sammlung beinhaltet unzählige Autogrammkarten, zahlreiche signierte Trikots, Torwarthandschuhe, Boxhandschuhe und einige Bälle. Highlights sind unter anderem die Handschuhe von Robert Enke und die Boxhandschuhe von Wladimir Klitschko, dem Kai Voss beim Training zuschauen durfte und der ihm im Anschluss seine signierten Handschuhe schenkte.
Ein paar Monate vor der WM in Brasilien hat Kai Voss den FIFA-Präsidenten Sepp Blatter angeschrieben und um einen signierten Ball gebeten. Wenige Wochen vor Beginn der WM bekam er als Antwort diesen handsignierten Fußball aus Zürich zugeschickt. Es ist der offizielle WM-Ball mit der Unterschrift von Sepp Blatter.
Kai Voss hat sich sehr über den Ball gefreut und ist glücklich ihn nun einem großen Publikum präsentieren zu können.
Objekt des Monats August 2014
Fotografie zur Erinnerung an die Mobilmachung 1914
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1914
Material: Papier
Inv.-Nr.: Nicht vergeben
Am 01. August 1914, also vor genau 100 Jahren, gab Wilhelm II. den Befehl zur Mobilmachung des deutschen Heeres und der deutschen Flotte. Ein Tag später folgte die Kriegserklärung an Russland. Der Erste Weltkrieg hatte begonnen.
Im gesamten Kaiserreich kam es nach Bekanntwerden der Mobilmachung von zwei Millionen Soldaten zu öffentlichen Freudenbekundungen, die als Augusterlebnis in die Geschichtsbücher eingegangen sind. In der Öffentlichkeit verbreitete sich ein Selbstbild von Kraft und nationaler Geschlossenheit.
Auch in der Garnisonstadt Rendsburg zeigte sich die Bevölkerung im August 1914 voller Begeisterung. In der Lokalpresse erschien beispielsweise unter dem Titel „Auf dem Bahnhof“ ein Gedicht in dem es heißt:
„Es rollen die Räder. Hin fliegt der Zug. Soldaten, Soldaten übergenug! Und immer neue bei Tag und Nacht - Entgegen dem Kampf, entgegen der Schlacht: Ran an den Feind! […] Wohin wir fahren? Ort unbekannt, Bloß für Kaiser und Reich und Heimatland: Ran an den Feind!“
Zu den besungenen Soldaten gehörten auch Oberstleutnant v. Pannewitz und seine Kameraden vom Bezirkskommando Rendsburg. Jene 17 Mann vom Erinnerungsfoto, die 1914 für „Kaiser, Reich und Heimatland“ in den Krieg zogen.
Der Erste Weltkrieg endete 1918 mit einer schrecklichen Bilanz: schätzungsweise 8,5 Millionen Gefallene und über 21 Millionen Verwundete, unter ihnen auch unzählige Rendsburger. Zum Gedenken an den Ersten Weltkrieg stehen noch heute zahlreiche Denkmäler in Rendsburg.
Objekt des Monats September 2014
Speisekarte: Milchbar am Jungfernstieg
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 1960er Jahre
Material: Papier
Inv.-Nr.: Nicht vergeben
Am 8. Mai 1945 war der Zweite Weltkrieg vorbei. Für viele Menschen hatte das Leid aber noch kein Ende. Millionen Menschen waren auf der Flucht aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Ein großer Strom von Flüchtlingen und Vertriebenen kam auch nach Rendsburg.
Die ersten kamen schon während des Krieges in die Stadt. Sie waren zum größten Teil aus Hamburg, das durch Bombenangriffe stark zerstört worden war, geflüchtet. Nach Kriegsende kamen tausende Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten hinzu, so dass 1946 mehr Flüchtlinge als Einheimische im Kreis Rendsburg lebten.
Viele der Flüchtlinge blieben in Rendsburg, so auch Eva Haarhaus. Am 14.12.1910 in Brandenburg an der Havel geboren, kam sie nach Kriegsende als Flüchtling nach Rendsburg. Sie zählte zur Flüchtlings-Gruppe A, denn sie hatte vor 1938 in den deutschen Ostgebieten gelebt. Binnen weniger Jahre baute sie sich in Rendsburg eine neue Existenz auf. Zwischen 1955 und 1967 betrieb sie am Jungfernstieg die beliebte Milchbar. Viele Rendsburger erinnern sich immer noch gerne an das Lokal am Jungfernstieg, das es seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gibt.
Die Geschichte von Eva Haarhaus und ihrer Milchbar ist nur eine von vielen, die zeigt, dass Migrantinnen und Migranten das Leben in Rendsburg seit jeher mitgestaltet und bereichert haben. Weiteren solchen Geschichten soll während der Interkulturellen Woche 2014 nachgegangen werden. Für 2015 ist zudem eine Sonderausstellung zum Thema Migration in Rendsburg geplant. Wer Interesse hat, sich an der Ausstellung mit der eigenen Geschichte zu beteiligen, ist eingeladen, sich an einem Workshop am 21.09.2014 von 14:00 – 17:00 Uhr in die Museen im Kulturzentrum zu beteiligen.
Objekt des Monats Oktober 2014
Feuerlöscheimer
Herkunft und Datierung: Ehndorf, 1820
Material: Leder, Naturfaser-Seil
Inv.-Nr.: HMR 4312
Diesen Monat präsentieren die Landeszeitung und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg einen ledernen Feuerlöscheimer aus dem 19. Jahrhundert als Objekt des Monats.
Der Feuerlöscheimer besteht aus rotbraunem Leder. Als Griff ist ein mit Leder umwickeltes Naturfaser-Seil angebracht. Die Aufschrift lautet: „M. Brandt. Ehndorf No 9. 1820.“ und verweist damit auf den einstigen Besitzer, den Herkunftsort und das Anschaffungsjahr des Eimers.
Jeder Hausbesitzer war damals dazu verpflichtet einen solchen Feuerlöscheimer zu besitzen und für den Fall eines Brandes zur Verfügung zu halten. In regelmäßigen Abständen kamen die Eimer in Rendsburg zum Einsatz. Ein Eindämmen der Brände war auf diese Weise jedoch kaum möglich, so dass mehrere Stadtbrände große Teile der Stadt verwüsteten. Für das 13. Und 14. Jahrhundert sind gleich mehrere größere Stadtbrände überliefert. Im Jahr 1862 brannte zudem das Provianthaus bis auf die Grundmauern nieder.
Für die Schleswig-Holsteinische Erhebung im Jahr 1848 spielten diese Eimer ebenfalls eine entscheidende Rolle: Nachdem am 24. März 1848 bewaffnete Schleswig-Holsteiner am Paradeplatz aufmarschiert waren, ließen sie Feueralarm schlagen. Die Soldaten der Garnison eilten mit Feuerlöscheimern bewaffnet zum Paradeplatz, um das vermeintliche Feuer zu löschen. Dieser kluge Schachzug führte unter anderem dazu, dass die Festung Rendsburg kampflos an die Aufständischen übergeben wurde und an diesem Tag keine Toten zu beklagen waren.
Noch bis etwa 1900 waren die Feuerlöscheimer im Einsatz. Eine erste Feuerspritze erhielt die Stadt zwar schon 1695, doch modernere Spritzen kamen erst ab dem 19. Jahrhundert in Umlauf.
Objekt des Monats November 2014
Teil der Transall „Rendsburg“
Herkunft und Datierung: LTG Hohn, 2013
Material: Stahl
Inv.-Nr.: Nicht vergeben
Am 30. April 1968 erhielt das Lufttransportgeschwader 63 (LTG 63) in Hohn die Transall mit der Kennung 50+06 ausgeliefert. Bis zum letzten Flug am 10. Januar 2012 absolvierte die Maschine mehr als 11.000 Laufzeitstunden und über 10.000 Landungen. In ihrer fast 44 Jahre dauernden Dienstzeit legte die Maschine bis zu fünf Millionen Kilometer zurück.
Auffällig an der Maschine war der Schriftzug „Rendsburg“. Mit Beschluss der Ratsversammlung vom 11. November 1993 übernahm die Stadt Rendsburg die Patenschaft für das Transportflugzeug und unterstrich damit die enge Verbindung von Bundeswehr und Stadt.
Nachdem die „Rendsburg“ 2012 ausgemustert worden war, diente sie noch einige Zeit als Ausbildungsflugzeug. Im vergangenen Jahr wurde sie schließlich verschrottet. Doch die Kennung des Flugzeuges sowie der Name mit Stadtwappen wurden vor der Verwertung herausgetrennt. Diese Erinnerungsstücke übergab der Kommodore des LTG 63, Oberst Hartmut Zitzewitz, den Museen im Kulturzentrum zusammen mit dem Gästebuch des Fliegers. Unter den Gästen an Bord der „Rendsburg“ befand sich unter anderem der damalige Innenminister Otto Schily oder Rendsburgs ehemaliger Bürgermeister Andreas Breitner.
Die „Rendsburg“ war die erste Transall des Typs C-160 der Luftwaffe. Mit der 50+06 endet bald auch die Zeit der verbliebenen Transall-Maschinen. Sie werden nach und nach durch den Airbus A-400 M ersetzt.
Objekt des Monats Dezember 2014
Tuborg Weihnachtspilsener Adventskalender
Herkunft und Datierung: Rendsburg, 2001
Material: Pappe
Inv.-Nr.: Nicht vergeben
Nicht alles was in einem Museumsmagazin lagert hat zwangsläufig einen historischen Wert. Museumsobjekte können auf sehr unterschiedlichen Wegen ins Museum kommen: Die meisten Objekte sind Spenden von geschichtsinteressierten Bürgern oder von gemeinnützigen Stiftungen; einige wenige Objekte wurden auf Grund ihrer besonderen Relevanz für das Museum angekauft; daneben gibt es noch Objekte die man als „Dekoration“ bezeichnen könnte.
Während der vergangenen Monate haben die Museen im Kulturzentrum erfolgreich einen gründlichen Zertifizierungsprozess durchlaufen. Hierbei wurden unter anderem alle Museumsobjekte gesichtet und anhand des neuen Sammlungskonzeptes bewertet. Einige Stücke waren in so schlechtem Zustand, dass sie ausgesondert werden mussten. Der Adventskalender hat die Sichtung überlebt, denn er war bereits Bestandteil einer Ausstellung und darf daher vorübergehend als Deko-Objekt im Magazin verbleiben.
Im Jahr 2001 organisierten das Jüdische Museum Rendsburg und die Museen im Kulturzentrum Rendsburg eine gemeinsame Weihnachtsausstellung. Unter dem Titel „Weihnukka“ wurden Objekte aus dem jüdischen Chanukkafest und dem christlichen Weihnachtsfest in einer kleinen Studioausstellung im Museumscafé gezeigt.
Der Tuborg-Adventskalender hat selbstverständlich wenig mit dem christlichen Weihnachtsfest zu tun, symbolisiert jedoch die zunehmende Kommerzialisierung von Weihnachten. In diesem Sinne wünschen die Museen im Kulturzentrum allen Leserinnen und Lesern eine besinnliche Vorweihnachtszeit und viel Spaß mit allen Türchen in ihrem Adventskalender!